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Zwischen Konrad Lorenz und Sigmund Freud

Die Gründung einer eigenen Praxis ist ein großer Schritt. Wenn dazu auch noch ein ganzer Bauernhof samt Lamas zur „Grundausstattung“ gehört, ist dazu vor allem eine große Portion Mut erforderlich.


Praxis & Bauernhof: Dr. Wolfgang Schuhmayer setzt auf professionelles Angebot in innovativer Nische

Das österreichische Institut für Alpacatherapie & Forschung hat kürzlich im Waldviertel eröffnet. Am „Brigindohof“ in Gföhl bei Krems werden Alpacas eingesetzt, um Menschen bei psychischen Belastungssituationen wie etwa Burnout und Depression zu helfen. Bei den Kindern sind die Schwerpunkte ADHS und leichter bis mittelschwerer Autismus. Weiters zählt die tiergestützte Therapie zu den anerkannten Fördermaßnahmen bei Down-Syndrom sowie einer Vielzahl von motorischen Behinderungen. Die ursprünglich aus Peru stammenden Tiere eignen sich aufgrund ihrer hohen Sensibilität besonders gut für diese naturnahe Behandlungsmethode. „Tiergestützte Therapie darf keinesfalls verwechselt werden mit der sogenannten Kuscheltierpädagogik, die per se nicht mehr als eine Wohlfühlmaßnahme ohne therapeutischen Stellenwert darstellt. Was bei uns gemacht wird, ist eine Beziehungstherapie, die nach internationalen Standards Medizinern, Psychologen und Psychotherapeuten vorbehalten ist und auch entsprechenden Anforderungen unterliegt“, erläuterte Gründer und Leiter Dr. Wolfgang Schuhmayer das Konzept. Im Interview erklärt der innovative Mediziner seine Motivation zum Schritt in die Selbstständigkeit.

Sie haben kürzlich eine Therapiepraxis gegründet – was war ausschlaggebend für diese Entscheidung?
Meine Praxisgründung steht im direkten Zusammenhang mit der Standortsuche des von mir mit zwei anderen Kollegen gegründeten „Österreichischen Instituts für Alpacatherapie & Forschung“. Daher wurde sie gemeinsam mit dem neuen Institutsstandort am 30. Juni dieses Jahres eröffnet. Es ist eine sehr einfache Beratungspraxis mit einer kleinen angebundenen Küche und einem Bad, bei deren Ausführung im Kontext mit der Art der Therapie sehr konsequent auf die Verwendung von Naturmaterialien geachtet wurde. Sie befindet sich in Niederösterreich im kleinen Ort Grossmotten, etwa 15 Autominuten nördlich von Krems an der Donau, insgesamt knapp über eine Autostunde von Wien entfernt. Ausschlaggebend war die räumliche Bindung an den Institutsstandort.

Wie weit stehen finanzielle Überlegungen am Beginn so einer Entscheidung?
Finanzielle Kriterien waren eher zweitrangig, es ging um ein Gesamtkonzept, dem Rechnung getragen werden musste. Nur die eigene Ordination ermöglicht die volle therapeutische und soziale Entfaltung. Ohne die Einengung „übergeordneter“ Institutionen oder Organisationen, die ohnehin nur am eigenen Profit interessiert sind. Grundvoraussetzung ist aber die Freude daran, diese Unabhängigkeit auch umzusetzen und zu leben. Dazu gehört unter Umständen auch, dass man kurzfristig Leitungen repariert. Dafür sind sicher nicht alle „geboren“.

Stand die Frage „Kaufen oder Mieten“ im Raum?
Die Frage stand vorerst schon im Raum, da ein gewisser Zeitdruck entstand. Es gab eine sehr elegante Miet-Option im Gut Jaidhof, die allerdings nicht unseren zeitlichen Erfordernissen entsprach. Auch zwei leere, historisch unglaublich schöne Pfarrhöfe des Stiftes Altenburg hätten gepachtet werden können. Letztlich siegte aber die alte Volksweisheit „Lieber ein kleiner Herr als ein großer Knecht!“ und es wurde eine Art „Therapiebauernhof“ gefunden, der von der räumlichen Aufteilung her schon ein kleine, baulich abgetrennte Wohneinheit bot, die sich hervorragend als Praxis eignet.

Gab es einen Businessplan dafür?

Ja, natürlich. Andererseits muss man dazu sagen, dass es einer gewissen hellseherischen Fähigkeit bedarf, für eine absolut neue Therapie, nämlich tiergestützte Therapie mit Alpacas, einen seriösen Businessplan zu machen. Dennoch gehört so etwas zu den Hausaufgaben, die keinesfalls übersehen werden dürfen.

Als dann die Entscheidung zu gründen gefallen war, wer bot hilfreiche Unterstützung?
Ich habe mich vor allem auf meine eigene wirtschaftliche Erfahrung gestützt, um die finanziellen Rahmenbedingungen hinsichtlich des Bedarfs abzustecken. Das hat einiges an Zahlenarbeit inkludiert, was heute unabdingbar ist, wenn man von einer seriösen Bank ernst genommen werden will. Dieses Werk habe ich dann meinem Bankpartner BAWAG als Geschäftsmodell vorgelegt, der erfreulich konstruktiv und hoch kompetent war in der Art der Fragen, die gestellt wurden. Mein Finanzberater, Mag. Werner Groiss vom Beratungszentrum Gars, hatte dann die Aufgabe, gleichsam den übergeordneten Finalcheck durchzuführen.      rh

Info & Kontakt: www.alpacatherapie.at