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Zeige mir, wie du wohnst …

… und ich sage dir, wer du bist. Urbane Traumwohnung mit stylischem Dachgarten oder Traumhaus am Land mit reichlich Garten – welcher Wohntyp sind Sie?


Exklusives Penthouse in Wien, Augartennähe, um 905.000 Euro: 171 m2 Wohnfläche, neu ausgebaut, Haus aus 1869, www.immo-contract.com

qFür die meisten Menschen hat die Suche nach einer Immobilie im Eigentum etwas Endgültiges, der Hausbau sowieso – auch wenn man sagt, dass der Bauherr erst nach dem ersten Hausbau tatsächlich weiß, welches Haus er gerne (gehabt) hätte. In der mitteleuropäischen Mentalität verwurzeln sich die Menschen eben gerne – ganz im Gegenteil zu etwa den USA, wo es gang und gäbe ist zwanzigmal oder öfter im Laufe eines Lebens zu übersiedeln.
Wer vor der Entscheidung steht, wo und wie er sich zumindest auf absehbare Zeit dauerhaft niederlassen möchte, steht jedenfalls vor vielen Fragen: Hausbau, Hauskauf, Miete oder Wohnungskauf? Dachwohnung in der Stadt mit Terrasse oder Haus am Land mit Eigengarten? Wie sehr bzw. bis zu welcher Schmerzgrenze ist arbeitsplatznahes Wohnen erforderlich? Und vor allem: Was kostet das alles?

Über Geschmack lässt sich nicht streiten

Ärzte gehören laut Mag. Alexander Kepka von ÖRAG-Immobilien zur gehobenen Klientel, die sehr viel Wert auf Qualität legt, doch echter Luxus sieht nun mal für jeden anders aus. Ein schlauer Mensch hat einmal gesagt, dass Luxus dort zu finden ist, wo man sich am wohlsten fühlt. Nun tendiert eben der eine aufs Land, in die Stille, die Zurückgezogenheit, wo er Kindern, Sport und sozialen Kontakten den nötigen Freiraum geben und die Weite genießen kann. Der andere braucht das Brodeln der Stadt, die Dekadenz von Läden, Restaurants und kulturellen Hotspots, den Blick auf „seine“ Stadt. „Luxus ist immer etwas, das sich nicht jeder leisten kann und auch schwer zu bekommen ist“, meint dazu Michael Seiller-Tarbuk von RESAG Immobilien. „Schwer zu bekommen sind in Wien sicherlich alte Jugendstilvillen im 18., 19., 13. oder 14. Bezirk oder schöne große, repräsentative Altbauwohnungen. Absoluter Wohnluxus ist Größe vereint mit Grün – also ein Garten mit Pool oder eine wirklich nutzbare Dachterrasse, die als Grünoase fungiert.“
Geschmäcker sind jedenfalls verschieden, teuer und luxuriös lässt sich dort wie da wohnen – einen eindeutigen Trend gibt es unter heimischen Ärzten wohl nicht. „Wir haben
60 m2 Wohnungen an Jungärzte genauso vermietet, wie wir die Eigentumswohnung mit 150 m2 in bester Lage an renommierte Ärzte verkauft haben“, bestätigt Seiller-Tarbuk und ergänzt: „Eventuell ist als Trend zu beobachten, dass viele Ärzte im neunten und achten Bezirk wohnen, um die Spitäler herum. Aber auch der 16. Bezirk ist begehrt wegen der Nähe zum Wilhelminenspital. Äußerst beliebt sind sicherlich die Bezirke 1, 3, 9, 13, 14, 16, 18, 19 und Klosterneuburg.“ Seiller-Tarbuk wird auch häufig nach Objekten gefragt, in denen sich Wohnung und Praxis vereinen lassen. Und Kepka sieht einen Mangel an Altbauwohnungen, die „so saniert werden, dass sie das Altbauflair nicht verlieren, aber dennoch den Anforderungen des luxuriösen Wohnens – also Terrassen, große Balkone, Garagenplätze, Sicherheitssysteme, Zentralheizung etc. – entsprechen“.
In Salzburg sieht die Sachlage ähnlich aus. Mag. Carola Waibel von Reiter Immobilien weiß um die unterschiedlichen Anforderungsprofile: „Von jungen Turnusärzten werden erfahrungsgemäß Wohnungen in unmittelbarer Nähe zum jeweiligen Krankenhaus angemietet. Schon etablierte Ärzte suchen Objekte zur Eigennutzung, für ihre Nachkommen, zur Kapitalanlage oder Zweitwohnsitze.“ Je nach Einkommens- und familiärer Situation würden Häuser mit Garten, also Reihenhäuser, Doppelhaushälften oder Einfamilienhäuser, gesucht. Kinderlose Ärzte seien eher auf der Suche nach zentral gelegenen Stadtwohnungen. „Dachgeschoßwohnung oder Penthouses stellen für Ärzte interessante Optionen zum Einfamilienhaus dar“, weiß die Immobilienexpertin. Bei der dieser Wahl seien Interessenten besonders an einem repräsentativen Erscheinungsbild interessiert, an individuellen kleinen Wohnanlagen, hauseigenen Garagen und barrierefreiem Zugang mit Lift. „Dieses Käufersegment möchte sich mit der Architektur des Hauses und der Lage identifizieren können“, ergänzt Waibel. In Salzburg punkten Anbindungen ans Verkehrsnetz und gute Infrastruktur, was besonders die Stadtteile Aigen, Parsch, Leopoldskron, Gneis, Riedenburg, Morzg und das Andräviertel attraktiv macht.

Traumhaus mit Garten…

Für Dr. Talin Gulesserian, Abteilungsvorstand für Kinder- und Jugendheilkunde in der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien, ist der absolute Wohntraum ein „Haus mit Garten und viel Lichteinfall, großen Räumen und unbedingt mit Terrasse und Garten“. Außerdem darf das Wunschdomizil nicht kleiner als 130 m2 sein und wenn es in Wien erschwinglich wäre, würde das den Traum noch perfektionieren. Absolut ein No-Go wäre eine dunkle, kleine Wohnung an einer viel befahrenen Straße. Auch für die Ärztin gibt es Präferenzen hinsichtlich der Lage des Traumhauses. Zumindest dieser Faktor wäre immerhin weitgehend geschafft, denn Gulesserian wohnt genau 5,8 km von ihrem Arbeitsplatz entfernt – zehn Minuten Autofahrt oder
20 Minuten per Fahrrad.

…oder doch das edle Penthouse mit Terrasse

Dr. Walter Brunner, Facharzt für Chirurgie und Viszeralchirurgie im Medicent Salzburg, nennt ähnliche Traumziele: „Mein absoluter Wohnluxus wäre ein modernes, lärmfreies Einfamilienhaus, frei stehend, mit vielen Glasfronten, Pool und Blick auf einen See und Berge. Eine dunkle, alte, beengte, verwinkelte Wohnung in einem riesigen Wohnblock käme nie in Frage.“ Ein wenig anspruchsvoller klingt das schon und es fällt auf, dass hier wiederum das Traumhaus im Vergleich zur Wohnung gewinnt. Aber: Investieren würde der Chirurg allemal in seine Penthousewohnung in der Nähe seines Arbeitsplatzes, alleine schon, weil die Nähe für ihn als Chirurg wichtig ist.

Soho-Effekt und Trendbezirke

In Wien punktet freilich noch immer der erste Bezirk als Traum­adresse mit entsprechend astronomischen Kaufpreisen. Den Mangel an Angeboten spüren Interessenten nicht zuletzt auch in angrenzenden Bezirken, wo die Preise ebenfalls „beeindrucken“. Günstige, aber attraktive Lagen gewinnen mitunter durch den so genannten Soho-Effekt, der bewirkt, dass ein wenig heruntergekommene Gegenden mit moderaten Preisen bei stilbewussten Bevölkerungsgruppen wie Studenten oder jungen Leuten im Berufsleben hip und trendy werden. Daraus entsteht dann mit der Zeit ein neues Trend- und Luxusviertel, was sich Experten etwa für die Straßen rund um den Brunnenmarkt im 16. Bezirk oder den Karmelitermarkt im zweiten Bezirk vorstellen können.
Äußere Bezirke wie 18., 19. und Teile des 13. Bezirks zählen ebenfalls zu den Top-Lagen, wobei hier auch durchaus Häuser, nicht nur Wohnungen, begehrenswerte Objekte darstellen. Generell sehen die Immobilienexperten die Wahl von Traumwohnung oder Traumhaus vorrangig als Geschmackssache. Während Familien mit Kindern zu größeren Immobilien mit Grünflächen tendieren, suchen junge Menschen – und natürlich auch Ärzte – eher stylische, kleine Wohnungen. Und ältere Menschen verkaufen häufig ihre Häuser und greifen auf weniger pflegeintensive Wohnungen zurück.
In Wien – wie auch Salzburg, Innsbruck, Graz und vielen anderen Städten mit großen Krankenhäusern – lässt es sich jedenfalls in jeder Luxusvariante leben. Freilich sind feudale Dachwohnungen mit großen Terrassen längst Mangelware und das Einfamilienhaus mit Garten auf Wiener Boden dürfte überhaupt nur mehr als Glücksfall gelten. Letztlich bleibt die Wahl des geeigneten Domizils aber immer eine Frage des Geschmacks, denn mit der nötigen Geduld, einem ausgeklügelten Finanzplan und einer großen Portion Sparwillen lassen sich auch große Träume realisieren. Wer ganz und gar unschlüssig ist, wohin es ihn zieht, der sollte den gewählten Wohnort ganz einfach nicht als finale Entscheidung sehen, von der er nie mehr abrücken kann. Auch Häuser lassen sich wieder verkaufen. Hier schließt sich der Kreis zu den großen Fragen, die wir uns anfangs gestellt haben. Vielleicht ist die Rastlosigkeit anderer Nationalitäten eher ein Fremdkörper in der österreichischen Emotionswelt. Ein wenig mehr Mobilität und weniger Verwurzelung würden allerdings vielen gut tun, denn es gibt beeindruckend viele schöne Fleckchen, auf denen es sich gut wohnen lässt. Und alle machen auf ihre Art und Weise viel Freude. Wer sich nicht entscheiden kann, ob Stadt oder Land und dessen Geldbörserl ausreichend Füllung vorweisen kann, der ist gut beraten sich beides zu gönnen: Stadtwohnung und Landhaus.

bw

Nachgefragt bei …

… Immobilienexperte Karl Fichtinger, Immo-Contract Maklerges.m.b.H.

Haben Sie Erfahrungen mit Ärzten auf Wohnungssuche gemacht?
Fichtinger: Ja, sicher. Wir haben im abgelaufenen Jahr über 1.100 Immobilien vermittelt und da wir Partner der Ärztebank sind, betreuen wir immer wieder Ärzte auf Wohnungssuche.

Was ist populärer: das Haus am Stadtrand oder die edle Dachwohnung?

Das hängt von der jeweiligen persönlichen Situation ab, beides wird stark nachgefragt.

Welche Bezirke und Gegenden punkten am meisten?

In Wien sind das eindeutig 1. bis 9., 13., 19. und in den Randlagen 16., 17. und 18. Bezirk sowie alles um die Alte Donau. Außerhalb von Wien geht der Trend Richtung Klosterneuburg, Baden, Mödling oder Perchtoldsdorf.

Mit welchen Kosten – ganz grob geschätzt – muss man wofür rechnen?
Spitzenpenthäuser werden um 14.000 Euro pro m2 angeboten. Ordentliche Objekte gibt es bereits ab 4.000 Euro pro m2. Am Stadtrand ist ein wesentlicher Faktor die Grundgröße – da sollen angeblich schon Spitzenwerte um 2.000 Euro pro m2 erzielt worden sein.

Was gilt als absoluter Wohnluxus bzw. wovon gibt es eindeutig zu wenig im Angebot?

Ein Penthouse mit Aussicht bzw. eine Villa im Grünen ebenfalls mit Aussicht oder eine am Wasser.