Wohnen an See und Fluss
Vom Salzkammergut bis zum Neusiedlersee – freie Plätze am Wasser sind rar. An welchen heimischen Seen Wohnträume trotzdem wahr werden und warum Immobilien auch in Wien endlich näher an die Donau rücken, fand ÄrzteEXKLUSIV heraus.
Die Sehnsucht nach Wasser und Ruhe als Kontrast zum stressigen Berufsalltag existiert schon seit dem 19. Jahrhundert. Auch in der Ärzteschaft. So verbrachte bereits der berühmte Chirurg Theodor Billroth (1829-1894) seine Sommer am Ufer des Wolfgangsees. In St. Gilgen errichtete er eine Villa. Heute erinnert an dieser Stelle noch ein gleichnamiges Hotel an den Mediziner. Sigmund Freud urlaubte in den 1920er-Jahren hingegen bevorzugt am steirischen Grundlsee.
Das Salzkammergut hat seinen Reiz behalten, mit dem Villenbau ist es freilich heute nicht mehr so einfach wie zu Billroths Zeiten – erstens der astronomischen Preise wegen, zweitens aufgrund des Mangels an freien Grundstücken. „Die Nachfrage nach Seeimmobilien ist ungebrochen. Der Markt ist enger als je zuvor“, berichtet Makler Walter Mairinger, der sich vor allem auf Immobilien rund um Österreichs größten See, den Attersee, spezialisiert hat. „Am gesamten See sind keine fünf Wohnungen direkt am Wasser frei“, veranschaulicht er das knappe Angebot. Dafür sind Interessenten auch bereit, entsprechende Preise von 8.000 Euro und mehr pro Quadratmeter zu bezahlen. Am Mondsee – der aufgrund seiner Nähe zu Salzburg bei den Festspielstädtern besonders beliebt ist – schätzt Wolf-Teja Steinleithner, der dort das Immobilienbüro OCS betreibt, die Preise sogar noch höher ein: „Gute Wohnungen direkt am See kosten 13.000 bis 14.000 Euro am Quadratmeter. Grundstücke werden um 3.000 bis 4.000 Euro am Quadratmeter gehandelt.“ Allerdings besteht Hoffnung, dass die Preise sich wieder etwas beruhigen: „Wir haben in den letzten zwei Jahren extreme Steigerungen gesehen. Seit Ende 2012 bemerken wir eine leichte Stagnation. Direkte Seelagen werden zwar weiter steigen, aber schwächere Lagen mit zwei Kilometer Abstand zum See werden wieder runtergehen. Da sind die Preise völlig überhitzt“, meint Steinleithner, dessen Kunden hauptsächlich aus Österreich kommen. „Es kaufen aber auch Deutsche, Holländer und Briten. Russen und Araber sind noch absolute Einzelfälle.“
Ruhe finden am Attersee
„Sportliche Leute, die es gerne ruhig haben, kaufen am Attersee“, beobachtet Steinleithner. In der Gemeinde Attersee vermarktet sein Unternehmen derzeit das Projekt Hofwies, das aus mehreren Designer-Wohnhäusern nur wenige Meter vom Wasser entfernt besteht. „Große Terrassen, Glasfronten und perfekter Seeblick. Die Preise beginnen bei den kleineren Einheiten bei 280.000 Euro, die Premium-Einheiten starten bei ca. 850.000 Euro.“ Mit dem Baubeginn rechnet der Makler im Herbst 2013.
Freilich ist nicht jede Lage am See gleich gut. „Begehrt sind jene Stellen, die lange Sonne haben und von der Autobahn schnell erreichbar sind. Dazu gehört die Ecke zwischen Nußdorf und der Gemeinde Attersee am Westufer. Am gegenüberliegenden Ufer ist Weyregg gut erreichbar, das auch mit seinem Golfplatz punktet“, so Mairinger, der aktuell Neubauwohnungen im Zentrum von Nußdorf mit eigenem Badeplatz anbietet. Etwas günstiger, da etwas langwieriger zu erreichen, ist die südliche Hälfte des Sees. Freie Liegenschaften könne man aber auch dort an zwei Händen abzählen.
Wirkliche Geheimtipps gibt es auch an den anderen Seen des Salzkammerguts und im Salzburger Seenland längst nicht mehr, sind sich Mairinger und Steinleithner einig. An Irrsee, Mattsee, Wallersee, Obertrumer See oder Fuschlsee müsse man in den direkten Seelagen mit ähnlich hohen Preisen wie am Attersee rechnen. „1b-Lagen in der zweiten Reihe sind dafür schon deutlich günstiger. Das liegt oft auch an der schlechten Verkehrsanbindung. Man will nicht eine Stunde im Stau stehen, wenn man heimfährt“, so Steinleithner. Als Alternative zu den kaum erhältlichen Liegenschaften direkt am Wasser bietet sich eine Immobilie in einigen Kilometern Entfernung zum See an. Das eigene Stück Ufer kann man sich dann immer noch in Form eines Badeplatzes leisten. „Der Trend geht dahin, Badeplätze mit mehreren Personen gemeinsam im Miteigentum zu kaufen. In Top-Lagen werden für solche Grundstücke auch schon zwischen 1.500 und 2.500 Euro gezahlt“, sagt Steinleithner.
Dauerbrenner Wörthersee
Wer am See nicht nur die Ruhe sucht, sondern sich gerne auch mal in das Nachtleben stürzen will, wird den Wörthersee dem Salzkammergut vorziehen. Der bekannteste Kärntner See ist seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner und steht bei Immobilienentwicklern und Käufern nach wie vor hoch im Kurs. Sowohl am Süd- als auch am Nordufer wird eifrig gebaut. In Auen am Südufer unweit von Velden hat Bauträger Riedergarten ein modernes Apartmenthaus fertiggestellt. Von zehn Einheiten sind noch eine 65 Quadratmeter große Wohnung (Kaufpreis 407.000 Euro) und das 125 Quadratmeter große Penthouse frei (986.000 Euro). „Solche Bestlagen sind bei finanzkräftigen Käufern weiter sehr beliebt, um Vermögen werthaltig anzulegen“, meint Riedergarten-Geschäftsführer Bernd Rausch. Das Gebäude wird nur durch die Süduferstraße vom eigenen Badeplatz samt Steg getrennt. Um eine ungestörte Verbindung zwischen See und Haus zu ermöglichen, hat Riedergarten unter der Straße einen Fußgängertunnel errichten lassen.
In der Nachbargemeinde von Auen, in Dellach, errichtet Bauträger Madile zwei exklusive Wohnhäuser mit 16 Wohnungen zwischen 85 und 106 Quadratmeter. Das Projekt ist optimal für Golfspieler, schließlich befindet sich das Grundstück direkt zwischen Golfplatz und See. Neben dem eigenen Badestrand punktet Madile auch mit einem Pool. Die Fertigstellung ist für Sommer 2013 geplant.
Will man die Wohnung am Wörthersee nur einige Wochen im Jahr zu Urlaubszwecken nutzen und sich die restliche Zeit um nichts kümmern, bietet sich das Hotel Egger in Krumpendorf am Nordufer an. Das Boutiquehotel wird bis zum diesjährigen Sommer neu errichtet. Die fertig eingerichteten Apartments und Suiten werden dabei an Anleger verkauft. Diese können ihr Eigentum auch mehrere Wochen im Jahr selbst nutzen, die restliche Zeit wird an Touristen vermietet. Dadurch werden die Betriebskosten gedeckt und eine Rendite im Bereich von drei Prozent soll sich auch noch ausgehen. Projektentwickler Peter Lengersdorff gehört zu den Pionieren solcher Vermietungsmodelle, die im Ausland bereits Standard sind. In Krumpendorf stehen nur noch wenige Wohnungen zum Verkauf. Die Preise beginnen bei 165.000 Euro. Lengersdorff denkt allerdings schon an ein nächstes Projekt am Wörthersee.
Freilich bietet Kärnten deutlich mehr als den Wörthersee. Auch an Ossiacher See und Faaker See wächst das Angebot. Riedergarten-Geschäftsführer Rausch plant etwa ein neues Projekt am Weissensee und hält auch Immobilien an anderen Seen für eine gute Wertanlage: „Absolut sind die Preise am Wörthersee zwar am höchsten, prozentuell gesehen erzielen aber alle größeren Kärntner Seen ähnliche Wertsteigerungen.“
Skandinavisches Ambiente am Moldau-Stausee
Menschen, die ein Faible für Skandinavien und für erschwingliche Seeimmobilien haben, sollten ihren Blick auch einmal ein klein wenig über die Grenzen Österreichs richten. Nur wenige Kilometer von der Grenze zu Oberösterreich entfernt liegt der in die sanften Hügel des Böhmerwaldes eingebettete Moldau-Stausee. Mit seinen zahlreichen Freizeitmöglichkeiten ist das Gebiet, das an schwedische Seen erinnert, in Tschechien überaus bekannt, für Österreicher aber noch ein Geheimtipp. Das will Lukas Dorn-Fussenegger ändern. Der Oberösterreicher betreibt die Ausflugsschifffahrt am See und ist als Immobilienentwickler an mehreren Orten am Ufer aktiv. In Horni Plana, unweit des bekannten Mühlviertler Skigebiets Hochficht, hat er bereits die Ferienwohnungsanlage Seepark-Residence errichtet. Die Anlage ist bezugsfertig. „Die meisten Wohnungen wurden an hauptsächlich österreichische Kunden verkauft, darunter auch zwei Neurologen und ein praktischer Arzt“, wie Dorn-Fussenegger betont. Derzeit sind noch vier 85 Quadratmeter große Wohnungen zu Preisen zwischen 165.000 und 175.000 Euro frei.
Das neueste Projekt von Dorn-Fussenegger liegt beim Örtchen Frymburk, ebenfalls direkt am Seeufer samt eigenem Badestrand und Bootssteg. Unter dem Namen Nature-Resort, ca. 70 Minuten von Linz entfernt, errichtet der Oberösterreicher eine Anlage von Ferienhäusern. „Der erste Bauabschnitt mit 18 Häusern startet im Frühjahr, die im November bezugsfertig sein werden.“ Die in Ziegelmassivbauweise errichteten Gebäude werden in Größen zwischen 72 und 117 Quadratmetern zu Preisen zwischen 216.000 und 330.000 Euro angeboten. „Bei entsprechender Nachfrage starten wir im Herbst den zweiten Bauabschnitt mit 24 Häusern und einem Verwaltungsgebäude mit Gastronomie und Rezeption“, so Dorn-Fussenegger, der die Anlage als vollwertige Sommer- wie Winterdestination beschreibt, dank zahlreicher Loipen und kleinerer Alpin-Skigebiete in der Umgebung.
Segeltraum Neusiedlersee
Noch schneller als die Linzer am Moldau-Stausee sind die Wiener am Neusiedlersee. Große Immobilienprojekte sind am Meer der Wiener aber rar. Ausgerechnet den Sparplänen des Bundesheeres ist es zu verdanken, dass es zu einer der seltenen Ausnahmen kommt. In Oggau am Westufer hatte bis 2007 das Militär in der Seekaserne das Kommando. Dieses haben mittlerweile private Investoren übernommen. Sie verwandeln das Kasernengelände – nur 75 Kilometer von Wien entfernt – nun in das Projekt „Neusiedlerseevillen“. Dort werden 47 vollaufgeschlossene Parzellen mit Grundflächen zwischen 620 und 880 Quadratmetern angeboten. Darauf können Häuser mit bis zu 300 Quadratmeter Wohnnutzfläche errichtet werden. Es besteht jedoch kein Bauzwang. Obwohl die Liegenschaft nicht direkt am See liegt, bekommt über Kanäle jedes Grundstück einen Zugang zum Wasser mit eigenem Bootssteg. Ein Traum für jeden Segler.
Verkauft werden nur die Grundstücke, nicht aber die fertigen Häuser. Um für ein einheitliches Erscheinungsbild zu sorgen, gibt der Verkäufer die Bebauungslinie vor. Moderne Architektur mit Flachdächern und viel Glas ist Programm. Die Baukosten beginnen bei ca. 2.200 Euro pro Quadratmeter. Dazu kommen aber noch die Grundstückskosten, die bei rund 350 Euro am Quadratmeter liegen.
Turm mit Donaublick
Wem die 75 Kilometer an den Neusiedlersee von Wien aus zu weit sind, muss auch in der Hauptstadt nicht mehr auf sein Wasserwohnerlebnis verzichten. Zumindest bald. Wien war bisher bekannt für seine Distanz zum Wasser. Mehrspurige Straßen und Bahntrassen sorgen dafür, dass der internationale Trend vom Wohnen am Wasser unerfüllt bleibt. Mit dem Großprojekt Danube Flats von Soravia und S + B Gruppe soll sich dies nun auf einen Schlag ändern. Anstelle des früheren Kinocenters an der Reichsbrücke, direkt am Ufer der neuen Donau, soll ein 150 Meter hoher Wohnturm mit 500 Eigentumswohnungen entstehen. Das Interesse ist jedenfalls groß, schon jetzt gibt es Vormerkungen für die Apartments, die ausnahmslos mit einer erstklassigen Aussicht und großen Balkonen punkten wollen. Mit dem Einzug müssen sich potenzielle Käufer allerdings noch gedulden. Heuer wird das alte Kino abgerissen, 2014 soll der Baustart erfolgen, die Fertigstellung ist zwei Jahre später geplant. Noch länger gedulden müssen sich Interessenten für ein ähnliches Projekt in Wien, das Wohnen am Wasser ermöglichen soll. Wo derzeit noch das alte Hauptzollamt am Donaukanal im dritten Bezirk steht, sollen ebenfalls unter Beteiligung von Soravia drei bis zu 100 Meter hohe Wohn- und Bürotürme entstehen. Das unter dem Namen Triiiple laufende Projekt wird allerdings erst Ende 2014 starten. rw