Wie aus 1001 Nacht
Ein „Katzensprung“ trennt Europa vom Königreich Marokko. Eine reiche Geschichte, die exponierte Lage zwischen europäischen, arabischen und afrikanischen Kulturen und eine Vielfalt betörender Impressionen sorgen dafür, dass Reisende dieses Land nicht so schnell vergessen.
Marokko – das ist faszinierende Wüste, beeindruckende Kultur, duftende Gewürze und eine gigantische Farbenpracht. Außerdem ist das nordafrikanische Land nur einige Flugstunden entfernt, weitgehend unbeeinträchtigt von extremistischen Terroranschlägen und gehört zu jenen Reisedestinationen, die irgendwann auf dem Programm stehen sollten, denn man vergisst es nie. Zu nachhaltig bleiben Bilder, Gerüche und Geräusche im Gedächtnis haften.
Vier Königsstädte
Medina, das arabische Wort für „Stadt“, wird rasch zum Teil des Wortschatzes von Marokko-Reisenden, ebenso Souk, der städtische Bazar, und Shisha, die Wasserpfeife. Auch Kamele, Schlangenbeschwörer, Teestuben und Riads, die traditionellen Häuser und Paläste, sind marokkanischer Alltag – keine Klischees, sondern Charakteristika eines märchenhaften Landes wie aus 1001 Nacht.
Fès, die älteste der vier Königsstädte, gilt seit der Gründung der Qarawiyin-Universität als geistiges Zentrum der Region und liegt in einer fruchtbaren Tiefebene. Der Souk, eingeteilt in Bereiche wie Leder-, Metall-, Keramik- oder Holzsouk, gehört zu den besonders sehenswerten Zielen. Wer an Obst, Gemüse, Teppichen oder Wollstoffen interessiert ist, besucht am besten Meknès, eine weitere alte Königsstadt am Fuß des Mittleren Atlas. Rabat ist seit 1956 Hauptstadt – modern, am Atlantik strategisch gelegen und mit einer historischen Medina sowie dem Königspalast ebenfalls eine beliebte Destination.
Die vierte Königsstadt, Marrakesch, übertrifft die anderen allerdings an betörender, magnetischer Atmosphäre und dem Gefühl, mitten in der orientalischen Sagenwelt gelandet zu sein. Die „Perle des Südens“ liegt im Südwesten Marokkos und hat viel zu bieten: die Menara- und Agdal-Gärten, die Koutoubia-, Elkasbah- und Qessabin-Moscheen und vor allem Djemaa el Fna, den zentralen Marktplatz, wo sich Schlangenbeschwörer, Wahrsagerinnen, Gaukler und Köche exotischer Speisen einfinden. In Marrakesch und Umgebung laden Shisha-Bars, Teehäuser, Restaurants und traditionelle Häuser mit typischen, bunten marokkanischen Fliesen zum Verweilen ein.
Karawanen von heute
Neben dem faszinierenden kulturellen Reichtum, den Badeorten am Atlantik und den beeindruckenden Atlas- und Rif-Gebirgen zieht die Wüste Besucher magisch an. Von Fußmärschen auf der Suche nach dem Ich, über Kamelritte bis hin zu Jeep-Safaris reicht die Palette der Methoden, wie die Wüste erkundet werden kann. Die unendliche Weite ist lebendiger und farbenprächtiger als der Besucher erwartet und hinterlässt nicht selten intensive Eindrücke, die uns immer wiederkehren lassen. Ziehende Karawanen, Licht- und Farbeffekte bei auf- und untergehender Sonne und lebendige, kommunikative Oasen bringen Abwechslung in den Reisetag.
Karawanen touristischer Art haben aber längst neben Naturschönheiten und den vier Königsstädten zahlreiche weitere Sehenswürdigkeiten aus der Liste des UNESCO Weltkulturerbes entdeckt, so etwa die im Abendlicht rot leuchtende befestigte Stadt Aït-Ben-Haddou am Fuß des Hohen Atlas, die für mehrere Filme als Kulisse diente, oder die römische Ausgrabungsstätte Volubilis. Auch die Medinas von Tétouan, Sommerresidenz des Königs, und Essaouira an der Atlantikküste sind zunehmend beliebte Ziele für Marokkaner wie auch Touristen. Die portugiesische Stadt El Jadida fasziniert mit ihren Befestigungsanlagen, Kirchen und einer höchst sehenswerten Zisterne. Mit mehr als 3,5 Millionen Einwohnern ist Casablanca die größte Stadt Marokkos und wirtschaftliches Zentrum und wurde durch wohl eines der berühmtesten Zitate der Filmgeschichte berühmt, das dort spielte: „Schau mir in die Augen, Kleines.“
Ob Badeurlaub, Wüstensafari, Besuche historischer Medinas oder entlegener Berberdörfer – Marokko boomt als Reisedestination und das hat zwei gute Gründe: Dieses Land hat enorm viel zu bieten und es lässt einen nicht mehr los. bw