Weltwährung Gold
Das edle Metall feiert sein Comeback. Doch schon bisher galt die Devise: Es soll in keinem Portfolio fehlen.
Gold ist mit einer Verteuerung um rund ein Viertel auf 1.320 US-Dollar je Unze zweifelsohne die beste Assetklasse in diesem Jahr. Damit ist der Goldpreis zwar noch weit von seinem bisherigen Höchstkurs von 1.921 US-Dollar vom September 2011 entfernt. Doch die mehrjährige Talfahrt scheint überwunden. Anfang dieses Jahres meldete sich Gold mit einem kräftigen Lebenszeichen zurück.
Der Cocktail aus mehreren widrigen Ereignissen und Entwicklungen ließ Anleger schließlich vermehrt zu Gold greifen – konkret: Die Sorge um das stotternde globale Wirtschaftswachstum, insbesondere die Abkühlung in China, die Panik über die massiven Kurseinbrüche an den Aktienmärkten und das anhaltend tiefe Zinsniveau angesichts der expansiven Geldpolitik der Notenbanken. Auch das politische Umfeld – angefangen vom Krieg in Syrien, zunehmenden Flüchtlingsströmen, den Spannungen innerhalb der EU und den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA – ist alles andere als beruhigend.
In rauen Zeiten ist Gold eben ganz besonders begehrt: Das glänzende Metall gilt als sicherer Hafen und ultimativer Krisen-Hedge. Denn es ist ein liquider Vermögenswert, ein international anerkanntes Zahlungsmittel, das Kriege und Staatsbankrotte überlebt hat. Es steht für hundertprozentiges Eigentum ohne Gegenparteirisiko und ist im Gegensatz zu Papiergeld nicht beliebig vermehrbar. Zudem korreliert es negativ zu Aktien und Anleihen und wirkt deshalb stabilisierend im Portfolio. Deshalb sollte es dort nicht fehlen, auch wenn es keine laufenden Erträge abwirft.
Gerade Letzteres muss neuerdings relativiert werden, nachdem sich weite Teile des Staatsanleihe-Segments im Bereich negativer Renditen bewegen. Demnach gilt nunmehr richtigerweise statt „Gold zahlt keine Zinsen, Gold kostet aber auch keine Zinsen“, betont Ronald-Peter Stöferle, Goldexperte und Partner der Vermögensverwaltungsgesellschaft Incrementum Liechtenstein.
Das billige Geld der Notenbanken hatte nach der Finanzkrise 2008 zwar einen schmerzstillenden, aber nicht nachhaltigen Effekt. Inzwischen versuchen die Notenbanken in Europa und Japan sogar mithilfe von Negativzinsen weitere Stimuli zur Ankurbelung der Wirtschaft zu setzen. Bislang jedoch ohne Erfolg. Eine baldige Beendigung der Tiefzinspolitik ist vorerst nicht in Sicht. Denn die Staatsschuldenproblematik ist weiterhin ungelöst. Noch ist völlig unklar, wie eine Exit-Strategie der Zentralbanken aus der ultralockeren Geldpolitik ohne gröbere Schrammen für die Wirtschaft aussehen könnte. Klar ist nur, dass es sich bei der aktuellen Verzerrung der Finanzmärkte um das bisher größte Experiment der Geldpolitik handelt. Ebenso klar ist für Stöferle: „Die wachsende Unsicherheit sowie der unbedingte Wille der Zentralbanken zur Inflationierung haben den Weg für Gold frei gemacht.“ Er erwartet einen Goldpreis von 2.300 US-Dollar bis Mitte 2018, also eine Verteuerung um rund 70 Prozent oder etwa ein Drittel pro Jahr. Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investmentgesellschaft, glaubt nicht an einen derart fulminanten Anstieg. „Da müsste etwas Gravierendes passieren.“ Einen Anstieg um fünf bis sechs Prozent pro Jahr kann er sich aber durchaus vorstellen. Kurzum: Gold bleibt im aktuellen Umfeld eine logische Beimischung zum Portfolio.
Physisch oder verbrieft
Die Palette für Anlagen in Gold reicht von Münzen und Barren über sogenanntes Papiergold in Form von ETPs oder Zertifikaten bis hin zu Minenaktien. Welchen Anteil man in welcher Form im Portfolio hält, richtet sich nach der Intention der Veranlagung und dem persönlichen Risikoappetit.
Gold als Währung und ultimativer Krisen-Hedge ist nur in physischer Form von Münzen oder Barren sinnvoll – am besten in unterschiedlich großen Einheiten. Constantin Veyder-Malberg, Vorstand der Grazer Capital Bank, empfiehlt die sogenannte Treu-Gold-Lösung seines Hauses bei einer Schweizer Kantonalbank: Man kauft die Goldbarren zum aktuellen Goldfixing-Kurs, die auf dem Wertpapierdepot mit der Nummer des Barrens eingebucht werden. „Treu-Gold ist bequem, sicher und kostengünstig sowohl puncto Lagerung als auch Versicherung.“ Der große Vorteil von physischem Gold: Der Kauf unterliegt nicht der Mehrwertsteuer und der Wertzuwachs ist nach einem Jahr Behaltefrist steuerfrei.
Verbriefte Wertpapiere wie Zertifikate oder ETPs (Exchange Traded Products) erlauben zwar eine Teilnahme an Gold als Assetklasse und eignen sich auch für schnelle Trades. Während das „Long Gold Open End“-Zertifikat der Raiffeisen Centrobank (AT0000489398) nur die Goldpreisentwicklung in US-Dollar widerspiegelt, ist das edle Metall beim ETFS Physical Gold (DE000A0N62G0) auch physisch hinterlegt. Gold Bullion Securites (DE000A0LP781) von ETF Securities sieht darüber hinaus eine Auslieferungsmöglichkeit vor. Zertifikate und ETPs haben jedoch einen Schönheitsfehler: Man geht ein Emittentenrisiko ein und kann im Notfall möglicherweise nicht auf das Gold zugreifen. Etwaige Kursgewinne unterliegen der 27,5-prozentigen KESt.
Ein noch größeres Comeback als der Goldpreis selbst feierten die Minenaktien, die sich nach massiven Einbrüchen in den letzten Jahren heuer innerhalb weniger Monate mehr als verdoppelten. Inzwischen wurden die enormen Überkapazitäten zulasten der Profitabilität abgebaut. Viele Unternehmen haben ihre Kosten reduziert, Margen erhöht sowie Schulden abgebaut und erwirtschaften wieder steigende Free Cashflows, um daraus respektable Dividenden zahlen zu können. Ein Investment sollte vorzugsweise über Fonds erfolgen – wie etwa BlackRock Global Funds, World Gold Fund (LU0055631609) oder C-Quadrat Gold Resources (AT0000A07HE7).
Fazit: Die Veranlagung in Gold bleibt in jedem Fall aktuell. emb