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Was Chronos alles können

Das Liebkind der Uhrenszene – der Chronograf – ist erwachsen geworden. Meist präsentiert er sich businesstauglich, oft sogar salonfähig, am liebsten aber schmückt er sich mit zusätzlichen Komplikationen.


Carl F. Bucherer. Das Talking Piece zum 125-jährigen Jubiläum von Carl F. Bucherer – die „Patravi TravelTec FourX Limited Edition“ – beeindruckt einerseits durch ihren Instrumentencharakter, andererseits auch durch ihren avantgardistischen Materialmix aus Titan, Keramik, 18 Karat Rotgold und Kautschuk. Eine neuartige, gut durchdachte Weltzeit-Lösung bietet die Simultan-Indikation von 3 Zeitzonen. Kostenpunkt: 38.600 Euro.

qDurch sein funktionelles Aussehen signalisiert ein Chronograf zahlreiche positiv besetzte Eigenschaften, die man prompt mit dem Uhrenträger assoziiert: Sportlichkeit, Dynamik, Zielstrebigkeit, Zuverlässigkeit. Man könnte sehr lange und ausführlich über den Grund philosophieren, warum gerade Chronografen eine so starke Anziehungskraft ausüben und ob nun ihre Funktion, ihre Optik oder doch ihre Signalwirkung dafür verantwortlich sind. Wahrscheinlich ist es die Summe seiner Eigenschaften, die ihn zum Bestseller unter den uhrmacherischen Komplikationen werden lässt. Nachdem es inzwischen in jeder Preisklasse und in jeder erdenklichen Stilrichtung Chronografen gibt, ist es eine große Herausforderung, dem uhreninteressierten Publikum in diesem Bereich immer wieder etwas Neues zu bieten. Uhrmachermeister, Ingenieure und Uhrendesigner sind gleichermaßen gefordert, wenn es darum geht, einen neuen Chronografen zu konstruieren. Dabei fallen die Interpretationen ein und derselben Funktion denkbar unterschiedlich aus. Galt es bis vor wenigen Jahren noch als ausreichend imagebildend, einen Chronografen mit Schaltrad-Mechanismus zu versehen, und als besonders ambitioniert, wenn eine Flyback-Funktion integriert wurde, so suchen sich die Marken der Haute Horlogerie inzwischen mit multiplen Komplikationen gegenseitig zu übertreffen: Chronograf plus Worldtimer, Chronograf plus Minutenrepetition, Tourbillon, Ewiger Kalender ... Es gibt kaum eine Kombination, die es noch nicht gibt. Für die moderne Uhrmacherkunst scheint nahezu nichts unmöglich zu sein. Es ist vielmehr eine Frage der Bereitschaft zur Investition – und zwar sowohl in finanzieller als auch in zeitlicher Hinsicht. Wie lange darf die Entwicklung eines neuen Manufakturwerkes dauern und was darf das kosten? Am Ende der Kette steht schließlich der Konsument, der mit dem Kaufpreis seiner Uhr all diese Regiekosten anteilig mitfinanzieren muss. Abgesehen davon erwartet der Uhrenfan, der gerade in seinen Zeitmesser investiert hat, absolute Zuverlässigkeit und kompromisslose Qualität.