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Von Almrausch bis Zirbenschnaps

Wer Wasser für die Streicheleinheiten, Panorama für die Seele und Umgebung für die Fitness sucht, muss nicht weit reisen. Österreichs Bergseen, eingebettet zwischen Almen und Idylle gelten als echte Urlaubstop-Tipps.


Zugegeben, das heimische Wetter macht so manchem Gast einen Strich durch die Rechnung. Dabei sollte nicht unterschätzt werden, wie gut Österreichs Hoteliers und Touristiker darauf vorbereitet sind: Wem das Seewasser allzu erfrischend ist, für den gibt es meist kuschelige warme Spa-Alternativen, inklusive dem kompletten Seepanorama. Auch für Indoor-Programme ist gesorgt, selbst der verregnete Urlaub kann mit Charme und Erholung punkten. Alles nur eine Frage der zielsicheren Auswahl.

Hoch oben

Haben Sie schon von der Boarnlacke auf 2.214 m Seehöhe gehört? Oder vom Trog­alm- (1.808 m), Wirpitsch- (1.699 m),
Lignitz- (1.965 m) oder Zwerfenbergsee (2.024 m)? Sie alle liegen wie dunkle, verträumte Augen in Mulden hoch oben in den Lungauer Bergen (www.lungau.at). Knapp 60 sind es und sie lassen sich in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden erwandern. Detaillierte Wegbeschreibungen, Tälerbusse und Seilbahnen erleichtern auch Anfängern und weniger Trainierten die Wanderlust. Garantiert ist dabei jedenfalls das Erlebnis: stille Almen, schellende Kuhglocken, lauschige Almhütten mit sonnigen Hausbänken und höchstens ein paar Gleichgesinnte, die sich ebenso über Ruhe und überschaubare Gästescharen freuen. Wer Glück hat, entdeckt ein paar Gämsen und Greifvögel, hört Murmeltiere pfeifen und findet seltene Alpenpflanzen. In jedem Fall wird die Mühe des Aufstiegs mit zünftiger Hüttenkost und einem sagenhaften Panorama belohnt. Etwas tiefer gelegen gilt auch die Urlaubsdestination Zell am See-Kaprun als Magnet für in- und ausländische Touristen. In der Salzburger Tourismusregion punkten edle Hotels mit Bergpanorama plus Wasserspaß – ähnlich wie am Fuschlsee mit seinem Bergsee-Image, wobei die Salzburger Landeshauptstadt als brodelnde Kulturmetropole nur einen Katzensprung entfernt ist. Freilich können auch die großen Kärntner Seen wie Millstätter, Ossiacher-, Wörther- oder Klopeiner See, der burgenländische Neusiedler See oder die großen Salzkammergutseen mit erprobten Tourismuskonzepten aufwarten. Schroffe, hohe Berge geben den dunklen, sauberen Bergseen aber eine ganz andere, mystische Atmosphäre. Stiller, zurückgezogener und konzentrierter auf die Natur gibt sich das Wasser zwischen den Bergen, weg vom Trubel und ursprünglicher in der verfügbaren Infrastruktur. Sie gelten nicht immer als ideale Badegewässer, aber für so manchen Gast ist das auch nur von zweitrangiger Bedeutung. Diese kleineren, weniger international bekannten Seen sind deutlich kühler und weniger badefreundlich, aber umwerfend schön.

Unaufgeregter Rundumservice

In Kärnten sind beispielsweise Längsee, Keutschacher See oder Weissensee nicht jedem bekannt. Entsprechend ruhiger und naturbelassen sehen die Angebote aus. Vielleicht ist es ja genau das, was Sie suchen: Ruhe, Natur, Erholung und Sport. Grundsätzlich punktet ja ohnehin beinahe jede Ecke des Landes mit Österreichs Generalvorteil: Trubel, Kultur, Shopping und Events sind aufgrund der Überschaubarkeit des Landes nie allzu weit entfernt.
An der Grenze zwischen Kärnten und der Steiermark liegt hoch oben auf der Turracher Höhe auf 1.763 m der gleichnamige See eingebettet zwischen Bergen. Verborgen zwischen den Nockbergen und durch Zirbenwälder erwanderbar laden noch zwei weitere, kleinere Bergseen – nach ihrer tiefen Farbgebung Grün- und Schwarzsee genannt – zu entspannten Wanderungen ein. Das Erlebnisprogramm des Bergsommers auf dem Hochplateau drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern bleibt trotz seiner Vielfalt bescheiden – und ist vielleicht gerade deshalb so besonders idyllisch. Im längst über die Grenzen hinaus bekannten Hotel Hochschober wird dieser sympathischen Zurückhaltung Rechnung getragen. Wanderguides begleiten auf dem Weg über die Berge, Mountainbikes mit und ohne Motor laden zu Bewegung ein, eine edle Almhütte überrascht mit grandiosen Schmankerln, bevor die entspannte Gästeschar per Sommerrodelbahn wieder hinunterflitzt. Die vielen charmanten Details, die an jeder Ecke auf die Gäste warten, vermitteln das Gefühl, als wäre man ein besonderer Gast von ganz wenigen – dabei sind hier echte Vollprofis am Werk, die genau wissen, wie die wertvolle Urlaubszeit optimal gestaltet wird, um ein Maximum an Entspannung und Wohlgefühl zu erreichen. Absolute Highlights bleiben freilich der originalgetreue Chinaturm und das See-Bad, ein Teil des Turracher Sees, der geheizt wird und so das widersprüchliche Gefühl vermittelt, bei wohligen Temperaturen durch einen eiskalten Bergsee zu schwimmen.
Von der Turracher Höhe landet der Urlauber über malerische Bergstraßen in der Steiermark. Der Grundlsee und seine Umgebung sollten in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, denn das innere Salzkammergut kann was: Geschichte und Moderne, Tradition und Luxus, Einfachheit und Überfluss finden hier nämlich auf einzigartige Weise zueinander. Was vom Kaiser bis zum Literaten unzählige Prominente anzog, begreift nur, wer sie erlebt: die Magie des Salzkammerguts. Gediegene, einzigartige Hotels wie die Seevilla direkt am Altausseersee oder die Wasnerin in Bad Aussee mögen hier als Beispiele dienen.

Gen Westen

Zu den Klassikern in Sachen Berge und Seen zählt freilich auch das Bundesland Tirol. Achen-, Halden-, Plan-, Schwarz- oder Walchsee gelten offiziell als Badeseen, sind aber manchem zu frisch. Zum echten Highlight werden die erfrischenden Gewässer nach der Sauna, beim Fischen, Rudern, Tauchen oder einfach Aufs-Wasser-Schauen. Längst haben die Urlaubsorte ihr altes Image als reine Winterdestinationen abgeschüttelt und machen mit besonderen Angeboten auf sich aufmerksam. Romantiker sind in den traditionellen und zugleich luxuriösen Unterkünften bestens aufgehoben. Die Tiroler verstehen es wunderbar, Zünftiges mit Modernem zu kombinieren und romantisch-heimelige Orte entstehen zu lassen, wo sich die Gäste auf Anhieb wohlfühlen – so etwa im Verwöhnhotel Kristall in Pertisau am Achensee. Das Verwöhnprogramm dreht sich hier rund um Wandern, Golfen und Wellness, die Spezialisierung auf Paare kommt nicht von ungefähr. Zahlreiche Verwöhnanwendungen, eine besondere Küche und viel Romantik – und das alles umgeben von den Tiroler Bergen samt Alpenpark Karwendel und fünf Gehminuten vom Achensee. Kein Wunder, dass das preisgekrönte Haus durchwegs gut ankommt!
Auch das Traumhotel … liebes Rot-Flüh im Tiroler Tannheimertal am Haldensee ist an Romantik kaum zu übertreffen. Wellness und Kulinarik in Symbiose mit Wasser und Bergen scheinen hier das Rezept für absolutes Wohlgefühl zu sein. Der originelle Name „… liebes Rot-Flüh“ hat übrigens eine schöne Geschichte: „Der Name soll wie eine Liebeserklärung klingen, ein geheimer Brief an die Geliebte, ein emotionsstarkes ‚Grüß Gott‘, das für sich steht und neugierig macht. Als Renate und Bruno Huber 1987 das Stammhaus komplett neu errichteten, erdachten sie den Namen ‚...liebes Rot-Flüh‘ – inspiriert von der feuerrot leuchtenden Rot-Flüh-Felswand, die diesen Namen aufgrund ihrer beispiellosen Schönheit bei Sonnenuntergang erhielt.“ So bewegend schön die leuchtende Felswand und so originell wie der Hotelname, so einzigartig, überraschend und herzlich gestaltet sich dann eben auch der Aufenthalt.
Anfang des Jahres wurde auf der großen Ferienmesse in Wien diskutiert, dass der Trend zum Urlaub im eigenen Land sich angesichts zahlreicher Krisenregionen weltweit spürbar verstärkt. Mit Blick auf die sagenhaft schönen Landschaften und einladenden Hotels, die unsere Bergwelt zu bieten hat, ist das ganz sicher nicht die schlechteste Idee. Urlaub in den Bergen und trotzdem am Wasser – Erholung garantiert.                        bw