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Verschnaufpause

Die Preise wachsen nicht mehr in den Himmel, jene für Einfamilienhäuser zeigen ganz moderat nach oben – in Summe ist der Einfamilienhaus-Markt aber sehr stabil.


„Die Immobilienpreise verzeichnen im Jahresvergleich eine Seitwärtsbewegung bzw. nur eine geringe Aufwärtsbewegung“, so fasst der Obmann des Fachverbandes der Immobilientreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Mag. Georg Edlauer, die Ergebnisse des Immobilienpreisspiegels 2015 zusammen. Trotz regional großer Unterschiede ist der – sehr heterogene – österreichische Markt im Prinzip von den teils extremen Preissteigerungen der vergangenen Jahre bis auf einige Ausnahmen weit entfernt. Das bestätigt auch RE/MAX Austria Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer, MBA: „Im Großen und Ganzen entwickelt sich der Markt für Einfamilienhäuser in Österreich schon seit geraumer Zeit ziemlich ruhig und konstant. Er zeigt im Wesentlichen keine besonderen Auffälligkeiten. Dem derzeitigen Angebot steht weiterhin eine gute Nachfrage von Eigennutzern mit dem notwendigen Eigenkapital gegenüber, die im Vorjahr – wie man sieht – auch viel gekauft haben und zwar zu von beiden Seiten betrachtet durchaus vernünftigen Preisen.“

Unterschiede am Markt

Die Anzahl der am Markt verfügbaren Einfamilienhäuser in Österreich liegt zwar noch unter dem Niveau des All-time-high-Jahres 2014, hat aber das Niveau von 2013 schon erreicht und die Tendenz zeigt derzeit nach oben. „Die Preise zeigen über ganz Österreich gesehen im Moment ganz moderat nach oben, in Summe ist der Einfamilienhaus-Markt aber sehr stabil. An dieser Entwicklung wird sich aus heutiger Sicht kurz- bzw. mittelfristig auch nichts Wesentliches ändern“, so Reikersdorfer. „Speziell für Käufer mit entsprechenden Eigenmitteln ist aufgrund der quasi nicht vorhandenen Sparzinsen und der historisch niedrigen Kreditzinsen ein guter Zeitpunkt, ihr Geld in einen Hauskauf und damit in eine höhere Lebensqualität zu investieren“, meint der RE/MAX Austria Geschäftsführer.

Deutliche Unterschiede gibt es zwischen den Bundesländern auch bei Einfamilienhäusern: Teuerstes Pflaster war mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 2.649,30 Euro das Bundesland Salzburg, günstigstes die Steiermark. Genauso unterschiedlich stellt sich auch die Preissituation bei Reihenhäusern dar: Während die durchschnittlichen Quadratmeterpreise mit 1.167,50 Euro in der Steiermark am niedrigsten waren, waren sie mit 2.518,60 Euro in Wien am höchsten.

Der mit Abstand wert- und mengenmäßig wichtigste Markt für Einfamilienhäuser ist Niederösterreich. 2014 wechselten – so die RE/MAX Erhebungen – mehr als 2.500 Einfamilienhäuser ihre Eigentümer. Im Durchschnitt musste man für ein niederösterreichisches Einfamilienhaus 160.978 Euro auf den Tisch legen. In keinem anderen Bundesland ist die Preisschere zwischen den billigsten und den teuersten Einfamilienhäusern so groß wie in Niederösterreich. Ein Viertel der Einfamilienhäuser in Niederösterreich kostete 2014 weniger als 77.000 Euro und ein Viertel mehr als 235.000 Euro. Der Grund für diese außergewöhnlich große Preisspreizung liegt im Preisabstand zwischen den Bezirken Waidhofen/Thaya, Zwettl, Gmünd, wo die Preise für Einfamilienhäuser im Schnitt zwischen 46.475 und 75.390 Euro lagen und den Wiener Umland-Bezirken Mödling, Wien-Umgebung (inklusive Klosterneuburg, Purkersdorf, Schwechat) und Korneuburg, wo die Einfamilienhäuser zwischen 244.911 und 329.429 Euro kosteten. Am stärksten mit den Preisen nach oben, nämlich zweistellig, ging es in Korneuburg, gefolgt von Wien-Umgebung, Horn, Gmünd, Wiener Neustadt (Stadt + Land) und Tulln. Im einstelligen Prozentbereich nach oben entwickelten sich die Einfamilienhaus-Preise in Gänserndorf, Krems (Stadt + Land), Hollabrunn, Neunkirchen, St. Pölten Stadt, Scheibbs und gerade noch in Zwettl. Nach unten zeigte das Preisbarometer in Lilienfeld, St. Pölten-Land, Bruck/Leitha, Mistelbach und zweistellig nach unten gingen die Preise in den Bezirken Amstetten inklusive Waidhofen/Ybbs, Melk, Baden, Mödling und vor allem in Waidhofen/Thaya.

Stellt sich die Frage: Wie werden sich die Preise entwickeln? Weltweit ist das Thema der Gefahr einer Immobilienblase noch nicht gebannt. In Österreich zeigt sich jedoch ein anderes Bild. In keiner österreichischen Stadt ist in den Jahren 2010 bis 2015 ein signifikanter Gap – das maßgebliche Anzeichen für eine Immobilienblase – zwischen Miet- und Eigentumspreisen zu beobachten. Je stärker sich Eigentums- und Mietpreise annähern, desto geringer ist auch die Gefahr einer Immobilienblase. „Trotz hohen Preisniveaus in Städten wie Salzburg, Innsbruck und Wien entwickelt sich der Immobilienmarkt in Österreich stabil und es besteht keine Gefahr einer Immobilienblase“, erläutert Dr. Patrick Schenner, Geschäftsführer von ImmobilienScout24 in Österreich.  mn