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Therapeutisches Klettern – eine neue Therapieoption

Ziel des Therapiemittels therapeutisches Klettern ist die Verbesserung der Stabilisationsfähigkeit, der Beweglichkeit und der Koordinationsfähigkeit sowie die Verbesserung des Gleichgewichtes und die Förderung der Körperwahrnehmung.


Ziel ist die Verbesserung von Stabilität, Gleichgewicht, Beweglichkeit und Koordination. Foto: warmbad villach

AUTOR: Prim. Univ.-Doz. Dr. Johannes Kirchheimer
SKA Rehabilitation Thermenhof Warmbad
www.med-warmbad.at

Über die letzten Jahre haben sich die Konzepte der Rehabilitation deutlich gewandelt und insbesondere im Bereich der Physiotherapie und Bewegungstherapie ist es zu einer Diversifizierung der Therapieformen gekommen. Neben Einzelheilgymnastik, der bewährten und zentralen Säule der Therapie, spielen Funktionsgymnastik, medizinale Trainingstherapie, Sportrehabilitation, Aquajogging, Training an Unterwassergeräten immer größer werdende Rollen. Als ergänzende Therapieoption wird seit einigen Jahren in der Sonderkrankenanstalt für Rehabilitation Thermenhof, Warmbad-Villach, auch therapeutisches Klettern angeboten.

Was versteht man unter therapeutischem Klettern?

Der Definition nach ist es die Durchführung von zielgerichteten Bewegungen, die zur Verbesserung und Förderung der koordinativen, konditionellen und mentalen Fähigkeiten führt. Die Therapieform des therapeutischen Kletterns kann bei allen Patienten mit Beschwerden im Bereich des Schulter-, Hüft-, Knie- und Sprunggelenks sowie bei Problemen im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule angewandt werden. Als absolute Kontraindikationen für das therapeutische Klettern sind akute oder unklare Schmerzen anzusehen.
Weiters sollte dieses Therapiemittel für Patienten mit schwerwiegenden Problemen im Bereich der Halswirbelsäule, mit Schwindel, mit Hand- und Fingerverletzungen sowie mit den Diagnosen Epicondylitis humeroradialis (Golferarm), Carpaltunnelsyndrom, Morbus Dupuytren sowie bei chronischer Polyarthritis mit starker Beteiligung der Hand- und Fingergelenke nicht angewendet werden.

Ergänzung zu anderen aktiven Therapieformen

Als Therapiemittel wird eine therapeutische Kletterwand verwendet, wobei die Bewegungsmuster hauptsächlich in horizontaler Ebene erfolgen und ständig durch eine Physiotherapeutin überwacht bzw. die Bewegungsmuster korrigiert werden. Ziel des Therapiemittels therapeutisches Klettern ist die Verbesserung der Stabilisationsfähigkeit, weiters die Verbesserung der Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit sowie die Verbesserung des Gleichgewichtes und die Förderung der Körperwahrnehmung. Alle geschilderten Eigenschaften wie Stabilisationsfähigkeit, Koordinationsfähigkeit und Gleichgewicht sind Eigenschaften, die sich im Verlauf des Lebens ohne entsprechendes Training und Gegensteuern abbauen.
In unseren Erfahrungen hat sich das therapeutische Klettern als eine interessante Ergänzung zu anderen aktiven Therapieformen bewährt. Die Therapie wird sehr gerne angenommen und auch verloren geglaubte Bewegungsmuster aus Jugend oder jungem Erwachsenenalter werden wieder aufgefrischt. Ebenso wirkt sich diese Bewegungsform positiv auf das seelische Gleichgewicht des Patienten aus, da positive Erlebnisse im Rahmen von Naturerlebnissen, Bergsteigen, Wandern und Klettern wieder wachgerufen werden.