Strategien zur Stressreduktion
Das Thermenland Steiermark ist bekannt für sein heilkräftiges Thermalwasser und seine Kernkompetenz im Gesundheitstourismus – deshalb wird Forschung in diesem Bereich stark forciert.
Eine international anerkannte wissenschaftliche Studie aus Bad Radkersburg bestätigte bereits im Vorjahr die entspannende und stressabbauende Wirkung des Thermalwassers. Aktuell wurden in einer Folgestudie der Medizinischen Universität Graz im Thermenland Steiermark verschiedene Methoden zum Stressabbau analysiert. Stressbedingte Erkrankungen, die in weiterer Folge zu Burnout, Bluthochdruck oder Schlaflosigkeit führen, zählen mittlerweile zu den häufigsten Krankheitsbildern der Bevölkerung. Mit den richtigen Methoden kann Stress aber gut abgebaut und ein Krankheitsrisiko reduziert werden. „In unserem hektischen Alltag gewinnt die effektive Nutzung von Erholungsphasen immer mehr an Bedeutung. Deshalb war das Ziel der Studie zu klären, mit welchen Methoden optimale Entspannungseffekte erzielt werden können“, erklärt Mag. Gernot Deutsch, Obmann des Thermenlandes Steiermark, den Hintergrund der Studie.
Erholungseffekt am Prüfstand
Trotz der Aktualität des Themas gibt es kaum wissenschaftliche Studien und Forschungen darüber, mit welchen unterschiedlichen Entspannungsmethoden Stress im Alltag bekämpft werden kann. Umso interessanter sind die von der Universitätsklinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie in Graz durchgeführten Analysen: Baden im Thermalwasser, Walking, Entspannen im Ruheraum sowie die Kombination von Walking und anschließendem Entspannen im Thermalwasser wurden auf ihre stressreduzierende Wirkung getestet. Die Ergebnisse dieser vier Vergleichsgruppen mit insgesamt 81 Probanden wurden miteinander verglichen. „Bei unseren Untersuchungen wurden alle Maßnahmen jeweils für 20 Minuten durchgeführt, das ist die kleinstmögliche Interventionseinheit. Davon können wir Annahmen ableiten, welchen Effekt die Methode auch bei einer Anwendung über ein längeres Zeitintervall hat“, erläutert PD Dr. Christian Fazekas von der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie das Studiendesign. Vor und nach den jeweiligen Einheiten wurden Speichelproben zur Bestimmung des Cortisolwerts entnommen sowie der Blutdruck und die Pulsfrequenz aufgezeichnet. Zusätzlich erhielten die Probanden vor und nach jeder Maßnahme einen Fragebogen zur Beurteilung der subjektiven Befindlichkeit und ihrem Entspannungsgrad.
Neue Impulse für Stressforschung
Die Ergebnisse der Testverfahren liefern wichtige Erkenntnisse und geben der Stressforschung neue Impulse. Die regenerierende Wirkung des Thermalwassers konnte auch in dieser Studie bestätigt werden: Vor allem bei hoch gestressten Personen war der subjektive Erholungseffekt beim Baden im Thermalwasser am größten. Die Probanden fühlten sich nach einem 20-minütigen Aufenthalt im Thermalwasser deutlich ausgeruhter als beispielweise nach einer Entspannungseinheit im Ruheraum.
Eine absolut neue Erkenntnis brachte die Untersuchung hinsichtlich der Kombination von Walking und Baden im Thermalwasser: Der systolische Blutdruck sinkt nachweislich, wenn vor einer Ruhephase moderate Bewegung betrieben wird. Moderate Bewegung und anschließende Entspannung im Thermalwasser sind daher bestens dafür geeignet, den Stresspegel zu senken. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass sich bei allen Maßnahmen – egal ob passive oder aktive Entspannungsmethoden – bereits bei einer Einheit von nur 20 Minuten signifikante Erholungseffekte zeigen. Dieses Ergebnis zeigt, dass bestimmte Maßnahmen zur Stressreduktion auch auf den Alltag übertragbar sind und durchaus Wirkung zeigen. Neben Bewegung und Ruhephasen sind allerdings auch noch andere Faktoren für einen erfolgreichen Erholungseffekt verantwortlich. „Ein individuelles Zusammenspiel von Bewegung, Entspannung im Thermalwasser, gesunder Ernährung sowie einer angenehmen, ruhigen Umgebung helfen mit Stress abzubauen“, ergänzt Fazekas. rh