„Sprachrohr“ für leitende Spitalsärzte
Der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Österreichs will sich unter seinem Präsidenten Otto Traindl zukünftig noch stärker als bisher aktiv in die gesundheitspolitischen Diskussionen und Entscheidungsprozesse einbringen.
Der VLKÖ, der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Österreichs, ist eine interdisziplinäre, freiwillige Interessensvertretung mit rund 300 Mitgliedern. 98 Prozent davon sind Primarärzte, das entspricht rund einem Fünftel aller Primarärzte Österreichs. Lag der Fokus der VLKÖ-Aktivitäten bisher vor allem auf einer starken Interessensvertretung innerhalb der Ärzteschaft und gegenüber den Spitalserhaltern, so will man sich nun verstärkt auch in die politischen Entscheidungsprozesse einschalten.
Zu tun gäbe es da jedenfalls genug, zum Beispiel, was die aktuellen Auseinandersetzungen der Ärzteschaft mit dem MedUni-Wien Rektorat bezüglich des neuen Dienstrechtes und den damit einhergegangenen Streichungen von Journaldiensten betrifft – oder die jüngste Aufforderung der EU-Kommission an die Bundesregierung, die Arbeitszeiten für Ärzte gesetzlich entsprechend den EU-Richtlinien zu regeln.
Für VLKÖ-Präsident Dr. Otto Traindl ist das AKH nur die exponierte Spitze eines Eisberges: „Einzelfall ist das AKH sicher keiner. Die gleichen Symptome werden auch in vielen anderen Häusern sichtbar. Die Schwächen entstehen aus strukturellen Schwächen in der Krankenhausorganisation an sich.“ Immer stärkere Kostenbeschränkungen führen zu einem Ressourcenmangel, der sich trotz großer Leistungsbereitschaft aller Beteiligter immer weniger kaschieren lässt. Am aktuellen Fall AKH würde sich allerdings zeigen, meint Traindl, was passiert, wenn die Ärzte im Allgemeinen – und die leitenden Ärzte im Speziellen – nicht oder nur unzureichend in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Es gebe immer noch eine Reihe von Einsparmöglichkeiten innerhalb der Spitalsstrukturen, etwa bezüglich Organisationsoptimierungen oder auch durch zentrale Einkaufskooperationen. „Gerade die leitenden Ärzte wissen sehr genau, wo in ihren Abteilungen sinnvoll gespart werden kann, ohne dass die Patienten darunter leiden. Man sollte sie auch fragen“, fordert der Präsident.
Politische Weichenstellung
Allen politischen Entscheidungsträgern müsse aber auch klar sein, dass die medizinischen Leistungen nicht mehr werden können, wenn die Ressourcen nicht mehr werden, ist Traindl überzeugt und fordert von der Politik ein klares Commitment: „Was wir uns in Zukunft medizinisch leisten wollen, ist eine rein politische Fragestellung. Wollen wir weiterhin ein soziales Gesundheitssystem, wo jedem alles offen steht, dann muss ausreichend Geld in das System fließen.“ Dabei habe aber natürlich immer der Grundsatz zu gelten, die Abläufe möglichst effizient und damit kostengünstig zu gestalten und mögliche Synergien zu heben. Hier könnten die leitenden Ärzte nicht nur mit ihrer medizinischen Expertise, sondern auch als erfahrene, kompetente Führungskräfte viel Know-how einbringen.
Insgesamt wünscht sich der VLKÖ-Präsident von der Politik, dass „die Gesundheitsagenden einen höheren Stellenwert bekommen, als es derzeit der Fall ist. Im jüngsten Regierungsprogramm finden sich dazu gerade einmal ein paar dürre Seiten. Die Aufrechterhaltung eines funktionierenden Systems ist kein Selbstläufer. Dazu braucht es noch deutlich größere Anstrengungen als bisher.“ vw