So kommt Bewegung in die Patientenaufklärung
Die präoperative Patientenaufklärung hat sich in den letzten 30 Jahren in standardisierten Abläufen festgefahren. Vieraugengespräche bilden die Basis für eine genaue und persönliche Patienteninformation, schriftliche Aufklärungsbögen runden das Gesagte mit Bildern und Texten ab.
In der Praxis drängt sich die Frage auf, ob komplexe medizinische Inhalte gerade in einer Zeit, in der Infotainment die Kommunikation dominiert, allein mit diesen klassischen Methoden wirklich verständlich klargemacht werden können. Die Aufklärungsbögen vieler Standardoperationen sind nicht optimal auf eine einzelne Operation zugeschnitten. Zudem sind die Abbildungen anatomischer Skizzen meist nicht mehr zeitgemäß. Das Verständnis des Patienten als wichtige Basis für eine Einwilligung ist nicht garantiert und stellt ein zunehmendes rechtliches Problem dar. Zudem kostet die Verwaltung und Organisation der Bögen wertvolle Zeit und Ressourcen – nicht zu vergessen, dass viele Patienten aus niedrigeren Bildungsschichten oft Probleme mit komplexen, textlastigen Ausführungen zu medizinischen Eingriffen und vor allem den dazugehörigen Risiken haben. Denn schließlich sind sie in der Phase der Aufklärung über medizinische Inhalte zumeist in einer persönlich hoch emotionalen Situation, geht es doch um ihre eigene Gesundheit, im Extremfall um Leben und Tod.
Zeitgemäße Patientenaufklärung
Durch die Verbindung von herkömmlichen Aufklärungsgesprächen und der Unterstützung durch neuartige Informationsmedien entstand jetzt eine Lösung für zeitgemäße, moderne und flexible Patientenaufklärung. AniMedes heißt die Anwendung, auf die der Jungunternehmer Johannes Allesch mit Recht stolz sein kann: „Es geht um die Visualisierung medizinischer Vorgänge und die Schaffung neuer Kommunikationswege bei gleichzeitiger Effektivitätssteigerung und Ressourcenoptimierung.“ Um diese Vision zu verwirklichen, gründete er AniMedical, ein auf medizinische Themen spezialisiertes Animations- und Multimediaproduktionsstudio. „Durch unsere 3D-Animationsfilme entstehen neue Kommunikationswege zwischen Ärzten und Patienten. Vor jeder Operation besteht für die Ärzte eine Aufklärungspflicht, um die Patienten über den Eingriff und alle möglichen Risiken und Nebenwirkungen zu informieren. Bisher geschieht diese Aufklärung mit Papierbögen, die sehr lange, komplizierte Texte vor allem zur rechtlichen Risikoaufklärung beinhalten und mehr eine Absicherungsmaßnahme gegen Patientenklagen darstellen. Die Wahl der Aufklärungsmedien ist in Österreich allerdings nicht vorgeschrieben, daher ist es höchste Zeit für eine Modernisierung dieses jahrzehntealten Standards“, fasst Allesch zusammen.
Sprache – kein Problem
Die Animationsfilme sind einfach gehalten und auch ohne Ton verständlich. Sie können problemlos in jeder Sprache ausgegeben werden, was vor allem Menschen mit geringen Deutschkenntnissen entgegenkommt. In der klinischen Anwendung helfen sie bei Effizienz- und Qualitätssteigerungen und bei der Reduktion von Kosten, alleine schon durch die Papierersparnis und den gewonnenen Lagerraum oder die Vervielfältigung durch den Wegfall von fünf bis 20 Seiten pro Patient. „Nach ersten Tests mit 3D-Filmen im Aufklärungseinsatz sind wir schon früh zu dem Schluss gekommen, dass es einer gänzlich neuen Idee bedarf. Mit den Filmen alleine werden Ärzte nur mit einem zusätzlichen Tool ausgestattet, das zwar die Betreuung ihrer Patienten positiv beeinflussen kann, ihnen aber unterm Strich mehr Arbeit verschafft, da die Filme alleine keinen bestehenden Teil der Aufklärung vor Eingriffen ersetzen können“, gibt Allesch Einblick in die Entwicklung. Seit zwei Jahren arbeitet AniMedical deshalb an einer komplett digitalen Patientenaufklärung.
Per Mausklick aufgeklärt
AniMedes ist eine komplett digitale, mehrsprachige App auf mobilen Endgeräten, die von den Patienten im ersten Teil völlig eigenständig benutzt werden kann. Derzeit stehen die Sprachen Deutsch, Serbisch, Türkisch und Englisch zur Verfügung. Die Patienten informieren sich auf iPads, Touchpads oder Bildschirmen über die bevorstehende Behandlung – bei Unklarheiten oder beim Wunsch, den Film etwa mit Angehörigen anzusehen, kann beliebig oft wiederholt werden. Im Anschluss daran bekommen sie direkt am selben Gerät einen Anamnesebogen, der ihre individuellen Risiken, Allergien und Vorerkrankungen abklärt. Über eine FAQ-Funktion können die Patienten eigene Fragen notieren oder aus den häufigsten Fragen anderer Patienten auswählen. Diese Fragen kommen gemeinsam mit dem Anamnesebogen über gesicherte Verbindungen auf den Klinikserver, wo sie in Echtzeit für die Ärzte bereitgestellt werden, die im Anschluss in einem gemeinsamen Vieraugengespräch die Aufklärung abschließen. Dabei sehen die Mediziner sofort, wenn eine Aufklärung nur unvollständig vorgenommen wurde und falls es Probleme oder besondere Risikofaktoren mit bestimmten Patienten gibt. Das Risiko, etwas zu übersehen oder wichtige Informationen auszulassen, sinkt damit. Im Gespräch können durch wenige Klicks alle Risiken oder Fragen der Patienten kommentiert werden. Auch die Dokumentation der im Gespräch abgehandelten Themen wie Fragen der Patienten oder der Einsatz von Dolmetschern kann einfach per Liste abgehakt werden, sodass hier sogar eine zusätzliche aktive Bestätigung der Aufklärungsleistung vorliegt und nicht, wie bisher, nur eine Unterschrift unter einem vorgefertigten Bogen.
Am Ende der Aufklärung findet sich ein Unterschriftenfeld, das direkt am Touchpad benutzt werden kann. Sobald beide Personen unterschrieben haben, wird die fertige Aufklärung mit allen eingegebenen Daten verschlüsselt und in einer nicht mehr veränderbaren Form abgespeichert, künftig auch direkt im KI-System von Kliniken. Da die digitale Unterschrift in der Medizin derzeit mit einer Signatur auf Papier noch nicht gleichgestellt ist, kann der fertige Bogen zusätzlich ausgedruckt, unterschrieben und auch den Patienten mitgegeben werden.
Testlauf zeigt Chancen und Hürden
Derzeit befindet sich die AniMedes-App in einer klinischen wissenschaftlichen Studie im Testlauf an der Urologie des Landeskrankenhauses Salzburg, in der Kardiologie Wilhelminenspital und in Schwarzach - St.Veit. Erste Ergebnisse werden für den Herbst erwartet, der Abschluss der Studie ist im Frühling geplant. Bei der Studie werden Wissensstand und Angstscore der Patienten abgefragt, ebenso werden subjektive Eindrücke der neuen Aufklärungsart erhoben. Die App liefert im Studieneinsatz automatisiert genaue Daten über das Nutzungsverhalten von Patienten und Ärzten, etwa wie lange ein Fragebogen gelesen wird, welche Filme angesehen werden und ob der Ablauf der App reibungslos verläuft. „AniMedes soll künftig in Nutzungslizenzen von den Kliniken erworben werden. Die Preise der einzelnen Lizenzen werden je nach medizinischem Fachbereich, der Nutzungsdauer und der Klinikgröße berechnet“, stellt Allesch die Kosten dar. Die Produktpakete beinhalten neben der kompletten Installation des Produktes inklusive Touchpads in der Klinik auch laufende Updates und eine Abdeckung der mindestens fünf häufigsten Operationen oder Behandlungen des jeweiligen Fachbereichs.
www.animedes.at, www.animedical.at
Die Vorteile auf einen Blick
- Einfache und unkomplizierte Anwendung
- Unabhängig und integrierbar in jedes Kliniksystem
- Ortsunabhängiges Management der Patientenaufklärung, auf jedem Device in Echtzeit
- Ersatz für aufwendige papierbasierte Lösungen
- Erleichtert das Arzt-Patienten-Gespräch durch visuelle Referenzen und strukturierte Zusammenfassungen
- Löst Probleme mit illiteraten Patienten
- Unterstützt bei fremdsprachigen Patienten
- Fehler im Aufklärungsprozess werden minimiert
- Kann Zeit sparen
- Erhöht die rechtliche Sicherheit durch automatisierte Dokumentation der Aufklärung



