„Schuster bleib bei deinen Leisten“
Spezialisierungen sind spätestens seit der industriellen Fließbandfertigung ein vieldiskutiertes Thema zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und halten zunehmend auch in der Medizin Einzug. Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine hohe Expertise spart letztendlich auch Zeit und Geld.
Unfallchirurg Priv. Doz. Dr. Patrick Weninger ist einer dieser Mediziner, die einen hohen Spezialisierungsgrad als „Nischenprodukt“ und damit auch als Wettbewerbsvorteil für sich entdeckt haben, und der überzeugt ist, damit den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. In seiner Wiener Spezialpraxis bekommen Patienten mit Knie- und Sportverletzungen rasche Diagnostik und die passende Behandlung.
Spitäler zeigen, wie es geht
„Was man oft macht, macht man gut, daher kann und soll nicht jeder Mediziner alles können. Ich habe durch die Spezialisierung eine hohe Fallzahl bei Meniskus- und Kreuzbandverletzungen und auch die entsprechende Expertise vorzuweisen“, so Weninger. Profi- und Freizeitsportler nach Verletzungen werden vom Unfallereignis bis zur Wiederherstellung aus einer Hand betreut. Geht es um Fragen zu Schulter- oder Wirbelsäulenverletzungen, verweist er bereits auf Kollegen, wie etwa das Team in der arthroclinic®. Ob Hüfte, Knie, Fuß oder Schulter – jeder Bereich wird hier von einem Spezialisten versorgt. Alle sind Oberärzte im Orthopädischen Spital Speising, einem der heimischen Wegbereiter der spezialisierten Medizin.
Spezialistentum im Spital soll aber nicht heißen, dass die Grundversorgung auf der Strecke bleibt oder gar ganze Abteilungen und Häuser auf Kosten einzelner Expertenthemen aufgelöst werden. Im Gegenteil: „Ein Spital oder eine Abteilung kann noch viel einfacher einen Pool an spezialisierten Medizinern zusammenfassen und bleibt immer noch eine Abteilung für Orthopädie oder Unfallchirurgie. Wichtig sind hier die richtige Personalpolitik und die In-frastruktur, die geboten werden muss, um den Rahmen für diese Experten zu bieten“, ist Weninger überzeugt und verweist auf seine Erfahrungen aus dem Orthopädischen Spital Speising.
Fallzahlen als Qualitätsfaktor
Ein „Experte“ definiert sich in der Regel durch die Erfahrung, die er auf einem bestimmten medizinischen Gebiet gesammelt hat, und das geht weit darüber hinaus, Facharzt in einem Fachgebiet zu sein. „Spezialisierung heißt für mich, innerhalb des Faches auch noch ein eigenes Spektrum zu haben, das man besonders tief durchdringt. Ich denke, dass dieser Weg aus Patientensicht besonders wünschenswert ist“, so Weninger.
Gerade in der Orthopädie und Unfallchirurgie ist der Zusammenhang zwischen hoher Ergebnisqualität und hoher Fallzahl deutlich erkennbar. Für Patienten ist ein hoher Spezialisierungsgrad eines Mediziners – mangels anderer Kennzahlen im heimischen Gesundheitswesen – ein wichtiger Indikator zur Orientierung und letztendlich eine Form des Qualitätssiegels medizinischer Leistungen. „Für den Arzt selbst gibt es Sicherheit. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich einen Patienten bestmöglich versorgt habe, wenn ich Experte in einem Bereich bin, als wenn ich den Eingriff nur zwei Mal im Jahr machen würde.“
Vom Generalisten zum Spezialisten
Warum diese Entwicklung vonseiten der politischen Entscheidungsträger im Gesundheitswesen, aber auch von vielen Medizinern nicht positiv gesehen wird, erklärt Weninger so: „Der Hauptgrund liegt vermutlich in der gewachsenen Struktur, in der es wichtig war, möglichst alles zu können und breit einsetzbar zu sein. Ein guter Chirurg hat von ‚Kopf bis Fuß‘ operiert, andere waren nicht gerne gesehene ‚Rosinenpicker‘. Nun hat sich aber der Zugang gewandelt, die Informations- und Wissensdichte nimmt enorm zu, sodass die Spezialisierung einfach notwendig ist.“ Das Umdenken hat nicht zuletzt aus Gründen der Rechtssicherheit zugenommen: „Wann immer Kunstfehlerdiskussionen oder Anklagen wegen fraglicher lege artis-Behandlungen geführt werden, ist es leichter zu argumentieren, wenn bei bestimmten Eingriffen eine hohe Fallzahl nachgewiesen werden kann. Richter sind medizinische Laien und legen oft einfach nachvollziehbare Parameter zugrunde.“
Auswirkungen auf die Praxis
Die Spezialisierung erfordert natürlich auch, dass man „am Ball“ bleibt und damit bereit ist, Zeit und Geld in Aus- und Weiterbildung zu investieren. „Auslandsaufenthalte und Zusatzausbildungen sind wichtig, um über den Tellerrand zu blicken, Erfahrungen zu sammeln und ein Netzwerk an Kontakten aufzubauen“, resümiert Weninger und ergänzt: „Ich habe mitgenommen, dass die besten orthopädischen Chirurgen jene sind, die sich auf einen Bereich spezialisieren, und die besten Spitäler jene sind, die das auch möglich machen und unterstützen.“ Abschließend betont Weninger. „Ich höre oft, manchmal etwas abschätzig, ‚der operiert ja wie am Fließband‘. Dann weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe, denn Fließbandarbeit bedeutet vor allem: höchste Qualität und Patientensicherheit.“ rh