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Schmerzen wegdenken: Helfen Sie sich selbst

Schmerztherapeut DDDr. Karl Isak ruft in seinem Buch „Schmerzen wegdenken“ dazu auf, die Programmierungskraft des menschlichen Gehirns zu nutzen, um körperliche Reaktionen herbeizuführen – gegen den Schmerz.


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Menschen mit chronischen Schmerzen werden von ihren Schmerzen beherrscht. Alles dreht sich nur noch um die Schmerzen, um die Angst vor ihnen und den Versuch, sie zu mildern. Das beginnt bereits mit dem ersten Augenaufschlag am Morgen und bestimmt den ganzen Tagesablauf. Und genau diese Gedanken über den Schmerz oder die Furcht vor dem Schmerz sind es auch, die mit schuld sind, dass der Schmerz bleibt, erklärt Schmerztherapeut DDDr. Karl Isak.

Die Macht der Gedanken

Jeder Gedanke verursacht einen neuronalen Prozess. Dabei werden Botenstoffe ausgeschüttet, die auch das Schmerzempfinden regeln. Zum Beispiel senkt Stress den Serotoninspiegel und dies kann zu Depressionen führen. Ein niedriger Serotoninspiegel erhöht aber auch das Schmerzempfinden. Ein anderes Beispiel ist die Produktion von körpereigenen Opiaten, die zum Beispiel bei einem Unfall zur völligen Schmerzfreiheit führen können. „Die neuronalen Prozesse sind steuerbar, Schmerzpatienten sind sich dieser Macht aber nicht bewusst. Mit speziellen Therapien und Coachings werden die richtigen neuronalen Prozesse eingeleitet und bestehende Automatismen verändert“, so der Schmerztherapeut.
Isak geht davon aus, dass ständige Gedanken an den Schmerz diesen erst recht manifestieren. Der dahinter stehende Ansatz: Gedanken sind eine ungeheure Macht. Woran man ständig denkt, stellt sich früher oder später auch ein. Oft genüge es, an Schmerzen zu denken, um sie hervorzurufen. Isak empfiehlt daher, den Fokus seines Denkens weg von den Schmerzen zu lenken, hin zu den Zielen, die man erreichen möchte. Er rät – anders als andere Experten – kein Schmerztagebuch zu führen, denn dies lässt die Gedanken permanent um den Schmerz kreisen.

Psyche als Schmerzursache

Mindestens 20 Prozent der Bevölkerung sind von chronischen Schmerzen betroffen. In vielen Fällen sind keine Ursachen zu finden. Laut Isak liegen die Ursachen daher „oft oder vielleicht auch immer“ in der Psyche. Häufig seien frühere Traumata ursächlich, in manchen Fällen auch ein aktueller Krankheitsgewinn – denn durch eine Krankheit werden gewisse Vorteile erlangt, wie zum Beispiel eine emotionale Zuwendung der Umwelt. Niemand leide zwar bewusst Schmerzen, dennoch spiele dies häufig eine Rolle, zumindest im Unterbewusstsein.
Viele Schmerzexperten sehen chronische Schmerzen als eigenständige Erkrankung, die keine Ursache mehr hat, denn der Schmerz habe sein eigenes Gedächtnis entwickelt, habe sich also verselbstständigt. Isak widerspricht dem, er plädiert dafür, weiterhin die – psychischen – Ursachen aufzuspüren, denn nur dann könne man eine Veränderung an der Wurzel des Problems herbeiführen und nicht nur die Symptome bekämpfen.

Gehirn umprogrammieren

Vom Gehirn ausgehend werden auch körpereigene Schmerzmittel erzeugt und sorgen für die Linderung von Schmerzen. Es macht also Sinn, bei Schmerzen das Augenmerk auf die Fähigkeiten des Gehirns zu lenken. „Wir sind in der Lage, unsere Schmerzen durch eigene innere Prozesse zu steuern. Wir besitzen mehr Macht als wir glauben und können mit unserem Denken den Körper beeinflussen“, so Isak. Der Autor beschreibt in seinem Buch die Methode, wie man das schaffen kann. Sie besteht aus Elementen der (Auto-) Suggestion, gedanklicher Umprogrammierung, Visualisierung, Fokussierung. Mittels Zielsetzung soll Veränderung zum Positiven hin, in Richtung Gesundheit und Schmerzfreiheit, bewirkt werden.
Isaks Methode – Mentalpsychologische Interventionen, siehe Kasten – bedeutet eine Technik, mittels bewusster Denkvorgänge das Unterbewusstsein zu konditionieren bzw. zu verändern. Sie geht davon aus, dass der Mensch es selbst in der Hand hat, seine Schmerzen loszuwerden, dass er Herr seiner Psyche und seines Körpers ist. „Es gilt die psychische Seite der Erkrankung zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen. Wir müssen die Botschaften des Schmerzes verstehen, uns nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele zuwenden und Veränderungen in unserem Leben herbeiführen“, sagt der Schmerztherapeut. th

Buchtipp

Karl Isak: Schmerzen wegdenken. Helfen Sie sich selbst.

Eine psychologische Schmerztherapie
Goldegg Verlag, 352 Seiten

Das Werk bezieht verschiedenste Wissenschaften, wie die Kognitions-, Neuro-, Motivations-, behavioristische, Lern- und Tiefenpsychologie, mit ein und sieht die Medizin ebenso als wichtiges Element einer holistischen Schmerztherapie. Isak plädiert auch für eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Schmerztherapeuten.