Schlüsselqualifikation im Selbststudium
Das European Patient Ambassador Programme (EPAP) vermittelt Fähigkeiten, wie sich Ärzte, medizinisches Fachpersonal, Pflegekräfte und Patienten an der Entwicklung des Gesundheitswesens beteiligen können.
Pflegekräfte, Ärzte und Patienten spielen eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, die Qualität des Gesundheitswesens und der medizinischen Forschung zu verbessern. Die politisch Verantwortlichen sind sozusagen „nur“ für die gesetzlichen Rahmenbedingungen verantwortlich. „Bislang ist es allerdings nicht nur nicht gelungen, diese an sich einleuchtende Tatsache mit einem für alle Beteiligten sinnvollen Tool zu verbinden“, so Monica Fletcher, Vorsitzende der European Lung Foundation (ELF) und Geschäftsführerin von Education for Health in Warwick, Großbritannien. „Auch sind sich weder Patienten noch Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal darüber im Klaren, in welch unterschiedlicher Art und Weise sie in diesem Prozess involviert sein könnten“, meint die Expertin. Für Mediziner ist es etwa nicht immer einfach, Patienten davon zu überzeugen, dass sie selbst über Möglichkeiten verfügen, um die Qualität des Gesundheitswesens zu verbessern. „Mit dem European Patient Ambassador Programme (EPAP) wollen wir uns nun um diese Belange kümmern“, erklärt Fletcher.
Selbstlernprogramm
EPAP ist ein frei zugängliches Selbstlernprogramm, das Patienten und Pflegekräften helfen soll, jene Schlüsselqualifikationen zu entwickeln, die sie benötigen, um mit medizinischem Fachpersonal, aber auch mit Forschern, Politikern und Journalisten zu interagieren. Es zielt überdies darauf ab, dass die Teilnehmer ihre Erfahrungen von einem Leben mit (chronischen) Erkrankungen teilen bzw. dass Pflegekräfte ihre Erkenntnisse aus der Betreuung ebensolcher Krankheiten weitergeben. Dazu bedarf es jedoch eines speziellen Wissens sowie gewisser Fähigkeiten, die im Rahmen von sechs benutzerfreundlichen Modulen erlernt werden können. Darüberhinaus soll dank EPAP eine europaweite Community von sogenannten Patientenbotschaftern aufgebaut werden. Eine Community, deren Mitglieder aufgrund ihrer unterschiedlichen gesundheitlichen Anamnesen eine umfassende Bandbreite an medizinischem Wissensfundus bieten können.
EPAPonline.eu
Entwickelt wurde EPAP von ELF und CLAHRC (Collaborations for Leadership in Applied Health Research and Care; eine Initiative des britischen National Institute for Health Research), mit der Hilfe von Patienten, Patientenorganisationen und Fachpersonal mit Kenntnissen in sechs Schlüsselbereichen: verlässliche Gesundheitsdaten, öffentliche Bewusstseinsbildung, Behandlung und Pflege, Forschung und Entwicklung, Gesundheitspolitik sowie Medien. Seit dem Frühjahr 2013 ist das Programm online (www.epaponline.eu). Die Mehrzahl der 220 registrierten User in über 20 Ländern europaweit sind Patienten (61 %; 16 % Pflegekräfte, 23 % Mediziner). Nach einer ersten Evaluierungs- und Optimierungsphase wird EPAP im Frühling 2014 offiziell lanciert, zuerst allerdings nur in Englisch. Bis Herbst soll es jedoch eine deutsche Vollversion geben – weitere Sprachen folgen.
Erste Rückmeldungen deuten darauf hin, dass das Programm sein Hauptziel erreicht: nämlich Patienten und Pflegekräfte zu schulen, damit sie sich an der Entwicklung des Gesundheitswesens beteiligen können. „Außerdem profitieren Mediziner von EPAP. Schließlich sind sie ständig auf der Suche nach engagierten Patienten, die bereit sind, ihre Erfahrungen zu teilen. Und dies dient wiederum weiterführenden Forschungstätigkeiten und der Entwicklung von Richtlinien“, ist Fletcher überzeugt.