Reisen bildet
Für kaum eine Reiseform trifft diese Aussage so sehr zu wie für Studienreisen. Viele Ärzte haben längst ihr Faible für gut organisierte, spannende Reisen entdeckt, die vor allem durch das Reiseprogramm punkten.
„Studienreisen sind ein hochwertiges Nischenprodukt für Individualisten und werden von Menschen gebucht, die Interesse an Kultur besitzen und auch über etwas Geld verfügen“, fasst Dr. Johannes Maier, mit Dr. Maiers Studienreisen einer der Marktführer, die Zielgruppe zusammen. Auch Dr. Frano Ilić vom Mitbewerber Studiosus bestätigt, das das Publikum für Studienreisen eher gebildet und zahlungskräftig ist. „Meist besteht Interesse daran, ein Land in seiner Vielfalt zu erleben, gleichzeitig sind diese Reisen auch sehr bequem, da alles bestens vororganisiert wird“, ergänzt Ilić. Viele Ärzte entsprechen diesem Profil bestens.
Keine Massenware
Eines der Charakteristika von Studienreisen bedingt auch gleichzeitig einen der größten Vorteile: kleine Gruppen. Während billige, pauschale Bade- und Rundreisen oft für 40 bis 60 Teilnehmer ausgelegt sind, schätzen Studienreisende kleinere Gruppen, die mit dem Reiseleiter interagieren können. Durchschnittlich 15 Personen nehmen etwa an den Reisen von Dr. Maier teil. „Die begrenzte Anzahl der Teilnehmer pro Reise erhöht die Qualität der Reise und dadurch auch den Preis“, erklärt Maier. „Preisgünstige Massenveranstalter arbeiten mit einer großen Anzahl von Reisenden – etwa 100 bis 200 Personen pro Reisetermin – und beinhalten nur drei Leistungen: Flug, Transfer Flughafen/Hotel/Flughafen und Hotelaufenthalt.“ Auch Harald Golda, Leiter des Akademischen Reisedienstes, setzt auf überschaubare Gruppengrößen von maximal 25 Personen. Bei Studiosus geht der Trend ebenfalls zu kleineren Gruppen. Während bisher etwa 20 bis 25 Teilnehmer der Normalfall sind, punkten derzeit kleine Gruppen von maximal 15 Personen.
Komfort und Aktualität im Mittelpunkt
Ursprünglich wurden Studienreisen aus rein historischem Interesse gebucht, doch die Ansprüche sind heute breiter gefächert. Nach wie vor buchen „kulturell, geschichtlich, archäologisch interessierte Menschen“ diesen Reisetypus, wie Golda beschreibt, doch längst wird auch erwartet, dass der Reiseleiter auf Aktuelles verweisen kann. „Natürlich müssen Reiseleiter viel historisches und anderes Fachwissen mitbringen, aber es geht auch um aktuelle Zusammenhänge“, erklärt Ilić. „Unsere Kunden wollen nicht nur Wissen speichern, sondern auch etwas erleben und erfahren.“
Maier bestätigt, dass der Faktor „Erlebnis“ großgeschrieben wird: „Größten Wert legen wir auf die Routenführung, damit jeder Tag womöglich mehrere Höhepunkte kultureller Art bietet und abwechselnd ist. Die Qualität des Reiseführers ist gleichfalls entscheidend. Wir verwenden meist geprüfte lokale, sehr qualifizierte Führer, die auch die lokalen Besonderheiten kennen.“ Außerdem punktet Maier mit durchwegs deutschsprachigen Reiseleitern, adäquaten, aber nicht übertrieben luxuriösen Hotels und Fahrzeugen mit ausreichend Platz.
Auch Studiosus investiert in den Komfort der Studienreisen: Für die Reiseleiter gibt es ein eigenes Ausbildungssystem. Im Mittelpunkt steht aber immer das inhaltliche Programm: „Wir setzen auf Highlights, aktuelle Themen sowie Begegnungen und Austausch mit Einheimischen“, sagt Ilić. Die Hotelqualität müsse natürlich auch stimmen. Zudem gehe der Trend derzeit zur „smart & small“-Variante. „Reisen, die keine typischen Studienreisen sind, mit mehr Freizeit, kleineren Hotels und maximal 15 Personen in der Gruppe werden verstärkt nachgefragt“, erzählt Ilić.
Auch Golda sieht einen neuen Trend auf sich zukommen: „Studienreisen werden derzeit zu etwa 75 % pauschal gebucht, aber der Trend geht eindeutig zu individuell zusammengestellten Reisen.“ Einig ist sich der Leiter des Akademischen Reisedienstes mit seinen Mitbewerbern, dass das Allerwichtigste ein inhaltlich unüberbietbares, gehaltvolles Reiseprogramm ist. „Wir setzen auf mehr Sehenswürdigkeiten, völliges Weglassen von Souvenir- und Teppichgeschäften, kleine Gruppen bis maximal 25 Personen und unsere Reiseleiter sind Spitze. Aber: Nie würden wir wegen eines besonders guten Hotels die Route ändern.“
Neue und alte Ziele
„Good old Europe“ und Asien gelten derzeit als bevorzugte Destinationen. „Seit dem letzten Jahr erleben klassische Urlaubsländer wie Italien, Spanien, Portugal, Großbritannien, aber auch Griechenland einen neuen Boom“, erzählt Ilić. Golda verbucht insbesondere Andalusien und den Jakobsweg, Rom und Irland als Trendziele. Die Renaissance „alter“ Destinationen ist quer durch die Branche spürbar – möglicherweise bedingt durch Krisengebiete weltweit, die sichere, bekannte Ziele gegenüber exotisch-ausgefallenen wieder attraktiv machen. Auch Maiers Kunden setzen auf Europa und Asien, dort neuerdings vor allem auf Indien. Golda und Ilić haben zudem ein neues Ziel ausgemacht, das einen überraschenden, aber deutlich spürbaren Aufschwung erlebt: der Iran. Für Menschen, die die arabischen Kulturen kennen lernen wollen, eignen sich derzeit kriegsbedingt nicht alle Ziele, der Iran gilt hingegen als relativ sicher. „Fernreisen nach Südafrika, Süd- und Mittelamerika, aber auch Japan und Myanmar bleiben aber auch weiterhin im Trend“, heißt es bei Studiosus.
Die deutsche Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen hat laut Ilić Urlauber befragt, wer sich eine Studienreise vorstellen kann und hat so ein Potenzial für 1,8 Millionen Gäste für die nächsten drei Jahre eruiert. Das sei immerhin pro Jahr die sechsfache Zahl der derzeit über Studiosus gebuchten Studienreisen. Ausgeschöpft sind die Möglichkeiten von Studienreisen also noch lange nicht.
Die Top-Anbieter von Studienreisen sind sich einig: Inhalt und Programm sind der Service Nummer eins. Unabhängig davon, wohin die Reise führt, das Erlebnis steht im Vordergrund – und dafür engagieren sich Veranstalter wie Reiseleiter. bw
„Mit unserem Ausbildungssystem für Reiseleiter lassen wir uns das Erlebnis Studienreise einiges kosten.“
Dr. Frano Ilić, Studiosus, www.studiosus.com