„Prof Ed Mobil“ on Tour
Seit einigen Monaten macht das „Prof Ed Mobil“ österreichweit Station und bietet Chirurgen die Möglichkeit, ihre laparoskopischen Fähigkeiten zu verbessern.
Von der Endoskopie über eine Cholezystektomie, Leberresektion oder gynäkologische Eingriffe bis hin zum Einsatz eines Magen-Bypass für krankhaft fettleibige Patienten: Wo früher noch offene Operationen mit großen Hautschnitten erforderlich waren, kommt mittlerweile fast ausschließlich die Laparoskopie zum Einsatz. Dass derartige minimalinvasive chirurgische Eingriffe ganz spezielle Fertigkeiten sowie kontinuierliche Aus- und Weiterbildung bzw. permanentes Training erfordern, hängt schon alleine mit den laufenden Neu- und Weiterentwicklungen zusammen. Außer Frage steht ebenso die Tatsache, dass es vor allem für Jungmediziner eine Herausforderung darstellt, die Schlüssellochchirurgie auch tatsächlich anzuwenden.
Mobiles Trainingszentrum
In dieser Hinsicht bietet Ethicon, ein Geschäftsbereich von Johnson & Johnson Medical, mit dem „Prof Ed Mobil“ eine besondere Möglichkeit zur medizinischen Weiterbildung: Während in verschiedenen Trainingszentren, wie beispielsweise an der Innsbrucker Universitätsklinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie, eine stufengerechte sowie qualitätskontrollierte Aneignung minimalinvasiver und endoskopischer Fertigkeiten an computerunterstützten Simulationsmodellen, perfundierten Organsystemen und Großtiermodellen angeboten wird, besteht die Besonderheit von „Prof Ed“ darin, dass sich die Simulatoren in einem zu einer mobilen Trainingsstation umfunktionierten Kleinbus befinden. In eben diesem können Chirurgen verschiedene laparoskopische Eingriffe üben und ihre Fertigkeiten perfektionieren, nicht ohne Grund steht „Prof Ed“ für Professional Education. Eine Chance, die sich zahlreiche Operateure etwa beim 55. Österreichischen Chirurgenkongress, der von 25. bis 27. Juni in Graz stattfand, nicht nehmen ließen. Aber auch andernorts bestand bzw. besteht die Möglichkeit, im Prof Ed Mobil zu „operieren“, denn das mobile Trainingszentrum macht seither österreichweit in verschiedenen Krankenhäusern Station – unter anderem an den Vorarlberger Landeskrankenhäusern Feldkirch, Bludenz und Bregenz, wo das mobile Trainingszentrum im Juli und September anzutreffen war.
Dr. Wolfgang Riediger, seit 2013 als Facharzt für Chirurgie und seit 2008 am Landeskrankenhaus Bregenz tätig, war einer der Chirurgen, die an den Simulatoren ihr chirurgisches Können verbesserten, denn es bestehe immer Optimierungspotenzial, zum Beispiel im Hinblick auf Schnelligkeit und Exaktheit, ist Riediger überzeugt. Obwohl auch erfahrene Chirurgen ihr laparoskopisches Können regelmäßig trainieren sollten – vorzugsweise ohne Risiko für den Patienten und unabhängig vom Klinikalltag – biete eine derartige Trainingsmöglichkeit jedoch speziell jungen Chirurgen einen erheblichen Nutzen: „Die Schwierigkeit laparoskopischer Eingriffe besteht ja darin, dass das dreidimensionale, räumliche Arbeiten am Bildschirm nur zweidimensional abgebildet wird. Es gibt zwar schon seit Längerem Entwicklungen, 3D-Kameras kombiniert mit 3D-Bildschirmen einzusetzen, allerdings hat sich das bis dato noch nicht durchgesetzt bzw. sind die derzeitigen Modelle noch nicht reif für den täglichen Einsatz. Für junge Kollegen besteht dank solcher Computersimulationen also die Möglichkeit, dass sie überhaupt einmal mit der Laparoskopie in Kontakt kommen.“
Koordinations- und Geschicklichkeitsübungen
Das mobile Trainingszentrum Prof Ed Mobil beherbergt neben zwei Pelvitrainern, an denen etwa chirurgische Naht- und Knotentechniken trainiert werden können, zwei hochmoderne Virtual Reality Simulatoren, die unter anderem der Schulung der Augen-Hand-Koordination dienen – eine der wesentlichen Grundvoraussetzungen für die Laparoskopie: Während nämlich beim offenen Operieren das Gewebe, das direkt gesehen wird, auch direkt gefasst wird, arbeiten die Operateure beim Laparoskopieren mit langen Instrumenten, mit denen sie das Ziel, das sie auf dem Bildschirm sehen, im Bauch fassen – also an einem komplett anderen Ort.
Bei der Laparoskopie gehe es außerdem immer um Zug und Gegenzug, erklärt Riediger: „Beispielsweise muss das Gewebe erst einmal angespannt werden, um einen Schnitt vornehmen zu können. Dafür braucht es sowohl Koordination als auch Fertigkeit.“ Das Prof Ed Mobil oder vielmehr die Virtual Reality Simulatoren bieten zu diesem Zweck verschiedenste Übungen: Eine Art Geschicklichkeitstraining besteht zum Beispiel darin, mit laparoskopischen Instrumenten Bälle von A nach B zu transportieren. Übungen, bei denen etwa Bänder mit einem Stromhäkchen durchtrennt gehören oder eine Netzkuppel ausgeschnitten wird, zielen wiederum darauf ab, das laparoskopische Schneiden zu trainieren. Ebenso gibt es Übungen, die darauf abzielen, die schwächere Hand zu schulen: „Jeder hat eine stärkere und eine schwächere Hand bzw. gibt es meist eine führende und eine haltende Hand. Bei laparoskopischen Eingriffen ist es allerdings von großem Vorteil, wenn ein Schnitt beispielsweise auch mit der schwächeren Hand vorgenommen werden kann“, weiß der Bregenzer Chirurg.
Bei sämtlichen Übungseinheiten erhält der Operateur ein genaues Feedback, das unter anderem darüber Auskunft gibt, wie exakt gearbeitet wurde, ob ein falsches Band durchgeschnitten wurde, in welcher Zeit die vorgegebene Übung absolviert wurde oder auch inwiefern beide Hände eingesetzt wurden.
Virtuelle Operationen
Außerdem bieten die beiden Virtual Reality Simulatoren des Prof Ed Mobils die Chance, laparoskopische Eingriffe Schritt für Schritt zu üben. Auch dabei erhält der Chirurg eine Bewertung seiner Arbeit und erfährt anhand einer Fehleranalyse, wo es noch Verbesserungspotenzial gibt. Wenngleich solche computerunterstützten Modelle definitiv zur Routine des Operationsprozesses beitragen, sind die Simulatoren des Prof Ed Mobils im Hinblick auf die Schulung des tatsächlichen Laparoskopierens laut Chirurg Riediger nicht ganz so optimal, da der Operateur keinen Widerstand verspürt: „Es gibt Simulatoren, bei denen ein taktiles Feedback bzw. ein Widerstand zu spüren ist, wenn man zum Beispiel an einem Gewebe zieht. Dies ist bei den Simulatoren des Prof Ed Mobils leider nicht der Fall. Allerdings macht es trotzdem sehr wohl Sinn, dass allein die Bewegungen trainiert werden“, erklärt Riediger, der selbst etwa schon am Innsbrucker Trainingszentrum für Minimal Invasive Chirurgie Erfahrungen sammeln konnte.
Allein: Ob mit oder ohne taktiles Feedback, eine simulierte laparoskopische Darmresektion, bei der beispielsweise Gefäße als rote und blaue Schläuche dargestellt werden, sei, so Riediger, mit einer realen freilich nie vergleichbar: „Operieren lernt man vor allem im OP und mit jeder Operation steigt die Lernkurve an. Nichtsdestotrotz sind Kurse, wie sie etwa an der Uniklinik in Innsbruck angeboten werden, oder eben Trainingsmöglichkeiten, wie sie das Prof Ed Mobil bietet, absolut sinnvoll und wünschenswert“, betont der Chirurg.
Walter Wurzer, Geschäftsführer von Johnson & Johnson Medical, ist jedenfalls davon überzeugt, dass das Prof Ed Mobil gerade für kleinere Krankenhäuser eine perfekte und insbesondere kostengünstige Möglichkeit zur Weiterbildung der Chirurgen darstellt. Und: „Auch wenn die meisten Ärzte, die unser Angebot nutzen, die Eingriffe gut beherrschen: Eine positive Auswirkung auf die Selbsteinschätzung und die Selbstsicherheit gibt es allemal. Und davon profitiert wiederum der Patient“, erläutert Wurzer einen weiteren Vorteil des mobilen Trainingszentrums mit dem Namen „Prof Ed“. rh