Problemfall Franken-Kredit
Durch die Aufhebung der Mindestgrenze stiegen die Schulden der Franken-Kreditnehmer von einer Stunde auf die nächste um 15 Prozent an.
Franken-Kredite erfreuten sich vor allem bei Häuslbauern großer Beliebtheit, regional gesehen am höchsten ist die Dichte in Vorarlberg und Tirol. Seit dem Verbot von Fremdwährungskrediten für private Haushalte, das im Oktober 2008 die Finanzmarktaufsicht (FMA) verhängte, wurde das aushaftende Volumen um 45 Prozent zurückgefahren. Anfang 2009 hatten noch 270.000 Haushalte einen Fremdwährungskredit, zuletzt nur noch knapp 154.000.
Diese Kredite haben sich nun auf einen Schlag massiv verteuert, sagt der Chef von s-Bausparkasse und s-Wohnbaubank, Dr. Josef Schmidinger. Buchhalterisch seien die privaten Franken-Kreditnehmer in Österreich um rund 4 Milliarden Euro ärmer geworden. „Das aushaftende Franken-Kreditvolumen hat sich zwar in den letzten zwei Jahren um 20 Prozent reduziert, aber über 20 Milliarden haben wir noch“, sagte Schmidinger. Das Problem: Die meisten Kredite von Hausbauern waren in den Jahren 1999 bis 2008 aufgenommen worden. Viele der mit dem Geld gebauten Häuser hätten inzwischen eher an Wert verloren und würden daher zur Besicherung der nun plötzlich größer gewordenen Kreditschulden nicht mehr ausreichen. „Es könnte nun sein, dass die Banken Nachbesicherungen verlangen“, erklärt Schmidinger die aktuelle Situation. Wenn man dazu nicht in der Lage sei, werde man von der Bank aufgefordert werden, den Kredit in Euro zu konvertieren. Dann haben Sie als Kunde den Kursverlust endgültig kassiert und müssen den höheren Eurobetrag zurückzahlen, wenn Sie sich das finanziell leisten können.“ Allerdings seien Euro-Kredite derzeit sehr günstig, „daher hat man da von der Kreditfähigkeit her etwas Luft.“ Seine Schlussfolgerung aus der Franken-Misere: Entweder man spielt mit und behält den Franken-Kredit oder man versucht einen Teil des Kredites in ein Bauspardarlehen zu switchen, was natürlich derzeit nur mit Verlusten möglich ist.
„Alle Warnungen haben nichts gefruchtet“, blickt Finanzmarktaufsicht-Vorstand Mag. Helmut Ettl zurück. In Österreich habe es sogar während der Zeit der Warnungen einen „Run“ gegeben. Eingriffsmöglichkeiten hätte die FMA keine gehabt. Auch sei man verwundert, dass in den letzten Jahren nicht mehr konvertiert worden sei, obwohl klar gewesen sei, dass die jetzt aufgehobene Mindestgrenze der Schweizerischen Nationalbank eine rein binnenwirtschaftliche Maßnahme gewesen sei. Panik sei aber nicht angebracht. Innerhalb der kommenden ein bis fünf Jahre werden laut FMA weitere 15 Prozent der Fremdwährungskredite fällig, in fünf bis zehn Jahren 22 Prozent, in zehn bis 15 Jahren 25,8 Prozent, in 15 bis 20 Jahren 29,7 Prozent und in über 20 Jahren die restlichen 3,5 Prozent.
Mehr als die Hälfte der Kredite wird also erst in über zehn Jahren fällig. Stellt sich die Frage: Kann die Bank den Fremdwährungskredit einfach fällig stellen? Nein, eine Fälligstellung eines Kredites darf nur unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen. Grundsätzlich gilt: Solange man den finanziellen Verpflichtungen vereinbarungsgemäß nachkommt und keine wesentliche Verschlechterung der Einkommens- und Vermögenssituation eingetreten ist, die eine Bedienung des Kredites als gefährdet erscheinen lässt, ist kein Grund für eine Fälligstellung gegeben.