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Praxisgründung unter Zeitdruck

Ärzte, die vor der Frage stehen, wie ein Umbau der alten Ordination oder ein Neubau zu bewerkstelligen ist, sind gut beraten, mit durchdachter Strategie und der Hilfe von Fachleuten an die Sache heranzugehen – ganz besonders dann, wenn es schnell gehen muss.


Eine gelungenes Beispiel für eine neu gestaltete Anmeldung in der Ordination von Dr. Thurner

Eva Pöschl, pöschlmed

Dr. Sophie Bushnak, demnächst Allgemeinmedizinerin in St. Egyden am Steinfeld

Die junge Allgemeinmedizinerin Dr. Sophie Bushnak steht vor einer großen beruflichen Hürde: der Gründung einer Kassenarztpraxis. Nach St. Egyden am Steinfeld zieht es sie, „weil ich in der Nachbargemeinde lebe. Somit arbeite ich nicht an meinem Wohnort, aber die Anfahrt ist kurz.“ Acht Jahre lang – während der Karenzzeit der dreifachen Mutter – hat Bushnak zwölf verschiedene Allgemeinmediziner vertreten. „Jetzt ist meine Familienplanung abgeschlossen, die Kinder sind im Kindergarten bzw. in der Schule und der Zeitpunkt ist perfekt“, beweist die Ärztin ein wohlüberlegtes Maß an Lebensplanung. Der bisherige Dorfarzt verabschiedet sich in die Pension, seine Ordination wird Bushnak jedoch nicht übernehmen. „Ich werde eine bestehende Mietwohnung in eine Ordination umfunktionieren“, hat sie beschlossen. Die Vertretungsfunktionen haben der jungen Ärztin eine gesunde Dosis Erfahrung mitgegeben, die sie in ihre Überlegungen mit einbeziehen kann.

Hürdenlauf

Der Neu- oder Umbau einer Ordination gleicht einem Hürdenlauf, denn eine Vielzahl von Fragen tut sich auf: „Die größten Hürden dabei sind, eine passende Immobilie und passendes Personal zu finden“, bestätigt Bushnak. „Auch EDV-Einschulungen und die Übergabe der Patientendaten durch den Vorgänger funktionieren nicht mit links.“ Auf die Kenntnis komplexer EDV-Programme werden Jungärzte nicht vorbereitet – ein anspruchsvolles Maß an Lernwillen ist daher heutzutage erforderlich, um technisch auf dem letzten Stand der Dinge zu bleiben. Und wer will schon mit einem Wissensdefizit in die Karriere starten?
Eine Reihe weiterer Faktoren wird gerne unterschätzt, weiß Eva Pöschl von pöschlmed, den Experten für Beratung, Medizintechnik, Design und Architektur, aus Erfahrung: „Der Zeitfaktor spielt bei Ärzten immer eine große Rolle, da unabhängig davon, ob eine Bestandspraxis saniert oder eine neue Ordination eingerichtet wird, die Übernahme in kürzester Zeit erfolgen soll. Somit muss der Arzt sehr rasch viele Entscheidungen treffen und fühlt sich manchmal unter Druck gesetzt.“ Pöschl bedauert, dass Kassenverträge sehr kurzfristig vergeben werden. „Schließlich geht es nicht nur darum, die geeignete Immobilie zu finden, sondern auch die Verhandlungen mit dem Eigentümer bzw. Vermieter zu führen, bei Sanierungen Umbauarbeiten zu planen und festzulegen, wer was und wie bezahlt. Wir empfehlen zudem, dass der Arzt dem Mietvertrag den fertigen Grundriss, ein schlüssiges Raumkonzept mit allen medizintechnischen Anschlüssen, beilegt – als Sicherheit für beide Seiten“, rät Pöschl. Der nächste Schritt wäre dann die Funktionsmöbelplanung und das Design aufgrund des bestehenden Grundrisses, dann erst ist eine Angebotslegung möglich.

Alt und neu

Was hat nun bei der Planung mehr Gewicht – Design oder Funktion bzw. medizintechnische Ausstattung? „Eine ordentliche Planung für einen reibungslosen Ablauf, kurze Wege von Arzt und Assistentin, die Sicht zu den Patienten sind ebenso wichtig wie die Funktion und das Design“, sagt Pöschl und ergänzt: „Natürlich sollte die medizintechnische Versorgung vorrangig sein. Es muss aber noch keine High-end-Ausstattung sein – man kann durchaus überlegen, ob in manchen Bereichen gebrauchte Geräte nicht effizienter sind, wie zum Beispiel im Labor, beim Ultraschall, Röntgen, Waschmaschinen für Endoskope und Ähnlichem, wenn diese direkt vom Hersteller bezogen werden, gut gewartet sind und gut funktionieren.“
„Beim Umbau werden meist die Kosten unterschätzt“, warnt Pöschl. „Es ist immer darauf zu achten, dass die Räumlichkeiten als Ordination gewidmet sind und dass es bei laufendem Betrieb oder möblierten Immobilien bauseitig durch versteckte Einbauten oft noch zu kurzfristigen Änderungen kommen kann, da keine Naturmaße genommen werden können.“ Im Zuge einer kurzen Umsetzung haben beispielsweise die Tischler in diesem Fall kaum Möglichkeiten Naturmaße zu nehmen und müssen dem Architekten vollstes Vertrauen schenken. „Gerade bei kurzfristigen Projekten ist es daher sinnvoll, alles aus einer Hand zu nehmen, nicht nur Projektbetreuung zu fordern, sondern auch Projektmanagement, also die Koordination für alle Anbieter wie Telefon, Alarm, Bestuhlung etc., da der Experte für die Überwachung der Einhaltung des Terminplans verantwortlich ist“, schlägt Pöschl vor.

Neue Übergabemodelle

„Auffallend ist, dass sich bei den sogenannten alten Praxen bis zur Übergabe an die neuen Ärzte immer wieder dieselben Probleme darstellen“, berichtet Pöschl aus langjähriger Erfahrung. „Viele junge Ärzte wären gerne öfter bereit, die Räumlichkeiten des Vorgängers zu übernehmen, wenn die alteingesessenen Ärzte bereit wären, die Praxis für moderne Anforderungen zu adaptieren.“ Dabei geht es nicht darum, dass die erfahrenen als Wegbereiter für die jungen Ärzte agieren – was insbesondere dann undenkbar wäre, wenn noch kein Nachfolger bestimmt wurde –, sondern es dreht sich dabei durchaus um Win-win-Lösungen für beide Seiten. Pöschl denkt dabei gerne an ein schönes
Vorbild: Dr. Weichinger in St. Valentin (www.gruppenpraxis-st-valentin.at).
Der engagierte Mediziner hat die Arzt-praxis – sein Eigentum – komplett auf die Bedürfnisse seiner Nachfolger und der zukünftigen Entwicklung im Gesundheitsbereich ausgerichtet, erzählt Pöschl. Weichinger hat damit verlässliche und dauerhafte Mieter für seine Bestandsimmobilie gewonnen und die Nachfolger haben geringere Investitionen. „Ein derartiges Modell wäre sicher zu überdenken, damit ländliche Kassenpraxen wieder lukrativer nachzubesetzen wären, da die Übernahme für junge Ärzte fast immer eine finanzielle wie auch private Herausforderung mit sich bringt“, schlägt Pöschl vor. Pöschl räumt zudem ein, dass das größte Problem bei der Suche nach einer passenden Immobilie nicht die Barrierefreiheit oder neue Gerätschaften sind, sondern vielmehr, „dass die Investoren bei Mietern, welche nicht vorsteuerabzugsberechtigt sind – wie zum Beispiel Ärzte –, die Vorsteuer seit 01.09.2012 nicht mehr rückerstattet bekommen“.

Eine Frage der Finanzen

Naturgemäß stehen gerade junge Ärzte vor der Frage, welches Ausstattungsniveau finanzierbar ist und was ihre Möglichkeiten übersteigt. Meist bedarf es eines Abwägens der Potenziale und Grundbedürfnisse. Viele niedergelassene Ärzte investieren jedoch in den letzten Jahren ihres Wirkens nicht mehr in die Ausstattung der Ordination – was durchaus verständlich ist – und hinterlassen somit Gerätschaften, die modernsten Ansprüchen nicht mehr genügen. Aus diesem Grund hat auch Bushnak beschlossen, die medizinischen Geräte neu anzuschaffen. Ohne Unterstützung wären jedoch die finanziellen Fragen im Zusammenhang mit der Praxisgründung nicht bewältigbar. „Die Herausforderungen der Praxisgründung könnte ich ohne Hilfe nicht lösen“, bestätigt Bushnak. „Glücklicherweise kann ich auf meinen Mann Markus bauen, der Steuerberater ist, und auch unsere Leihoma Trude hilft – ihre Flexibilität ermöglicht mir überhaupt erst diesen Schritt.“ Auch Pöschl bestätigt, dass nur entsprechendes Fachwissen jungen Ärzten eine Praxisgründung – ob nun Um- oder Neubau – möglich macht. „Eine ordentliche Kostenschätzung und eine gute Steuerberatung sind ein Muss, damit nichts schiefläuft“, meint Pöschl. Ein Faktor ist dabei erfahrungsgemäß essenziell: „Um die Finanzierungszusage muss man sich unbedingt vor den zahlreichen Abschlüssen wie Miet- oder Kaufvertrag, Planung oder diverse Investitionen kümmern.“ Dann kann eigentlich fast nichts mehr passieren.

Welche Anforderungen können Ärzte an einen Praxisplaner stellen?

  • Beratung Immobilienauswahl – gemeinsame Besichtigung der Liegenschaft oder mittels Bestandsplan
  • Kostenschätzung der Investitionen
  • Kostenschätzung für Sanierung, Umbau, Innenausbau, Neubau
  • Grundrissplanung
  • 3D-Möbelplanung – fotorealistische Darstellung
  • Virtueller Durchgang bei größerem Projektumfang
  • Lichtplanung
  • Ist der Ordinationsablauf stimmig?
  • Ist für mich das Möbeldesign und Farbkonzept stimmig?
  • Ist die Funktionalität der Möbel und Räume ordnungsgemäß?
  • Wegediagramm des Ordinationsablaufes auf Wunsch
  • Zeitliche Projektablaufplanung
  • Grundberatung der Medizintechnik und Anschlüsse von medizintechnischen Geräten
  • Hygienevorschriften nach aktuellem Stand der ÖÄK-Norm
  • Kontakte zu ausführenden Firmen
  • Termingerechte Fertigstellung
  • Wurde die Kostenschätzung eingehalten bzw. entspricht Sie meinem finanziellen Rahmen?
  • Kann ich meinen Ordinationsplanern/Architekten vertrauen?
  • Kann ich mir aufgrund der Planunterlagen meine Praxis räumlich vorstellen?
  • Gute Planer liefern nach Anforderung auch einen virtuellen 3D-Durchgang!

Quelle: pöschlmed in Kooperation mit praxiskult – www.poeschlmed.at