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Prävention und Kur

Prävention ist von zunehmendem Interesse – erfreulicherweise, denn diese Tendenz war seit Jahren in der Medizin zu spüren. Der Spruch „Vorbeugen ist besser als Heilen“ ist allgemein geläufig und wird gerne in den Mund genommen, um einer rein reparativen Medizin einen Vorwurf zu machen, der eigentlich auch an Kuraufenthalte gerichtet war.


AUTOR:
Dr. Wolfgang Foisner
Präsident des Verbandes Österreichischer Kurärztinnen und Kurärzte
foisner(at)kuraerzteverband.at

Mit der letzten Änderung des Leistungsprofiles für Kuren hat auch der Hauptverband die Prävention in der Kur verankert. Nun, was bedeutet Prävention in der Praxis? Prinzipiell natürlich mehr Bewegung, Krafttraining, gesunde Ernährung, das Reduzieren von Noxen (Alkohol und Nikotin) und selbstverständlich den Umgang mit Stress. Diese Themen sind ohnehin Allgemeinwissen geworden, nur in der Nachhaltigkeit liegen die Schwierigkeiten. Der springende Punkt ist: Wie vermittle ich das kompetent und effektiv am Kurort?

Neues Diplom

Um auf das Thema Prävention im Kurbereich näher eingehen zu können, hat sich das ÖÄK-Referat für Kurmedizin ab 2011 Gedanken gemacht und mittlerweile den Kurärztediplomkurs um den Präventionsgedanken erweitert. Es war auch notwendig, das Diplom für die kurärztliche Ausbildung umzuarbeiten und neue Lehrinhalte zu definieren, die dann vom Bildungsausschuss und den höheren Instanzen genehmigt werden mussten. Das neue Diplom trägt den Namen: ÖÄK-Diplom für Kur-, Präventivmedizin und Wellness
Im neuen kurmedizinischen Fortbildungsmodell wurde speziell auf die präventiven Teilaspekte, wie Bewegung, Krafttraining, Ernährung sowie Raucherberatung, eingegangen – außerdem auch Stressbekämpfung und Umgehen mit Stress sowie Entspannungsübungen. Darüber hinaus wurde ein Lehrblock über motivierende und sensitive Gesprächstechnik eingebaut. Für fortbildungswillige Kurärztinnen und Kurärzte mit Diplom ist dieses neue Modul so gestaltet, dass es auch separat gebucht werden kann, ohne dass man den kompletten Kurs belegen muss (Blockseminar). Der gesamte kurmedizinische Kurs hat selbstverständlich die Basics der Kurmedizin zum Inhalt und geht auch auf Wellness in all ihren Formen ein. Er wird über die akademie der ärzte organisiert.

In der Praxis

Abgesehen von diesen Ausbildungsinhalten bestehen aber auch Überlegungen in Zusammenarbeit mit dem Verband österreichischer Kurärztinnen und Kurärzte, wie nun auch praktisch an dieses Thema herangegangen werden kann. Pilotstudien zeigen, dass eine Kurmaßnahme sehr wohl Änderungen im Lebensstil bringt. Beispielsweise zeigten Patientinnen und Patienten, die in mehreren Zentren zeitgleich untersucht wurden, ein halbes Jahr nach der Kur Änderungen beim Essen, bei der Stressbewältigung, im Empfinden von Stress sowie allgemein in einer gesünderen Lebensweise – interessanterweise besonders dann, wenn nach der Kur mehr Bewegung als vorher gemacht wurde.
Unsere Patienten und Patientinnen zeigen ein sehr unterschiedliches Bewegungs- und Gesundheitsverhalten. Rund zwei Drittel der Patienten und der Patientinnen absolvieren einmal in der Woche eine größere Wanderung oder gehen turnen, der Großteil unserer Mitbürger und Mitbürgerinnen ist allerdings von der Arbeit so beschäftigt, dass für Sport und Ausgleich wenig Zeit bleibt. Diese Tendenz finden wir auch bei den meisten Patientinnen und Patienten, die wir seit heuer systematisch über ihren Lebensstil befragen. Summa summarum sind das keine besonders guten Ergebnisse, was den Lifestyle unserer Bürgerinnen und Bürger betrifft, die zur Kur kommen. Die Studien und auch die Gespräche mit Patienten und Patientinnen zeigen, dass es sehr sinnvoll wäre, nach der Kur eine Reminder-Aktion zu starten, also die Betroffenen an die guten Vorsätze zu erinnern und vielleicht daran, wie gut sie sich damals bei der Kur gefühlt haben. Dies wäre unter Einsatz einer modernen EDV und einer guten Organisation sicherlich kein Problem, man müsste es nur beginnen.
In Summe hat die Prävention für die Kurmedizin eine große Bedeutung. Am Kurort sind Patienten und Patientinnen drei Wochen fast ausschließlich für sich da, können sich auf sich selbst besinnen und konzentrieren und könnten auch hier im Sinn einer Änderung des Lebensstiles zum Besseren positiv beeinflusst werden. Das ist eine gewaltige Chance, die wir nutzen sollten.