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Plastische Chirurgie ist „in“ ...

... allen österreichischen Bundesländern und in vielen medizinischen Fachdisziplinen gleichermaßen verankert. Kein Wunder, dass sie auch „in“ im Sinne von „im Trend“ ist. Anlass genug, sie auch in den Mittelpunkt einer Tagung im Wiener Billrothhaus zu stellen, in der das „Who is who“ der heimischen Mediziner ihren fachlichen, aber auch ganz persönlichen Blick auf das Fach der Plastischen, Ästhetischen und Wiederherstellungschirurgie warfen.


Prim. Univ.-Prof. Dr. Sylvia Schwarz, Präsidentin des Obersten Sanitätsrates, Abteilungsvorstand der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Krankenhaus Hietzing, Wien

Prof. Dr. Christoph Papp, Facharzt für Plastische, Ästhetische und Wiederherstellungschirurgie, Salzburg

Univ.-Doz. Dr. Greta Nehrer, Fachärztin für Plastische, Ästhetische und Wiederherstellungschirurgie, Wien und Prim. Dr. Karl Renner, Vorstand der Abteilung für Chirurgie, Sanatorium Hera, Wien

Prim. Prof. Dr. Boris Todoroff, Vorstand der Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, St. Josef Krankenhaus, Wien

Univ.-Prof. Dr. Lars-Peter Kamolz, Abteilungsleiter Plastische Chirurgie, LKH-Univ. Klinikum Graz

Dr. Walther Jungwirth, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie

Prof. Dr. Hanno Millesi, Gründer der Österreichischen Gesellschaft für Handchirurgie und des Millesi Center for Surgery of Peripheral Nerves

Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch, Vorstand der II. Medizinischen Abteilung, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, Wien

Bereits im sechsten Jahrhundert vor Christus wurden in Indien Nasenersatzplastiken durchgeführt und stellen damit eine der am längsten überlieferten chirurgischen Leistungen dar. Heute ist Plastische Chirurgie aus der Hightech-Medizin nicht mehr wegzudenken. Laserchirurgie, Tissue Engineering und Handtransplantation sind nur einige Schlagworte. Auch die österreichische plastisch-rekonstruktive Chirurgie hat eine lange Tradition – wenngleich sie nicht bis in die vorchristliche Zeit zurückreicht – und hat wesentliche Beiträge zur Gesamtentwicklung in der Medizin geleistet. Sie ist eine eigenständige Fachdisziplin, die sich in allen Bundesländern mit moderner medizinischer Behandlung etabliert hat. „Die plastische Chirurgie war und ist eng mit der Sehnsucht nach Schönheit verbunden, die wohl in allen Menschen zu finden ist“, bringt Anästhesistin Prim. Univ.-Prof. Dr. Sylvia Schwarz, Präsidentin des Obersten Sanitätsrates, die Bedeutung des Themas auf den Punkt.
Im Jahr 1875 führte der Chirurg Dr. Eduard Albert in Österreich die Listersche Karbolantiseptik ein, 1876 gelang ihm die erste Nerventransplantation am Menschen. Seine Begabung für die räumliche Vorstellung der Gelenkmechanik ließ den späteren Chef der I. Chirurgischen Universitätsklinik zum Pionier der Orthopädie werden. Weitere namhafte österreichische Mediziner, die im Bereich der plastischen Chirurgie bahnbrechende Wendungen einleiteten, waren Nikoladoni, dem die erste gestielte Zehenverpflanzung zum Daumenersatz gelang, Biesenberger, der sich einen internationalen Ruf auf dem Gebiet der Mammaplastik schuf, oder Eiselsberg, der während des Ersten Weltkrieges, als viele Gesichtsverletzungen zu behandeln waren, die „Keimzelle“ der Kieferchirurgie in Österreich wurde.
Seither hat die plastische Chirurgie eine enorme Entwicklung durchgemacht. Im Rahmen der Tagung wurde sowohl der Stellenwert des Faches in den einzelnen Bundesländern als auch in Beziehung zu anderen medizinischen Fächern – von der Augenheilkunde, der Dermatologie, der Radiologie über die Orthopädie und Urologie bis hin zur Pathologie – beleuchtet und damit auch die Vielfältigkeit deutlich. „Viele von uns sind genau aus diesem Grund so gerne in diesem Fach tätig. Es ist überaus vielfältig und bietet viele Berührungspunkte zu anderen Kollegen“, bringt es Univ.-Prof. Dr. Lars-Peter Kamolz, Abteilungsleiter Plastische Chirurgie, LKH-Universitätsklinikum Graz, auf den Punkt. „Forschung und Lehre sind neben der Arbeit am Patienten ebenso zentraler Bestandteil unserer Aufgabe, denn die plastische Chirurgie ist ein innovativer Motor, dessen Bedeutung auch künftig weiter wachsen wird“, ist der Experte überzeugt. Denn: Auch in Zukunft wir die plastische Chirurgie nicht ausreichen, um das Fach dauerhaft zu etablieren. Die Übergänge zwischen rekonstruktiver und ästhetischer Chirurgie sind fließend und werden die weitere Entwicklung prägen. „Wir müssen durch interdisziplinäre Zusammenarbeit unser Spezialwissen positionieren“, so Kamolz.

Internationale Erfolge

Dass heimische Experten auch international durchaus gefragt sind, belegen zahlreiche Bespiele, wie etwa der Chirurg Dr. Heiko Hörstmann gemeinsam mit dem plastischen Chirurgen Prof. Dr. Boris Todoroff beschreibt, die sich als Team in der Clinica Picasso auf Palma de Mallorca einen Namen gemacht haben. Pionierarbeit leistete Todoroff gemeinsam mit dem Facharzt für Chirurgie und Koloproktologie, Prof. Dr. Harald Rosen, auch in der Golfregion: Als „Visiting Consultant“ an der chirurgischen Abteilung des Hamad Krankenhauses in Quatar werden unter anderem Operationen ausgewählter gastroenterologischer Problempatienten sowie laparoskopische Techniken wie die Adipositaschirurgie oder Refluxoperationen demonstriert. Hier gilt es vor allem auch, die kulturellen Unterschiede im Hinblick auf „Schönheitsideale“ immer wieder in die Behandlung und Beratung der Patienten einfließen zu lassen.      rh