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OP-Saal statt Gipskammer

Der klassische „Gipshaxn“ist heute fast schon eine Rarität. Immer öfter greifen die Ärzte in Österreichs Wintertourismus-Hochburgen zum Operationswerkzeug anstatt zum Gipsverband.


q„Im Winter operieren wir jeden Tag zwischen 13 und 18 verunfallte Sportler, in Hochzeiten wie etwa den Weihnachtsfeiertagen oft noch ein paar mehr“, erzählt Dr. Christian Schenk von seinem „ganz normalen“ Arbeitstag. Das ergibt hochgerechnet über die Saison rund 1.200 Operationen, die in Schenks eigenem „Sanatorium Dr. Schenk: Chirurgie & Sport“ im vorarlbergischen Schruns durchgeführt werden.
Wetter- und Schneesituation haben zwar wenig Einfluss auf die Anzahl der Verletzungen insgesamt, sehr wohl aber auf deren Art. Bei viel Schnee und weichen Pistenverhältnissen überwiegen Bänderverletzungen im Knie und Schulterluxationen. Mit härterer Piste steigt die Zahl der Frakturen bzw. der Wirbel- und Kopfverletzungen. Auffällig ist, sagt Schenk, dass die Frakturen zunehmend massiver und komplizierter werden, etwa Trümmerfrakturen des Schienbeinkopfes. Das hätte mit dem Skimaterial, aber auch mit Konstitution und Knochenkonsistenz der Sportler zu tun: „Trümmerfrakturen sind in ihrer Entstehung vergleichbar mit Bänderverletzungen, nur, dass die Knochen in diesen Fällen schwächer sind als die sie umgebenden Bänder.“
So manche Verletzung ließe sich jedenfalls vermeiden, ist Schenk überzeugt, wenn die Freizeitsportler in ihr Hobby nicht nur Geld, sondern auch entsprechendes Training investieren würden. Und er erinnert sich fast wehmütig an vergangene Zeiten, als sich eine ganze Skination – animiert von Idolen wie Hansi Hinterseer – im gemeinsamen Rhythmus der TV-Skigymnastik bewegte.
Das Sanatorium Dr. Schenk gilt europaweit als eine der anerkanntesten Spezialkliniken mit Schwerpunkt Sportverletzungen. Die Ärzte setzen immer häufiger auf operative als auf konservative Behandlungsmethoden. Das entspräche den heutigen Anforderungen und Wünschen der Patienten, die sich „nicht die Zeit für langwierige Therapien oder Rehabilitationen nehmen wollen oder auch nehmen können“, argumentiert Schenk. Auch die Tatsache, dass operative Behandlungen teurer sind als konservative, sei zwar isoliert betrachtet richtig, nicht aber aus einem gesamtheitlichen Blick: „Am Ende des Tages, wenn man auch alle indirekten Kosten wie etwa Krankenstandstage berücksichtigt, ist unser ‚Kick-and-Rush-Prinzip‘ sogar die billigere Variante.“

Rettung aus der Luft
Auf dem Dach der Privatklinik befindet sich auch ein Heliport. 400 der jährlich 2.000 im Sanatorium operierten Patienten kommen per Helikopter. Hier hat auch der Rettungshubschrauber „Robin 1” der SchenkAir während der Wintermonate seinen Stützpunkt.
Das effiziente Flugrettungssystem Westösterreichs gewährleistet, dass in jedem Skigebiet innerhalb weniger Minuten ein Notarzt bei verunfallten Wintersportlern eintreffen kann und diese nach einer entsprechenden Erstversorgung in das geeignetste Krankenhaus transportiert.
Eine solch minutenschnelle Versorgung hat allerdings auch ihren Preis. Eine entsprechende private Versicherung ist demzufolge nicht nur empfehlenswert, sondern in vielen Fällen existenzsichernd. „Ich sage immer“, meint Schenk abschließend, „jemand, der Skifahren geht und sich nicht ausreichend versichert, der sollte lieber gleich zu sparen beginnen.“    vw

Foto: Bildagentur waldhäusl