Nur ein Kabel ist ein Kabel
Bei der EDV-Ausstattung von Arztpraxen und Gesundheitseinrichtungen bleiben für IT-Experten verkabelte Systeme erste Wahl. Der Markt bietet aber durchaus interessante Alternativen an.
WLAN-Lösungen spielen in unserem Alltag eine immer größere Rolle. Smartphones und Tablet-PCs sind so fast immer und überall online und versorgen uns rund um die Uhr mit allen notwendigen und auch weniger notwendigen Informationen, egal, wo wir uns gerade aufhalten auf dieser Welt. Aber nicht nur für unterwegs hat sich die kabellose Verbindung etabliert, auch immer mehr Inhouse-Lösungen setzen auf ein WLAN, ein „Wireless Local Area Network“.
Der Begriff WLAN hat sich übrigens – trotz seines englischsprachigen Hintergrunds – nur im deutschsprachigen Raum durchgesetzt und wird meist auch nur hier verstanden. International gebräuchlich ist vielmehr die Abkürzung Wi-Fi, die für „Wireless Fidelity“ steht.
Verbesserte WLAN-Sicherheit
In puncto Sicherheit gegenüber Datenangriffen von außen wurden in den letzten Jahren bei Funkübertragungen große Verbesserungen erzielt. Der ursprünglich zum Schutz der Daten in einem WLAN entwickelte Sicherheitsstandard WEP (Wired Equivalent Privacy) stellte sich bald als anfällig heraus. Deutlich sicherer war da schon das Nachfolgesystem WPA (Wi-Fi Protected Access), der zusätzliche Sicherheitsfunktionen wie dynamische Schlüssel, vernünftige Authentifizierung und Unterstützung von Radius-Authentifizierung integrierte. Inzwischen hat sich WPA2 als internationaler Standard etabliert und ist relativ sicher.
Immer noch kommt es aber vereinzelt zu Passwort-Angriffen, hier liegt aus sicherheitstechnischer Sicht die größte Schwäche der modernen WLAN-Systeme. IT-Experte Mag. Walter Hackl empfiehlt daher, von einfachen und persönlichen – somit leicht nachvollziehbaren – Passwörtern wie etwa Eigennamen abzusehen. Idealerweise sollten Passwörter mindestens 20 Zeichen lang sein, Groß- und Kleinbuchstaben sowie Sonderzeichen und Zahlen enthalten und nicht aus vollständigen, sinnvollen Wörtern bestehen. Ein solcherart geschützter Wireless-Router mit WPA2-Verschlüsselung gilt aus heutiger Sicht als nahezu „unknackbar“.
Ein stärkeres Argument, das gegen WLAN-Lösungen in Arztpraxen spricht, ist die in der Regel schlechtere Performance. Vor allem in sehr alten, dickwandigen Gebäuden und modernen Stahlbetonbauten kommt es immer wieder zu Reichweitenproblemen oder zumindest temporären Unterbrechungen in der Datenübertragung. Das kann vor allem bei großen Datenmengen, etwa bei Bilddaten, Röntgenaufnahmen etc., rasch einmal zum Abbruch der Übertragung führen.
High Performance mit Kabel
Wo immer es möglich ist, sollten daher sowohl aus Sicherheits-, vor allem aber aus Performance-Gründen Kabellösungen für die EDV-Ausstattung realisiert werden, rät IT-Experte Hackl. Das gelte im besonderen Maße für Ordinationen und Gesundheitseinrichtungen, wo besonders sensible Daten verwaltet und entsprechend geschützt werden müssen.
Je nach Größe der Ordination und Anzahl der Computer-Arbeitsplätze bieten sich unterschiedliche Lösungen an:
- Ein Peer-Network eignet sich vor allem für kleine Ordinationen mit drei bis maximal vier PC-Anschlüssen. Ein Gerät wird als zentraler Rechner definiert, der immer läuft und auf dem alle Daten zusammenlaufen, gespeichert und gesichert werden. Die anderen Geräte greifen auf die Daten des Zentralrechners zu.
- NAS steht für Network Attached Storage und funktioniert ähnlich einem „Mini-Server“. Basis sind meist zwei externe Festplatten zur Datenverwaltung und -spiegelung im Sinne einer automatisierten Backup-Funktion.
- Ab etwa fünf PC-Arbeitsplätzen bietet sich eine klassische Server-Lösung an. Dabei werden pro Arbeitsplatz zwei Anschlüsse installiert, die Leitungen laufen im Serverraum, einem idealerweise abgeschirmten und doch zentral gelegenen Raum, zusammen. In dem dort installierten 19-Zoll-Standardschrank können auch andere elektronische Geräte, zum Beispiel Telefonanlagen, untergebracht werden. In der Regel reichen für die Datenmengen einer Arztpraxis Cat.6-Netzwerkkabel aus, eine noch bessere Performance bieten Cat.7-Kabel. Über größere Distanzen empfehlen sich Glasfaserkabel.
Powerline-Lösungen
Wenn eine nachträgliche Verkabelung etwa aus technischen Gründen nicht möglich oder aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus nicht sinnvoll ist, bietet sich als kostengünstige Alternative eine Netzwerkverkabelung über das bestehende Stromnetz an. Der führende europäische Anbieter in diesem Bereich ist die deutsche devolo AG. Als Basis dient die hauseigene dLAN®
Powerline-Technologie, die es ermöglicht, das Stromnetz wie ein langes Netzwerkkabel zu nutzen. Handliche Adapter, die einfach in bestehende Steckdosen gesteckt werden, dienen dabei in den einzelnen Räumen als Fast-Ethernet Netzwerkanschlüsse für die PC-Arbeitsplätze. Auf Wunsch bauen sie im Raum auch eine „WLAN-Blase“ auf, die mobilen Geräten einen störungsfreien Empfang und schnelle Verbindungen garantiert. Die Netzwerke sind intern verschlüsselt und damit sicher. Startpakete mit drei Anschlüssen sind schon ab etwa 150 Euro zu haben.
Datensicherung hat Vorrang
„Ob verkabelt oder drahtlos, die wichtigste Sicherheitsmaßnahme für digitale Daten bleibt in jedem Fall eine regelmäßige und konsequente Datensicherung“, sagt Hackl. Dafür fehle leider immer noch vielerorts ein entsprechendes Bewusstsein: „Das entsteht meist erst dort, wo einmal etwas passiert ist und wichtige Daten verloren gegangen sind.“ Notwendig sind in erster Linie regelmäßige Backups, am besten täglich – und am besten automatisiert. Das minimiert einerseits den Aufwand und gewährleistet, dass im Ordinationsstress nicht darauf vergessen wird. Allerdings hilft das konsequenteste Backup nur bedingt, wenn es im gleichen Gebäude gelagert wird, bei Bränden zum Beispiel. Daher empfiehlt Hackl, die Datensicherung unbedingt außer Haus zu tragen, am besten physisch: „Die externe Festplatte regelmäßig mitnehmen und an einem anderen Ort aufbewahren, in der privaten Wohnung, vielleicht sogar in einem Banksafe. Hilfreich ist dafür eine Art Ritual, das man sich dafür zurechtlegt.“
Alternativ gibt es natürlich auch die Möglichkeit, die Daten online, etwa in eine Cloud, zu sichern. Das sei zwar gerade bei sensiblen Gesundheitsdaten keine optimale Lösung, meint Hackl, aber „immerhin besser als gar nichts“. In diesem Fall rät er aber unbedingt zu einem der renommierten heimischen Anbieter.



