Möglichkeiten der Kur in der Zukunft
Dass unsere Kuren wirken, ist für jeden praktizierenden Kurarzt unumstritten, dennoch sei davor gewarnt „betriebsblind“ zu werden.
Bei der kürzlich abgehaltenen Heilbädertagung und dem Reha-Forum der Pensionsversicherungsanstalt wurde wiederholt über die Wirksamkeit von Kuren und Rehabilitationsmaßnahmen diskutiert. So wurde beispielsweise erwähnt, dass bei Patienten doch immer wieder dasselbe Erscheinungsbild bei Kurantritt vorläge. Auch wurde – ohne polarisieren zu wollen – Reha-Aufenthalten eine bessere Effektivität zugeschrieben. Warum? Nun, unter anderem, weil dort wesentlich mehr für die Prävention vermittelt werde. Wie auch immer diese Aussagen interpretiert werden, eines können wir uns nicht ersparen: die Effektivität der Kur zu hinterfragen.
Was können wir bieten?
Können wir uns verbessern?
Und wenn ja, wo?
- Um zu zeigen, wie Kurprogramme wirken, benötigen wir Statistiken, Stichwort „Evaluierung“. Leider ist diese Kurevaluierung aber nicht so etabliert, wie sie sein sollte. Ein zweiter Aspekt wäre, die Patientenschulung zu verbessern. Gerade weil Patienten drei Wochen vor Ort sind, könnte man hier gesundheitsbildende Maßnahmen in Richtung Prävention treffen. Über kurörtliche Forschung wäre es möglich, einen zusätzlichen Baustein für die Kur der Zukunft – oder die Zukunft der Kur? – zu bilden.
- Eine Initiative ist in Vorbereitung, Kurpatienten nach absolvierter Kur einer Evaluierung des Zustandsbildes zu unterziehen. Dieses Projekt wird in Kürze den Mitgliedern des Verbandes Österreichischer Kurärztinnen und Kurärzte vorgestellt werden.
- Das Referat für Kurmedizin der österreichischen Ärztekammer hat ebenfalls Impulse gesetzt. Ab 2013 soll die kurärztliche Fortbildung in Richtung Prävention erweitert werden. Das erscheint uns als sehr sinnvolle Maßnahme der Qualitätssteigerung in der Kurmedizin.
- Der Verband österreichischer Kurärztinnen und Kurärzte hat nun definitiv beschlossen, ab März 2012 alle Stellen zu koordinieren, die eine kurörtliche Forschung betreiben. Dass dies bisher nicht gelang, hat Gründe, die jenseits unseres Einflussbereiches liegen. Ab März 2012 wird am Paracelsusinstitut Bad Hall eine „Volkszählung“ der kurörtlichen Forschung beginnen.
Weitere Pläne
Die Thematik „Kurpatienten mit Krebs in der Anamnese“ hat einen breiteren Boden gefunden und im März 2012 wird es erneut ein Treffen mit Onkologen geben. Ziel ist eine möglichst breite Meinungsfindung zu diesem Thema und das Verfassen eines Kompendiums. Des Weiteren planen wir eine Untersuchung, inwieweit das klimakterische Syndrom bei Frauen durch Kurmaßnahmen beeinflusst wird, begleitend dazu erfolgt eine Erfassung der optimalen Therapieoptionen. Mittlerweile wurde die Bad Hofgasteiner Studie „Schmerz, Krankenstände, Befindlichkeit, Medikamentenverbrauch und Funktionsverbesserung im Jahr vor und nach einer kombinierten Radon-Thermal-Kur“ in der Zeitschrift Physikalische Medizin, Rehabilitation und Kurortmedizin veröffentlicht.
Die Schmerzintensität nahm bei unseren Kurpatienten bis zum zwölfmonatigen Nachbefragungszeitpunkt signifikant ab, die Funktionskapazität verbesserte sich entscheidend bis sechs Monate nach Therapieende. Auch die Krankenstandstage verringerten sich deutlich. Interessant ist, dass ein Drittel aller Patienten eine Besserung des Befindlichkeitszustandes bis zu einem Jahr nach der Kur aufwies. Eigentlich ein schönes Ergebnis, das uns an den Kurorten motivieren sollte zu zeigen, was wir können.
Alles in allem sei gesagt, dass wir uns im Jahr 2012 um die Evaluierung der Kur bemühen werden und ab 2013 im Dienst der Prävention stehen.
AUTOR:
Dr. Wolfgang Foisner
Präsident des Verbandes Österreichischer Kurärztinnen und Kurärzte
foisnerkuraerzteverband.at