< vorhergehender Beitrag

Legenden auf zwei Rädern

Lange dauert es nicht mehr und die „Wüdn auf da Maschin“ holen ihre Prachtexemplare aus dem Winterschlaf, um Geschwindigkeit, Kraft und Freiheit pur zu genießen. Mit legendären Motorradrouten heizen wir die Vorfreude noch ein wenig an.


Die Teth-Runde in Albanien, absolviert von Wolfgang Haenlein. www.bike-on-tour.com

Das Gefühl, wenn die Sonne scheint, auf den Straßen wenig los ist und sich eine Kurve an die nächste reiht, ist nicht wirklich zu beschreiben – das muss man selbst probiert haben. Bestimmte Touren gelten an allen Ecken und Enden der erschlossenen – und manchmal auch wenig erschlossenen – Welt als Legenden: Die Route 66 in den USA etwa führt von Ost nach West (oder umgekehrt), andere berühmte Strecken nehmen Florida, die westlichen US-Staaten oder das mexikanische Baja California „unter die Räder“. Kanada, Australien, die Sahara-Staaten – insbesondere Marokko –, Mexiko, Brasilien, Italien, England oder Frankreich ziehen Motoradfahrer magisch an. Je nach Straßenzustand und touristischer Erschlossenheit gelten manche Routen offroad oder auf Asphalt mittlerweile als Legenden.

Offroad ins Abenteuer

Eindeutig in die abenteuerliche Liga gehören manche Routen in Afrika oder Asien. Einen echten Gusto auf Motorradreisen dieser Art macht beispielsweise Joe Pichler, Film- und Diashow-Vortragender, der für eine eingeschworene Fangemeinschaft als Experte gilt. Er reist mit seiner KTM Adventure 1190 R quer durch Afrika, Asien, Australien oder Südamerika, bewältigt staubige Wüsten, schlammige Regenwälder, eisige Gebirgshöhen und steinige Abgeschiedenheiten. Seine Vorträge sind kurzweilig, beeindruckend und wecken jede Menge Reiselust. Derzeit weilt er in Nepal und Indien. Coole Motorradgeschichten und sagenhafte schöne Bildeindrücke sind also bei seinen nächsten Vorträgen garantiert.
Offroad-Touren bietet übrigens auch Pichlers Ausstatter an. KTM Adventure Tours hat für Hobby-Biker abenteuerliche, geführte Motorradtouren im Programm. Vom „Zillertaler Alpenglühn“, das sind die schönsten Regionen der Ostalpen, über „Chianto Classico“ in Italien, die „Volcano Tour“ in Fuerteventura oder die „Götterdämmerung“ in Griechenland und die „Atlas Tour“ in Marokko bis hin zu „1000 Lacs“ in Frankreich sind Touren für Neulinge, Fortgeschrittene bis zu Könnern, die auch schon mal an das persönliche Limit gehen, im Programm.

Gemütlichere Schwergewichte

Herausfordernde wie auch unvergesslich schöne Touren gibt es auch für etwas gemütlichere Fahrer, Schotterpistenfans und Kurvenkönige. Jens Hörburger von www.motorrad-tour.com ist auf Touren rund um Wien spezialisiert. In Europa gehört für ihn die „Ligurische Grenzkammerstraße“ zu den spannendsten Dingen. Die norditalienische Passstraße bietet kurvige Straßen bis hin zu grobschottrigen Pisten und führt durch den Piemont und Ligurien – glücklicherweise eine Gegend, die auch kulinarisch einiges zu bieten hat. In dasselbe Horn stößt auch Haenlein: „Mein Vorschlag wäre die Ligurische Grenzkammstraße – fast so etwas wie das Mekka europäischer Schotterfahrer –, die in den Westalpen an der französisch-italienischen Grenze verläuft.“ Sowohl die Strecke als auch die atemberaubende Landschaft seien echte Highlights, schwärmt Haenlein. Der Motorradexperte – www.bike-on-tour.com – hat aber auch noch andere Tipps auf Lager: „Transalpina“ in Rumänien oder die „Theth-Runde“ in Albanien. Die rumänische Route ist die höchste befestigte Straße Rumäniens und führt durch wilde, unberührte Hochgebirgslandschaft. Weltweit gesehen würde Hörburger übrigens Namibia als eines der aufregendsten Länder für Motorradtouren betrachten.

Unerreicht schönes Österreich

Viele Biker kommen aber, nach den legendärsten Motorradrouten der Welt befragt, wieder zurück auf heimische Highlights. BMW-Motorradspezialist Horst Moser von Höglinger Denzel in Linz tippt auf den „Blick ins Allgäu“, eine Tour, die fahrerische und landschaftliche Highlights im nördlichsten Zipfel der Schweiz, in Vorarlberg und im angrenzenden Allgäu kombiniert. „Eine typische BMW-Tour“, sagt Moser und freut sich über 185 km romantischen Bodensee, kurvige deutsche Alpenstraße, kulinarisch einladende Käsestraße und malerische Kurorte.
Motodrom in Klagenfurt hält auch einen Tipp parat, der sich schnell mal umsetzen lässt: die Nockalmstraße. „Die fast 35 km lange Straße führt in 52 Kehren durch den einzigen europäischen Nationalpark im sanften Hochgebirge mit dem größten Fichten- und Zirbenbestand der Ostalpen“, erzählt Vanessa Peinhopf. „Die geringe Steigung der Straßenführung ist eine optimale Voraussetzung, um die Einzigartigkeit der Nockberge genießen zu können, deren unverwechselbares Erscheinungsbild – die runden ‚Nocken’ – zu den erdgeschichtlichen Raritäten zählt und einmalig im gesamten Alpenraum ist.“

Außerdem weiß ein genussfähiger Biker auch die Schätze neben der Straße, sprich Gasthäuser, zu schätzen. Also empfiehlt Peinhopf auch gleich eine Einkehr in die Glockenhütte von Bikerwirt Rene. Man gönnt sich ja sonst nichts.   bw