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Kur(z) und gut

Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Bröll im Kuren-Wordrap


Kur- und Thermenanstalten sind wichtig, weil …
… die Wirkung von Kurmitteln und Rehabilitation schon lange bekannt ist und Wiedergewinnung und Erhalt der Beweglichkeit eine Verbesserung der Lebensqualität darstellen, ja, sogar lebensverlängernd wirken können.

Rheumatologie fasziniert mich, weil …
… man als Internist einen ganzheitlichen Blick auf den Bewegungsapparat hat, der für die Rheumatologie sehr bedeutend ist.

Rheuma ist mittlerweile eine „Volkskrankheit“, weil …
… es einen Oberbegriff für einige Hundert schmerzhafte Erkrankungen des Bewegungsapparates darstellt – mit einer Fülle sozialmedizinischer Aspekte. Deshalb spricht man vom rheumatischen Formenkreis.

Um Rheuma zu bekämpfen, würde ich …

… immer auf therapeutische, Pharmako- und symptomatische Therapie setzen, wobei DMARD (disease modifying antirheumatic drugs), Biologika, Sysadoas (symptomatic slow-acting drugs in osteoarthritis), Balneo- und Heiltherapie sowie Fitnessprogrammen besonders große Bedeutung zukommt.

Schon im Kindesalter sollten …
… Fehlhaltungen tunlichst vermieden werden, damit Fehlstellungen erst gar nicht auftreten können. Fitness im Kindesalter ist enorm wichtig.

Wissenschaftspreise bedeuten für mich …
… eine gute und wichtige Tradition, die leider großteils eingestellt wurde, obwohl Preise für die Anerkennung und Motivation notwendig sind.
Die wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre in meinem Fachgebiet waren …
… in den Bereichen entzündlicher rheumatischer Erkrankungen und Osteologie neue Therapiekonzepte mit zum Beispiel Biologika oder dem Antikörper Denosomat.

Die Zukunft des Kurwesens liegt …
… in der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Kurmittel. Gut kontrollierte Studien erfolgen im Rahmen des Clusters für Rheumatologie, Balneologie und Rehabilitation der Ludwig Boltzmann Gesellschaft in Oberlaa.

Was sich meiner Ansicht nach in der heimischen Gesundheitsbranche bewegen sollte, ist …    
… eine ehrlichere Vorgangsweise. Evidenzbasierte Studien sind im Rahmen der Zulassung wichtig. Sie betreffen ein ausgesuchtes Patientengut, das jedoch nicht das Gros der in der Regel polymorbiden Patienten betrifft. Außerdem wünsche ich mir ein Erstattungssystem, das auf den vorliegenden EU-Recommendations basiert.

Jahrgang 1940, verheiratet mit Dr. Inge Bröll, zwei Kinder, Michael und Ulrike.
Bröll absolvierte das Gymnasium in Seitenstetten, Niederösterreich, und das Medizinstudium in Wien, das er 1965 abschloss.
Nach dem Turnus in Waidhofen/Ybbs und der Facharztausbildung in Wien wurde er zum Vorstand der II Medizinischen Abt. im Kaiser-Franz-Josef Spital, später zum Ärztlichen Leiter des Rheumaambulatoriums Wien Oberlaa bzw. zum Koordinator des Clusters für Rheumatologie, Balneologie und Rehabilitation der Ludwig Boltzmann Gesellschaft ernannt.
Professor Bröll kann auf mehr als 200 Publikationen auf dem Gebiet der Rheumatologie verweisen, darunter „Praktische Rheumatologie“, Springer Verlag, „A Clinical Survey of Osteoporosis“, in: Osteoporosis. A guide to Diagnosis and Treatment, Karger Verlag, „Osteoporose, Fallbeispiele“, Thieme Verlag.   
1985 und 1989 erhielt Bröll den Österreichischen Staatspreis für Rheumaforschung und Umweltschutz, 1990 den Österreichischen Staatspreis für Grundlagenforschung in der Rheumatologie, 2002 das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, Republik Österreich und viele weitere Preise.