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Kur vor Reparatur

Die vorjährige Diskussion über die „Kur in Österreich“ hat gezeigt, wie in der Öffentlichkeit der Stellenwert der Kur als wichtige Präventionseinrichtung und die Wirksamkeit der natürlichen Heilvorkommen verkannt werden.


Buchtipp: Wolfgang Marktl, Natürliche Heilvorkommen & Kurorte in Österreich, ÖHKV (Hrsg.), Wien 2015

Warum auf Kur gehen?

Wer eine Kur wie vor hundert Jahren mit einem gemütlichen Erholungsurlaub verbindet, irrt. Die Kur ist längst kein Umfeld mehr für Leute, die es sich auf Kosten der Sozialversicherung gut gehen lassen
wollen. Sie ist für Menschen gedacht, die ihren Lebensstil ändern wollen oder müssen, damit sie ihre Arbeit und ihren Alltag weiter bewältigen können. Eine Kur soll Versicherten helfen, chronische Krankheiten zu verhindern oder zumindest einzudämmen, sie kann helfen, Medikamentenbedarf zu reduzieren oder präventiv zu verhindern und sie soll Beschäftigten helfen, möglichst gesund ihr reguläres Pensionsalter zu erreichen. Ein dreiwöchiger Kuraufenthalt leistet so für den Einzelnen und die Volkswirtschaft als Gesamtes einen erheblichen Nutzen. Kuren können und sollen die gesundheitliche Situation verbessern oder zumindest stabilisieren und sie können einen wichtigen Impuls zu einer Änderung der eigenen Lebensweise im Hinblick auf die Faktoren Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit geben.

 

Was leistet eine Kur?

Während einer Kur werden Methoden der physikalischen Medizin, Bewegungstherapie und Patientenschulungen durchgeführt und mit Anwendungen natürlicher Heilmittel kombiniert. Eine Kur wirkt durch die Behandlungen nicht nur reparativ, sondern vermittelt auch Gesundheitswissen und ein Gesundheitsbewusstsein. Die Pensionsversicherung hat eine Vielzahl von Leistungskontrollen für Kuren eingeführt. Die Chefärzte genehmigen eine Kur nur dann, wenn klare (medizinische) Gründe vorliegen. Auf der Kur selbst werden die Gäste rundum betreut, um ihre Lebensweise zu ändern und damit Krankheiten vorzubeugen. Die Kurorte sind kompetente Gesundheitsstandorte, die auf eine lange Tradition in Sachen Prävention zurückblicken und durch laufende
Qualitätsverbesserungen auch immer wieder neue und wichtige Inputs für die Gesundheit der Menschen und das Gesundheitswesen als Gesamtes bieten.

Was bieten natürliche Heilvorkommen?

Viele Kureinrichtungen liegen in Orten mit natürlichen Heilvorkommen vor allem im Norden, Osten und Südosten Österreichs. Natürliche Heilvorkommen wie Heil-Thermalwasser, so genannte Peloide wie Moor, Schlamm und Erden werden seit Jahrhunderten genutzt, um Krankheiten vorzubeugen oder Linderung zu erreichen. Luftkurorte zeichnen sich durch kontrollierte Luftqualität und gutes Bio-Klima aus. Die wichtigsten Indikationen für heilklimatische- und Luftkurorte sind diverse Erkrankungen der Atemwege, Erholungsbedürftigkeit, Rekonvaleszenz. Die Anwendung bestimmter Wässer für gezielte Bade- und Trinkkuren stellt eine bereits seit Jahrhunderten gepflegte medizinische Tradition dar. Dabei wird ein Wasser dann als Heilwasser anerkannt, wenn es über spezifische Inhaltsstoffe verfügt, die in ihrer Ergiebigkeit eine wissenschaftlich anerkannte Heilwirkung ausüben. Kurorte und -einrichtungen arbeiten dafür auch verstärkt mit wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen, um die natürlichen Heilvorkommen noch besser zu nutzen und die Einsatzbereiche auszudehnen. Denn im Vergleich zu späteren und teuren Therapien, wenn chronische Krankheiten einmal eingetreten sind, sind diese Heilvorkommen natürlich vorhanden und damit auch deutlich günstiger einsetzbar.

Weiterbildung & Wartezimmer

Unter der wissenschaftlichen Leitung von ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Marktl hat der ÖHKV im vergangenen Jahr nach 28 Jahren wieder einen aktuellen Gesamtüberblick über das Österreichische Kurwesen mit allen Heilvorkommen, Analysen, Indikationen und Einrichtungen herausgebracht. Dazu gibt es auch eine eigene Internetplattform www.kurfibel.at zur laufenden Aktualisierung. Auch 2016 hat der ÖHKV die Broschüre „Kur, Therme, Kneipp in Österreich“ aktualisiert und neu aufgelegt. Kernstück ist eine kurze Übersicht über die wichtigsten Kurorte und deren Kurbetriebe, die Art des natürlichen Heilvorkommens sowie ein Überblick über die wichtigsten Indikationen. Die Broschüre kann direkt im Verbandssekretariat kostenlos angefordert werden und ist elektronisch abrufbar.

ÄrzteInfo

Info & Anforderung:
Österr. Heilbäder- und Kurorteverband
Wiedner Haupstraße 120-124/4/444
1050 Wien
Tel.: 01/5121904
info(at)oehkv.at, www.oehkv.at