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Klein, aber fein

Die deutsche Evotec hat sich auf innovative und integrierte Wirkstofflösungen für die Life-Science-Industrie spezialisiert. Sie profitiert vom Paradigmenwechsel der pharmazeutischen Industrie, ihre F&E-Aktivitäten zunehmend auszulagern.


Viele Pharmaunternehmen stehen heute vor dem großen Problem, dass sie zwar genauso viel Geld oder mehr in ihre Forschung und Entwicklung investieren, die Produktpipelines aber nicht mehr den Ertrag liefern wie in früheren Jahren. Um die Kosten im Griff zu halten und vor allem die Effizienz zu steigern, lagern sie deshalb ihre F&E-Aktivitäten vermehrt an externe Anbieter von Forschungslösungen aus – neuerdings bereits in frühen Phasen.

In diesem Outsourcing-Markt, der inzwischen rund zehn Milliarden US-Dollar groß ist und in den nächsten fünf Jahren um rund fünf bis zehn Prozent pro Jahr wachsen dürfte, hat sich die deutsche Evotec mit Sitz in Hamburg und Tochterunternehmen in England, den USA und Indien, mit innovativen und integrierten Wirkstoffforschungslösungen für den Life-Science-Sektor positioniert. Darüberhinaus verfügt sie über ausgewählte eigene Wirkstoffkandidaten in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, die entweder bereits verpartnert sind oder für Partnerschaften zur Verfügung stehen.
2009 hat CEO Werner Lanthaler, zuvor Finanzvorstand der Wiener Impfstoffschmiede Intercell, das Unternehmen nach 18 Jahren Verlust neu aufgestellt und rasch in die Gewinnzone geführt. Heute ist Evotec mit zuletzt 80 Millionen Euro Umsatz und 6,7 Millionen Euro Gewinn einer der wenigen Anbieter in der Wirkstoffforschung, der industrialisierte Technologieplattformen für eine umfassende Outsourcing-Strategie für niedermolekulare Substanzen und Biologika anbieten kann. „Wir verstehen uns als strategischer Beschleuniger für neuartige pharmazeutische Wirkstoffe in den Bereichen Diabetes samt allen Komplikationen, Zentralnervensystem und mittelfristig auch Onkologie“, bringt Lanthaler die neue Unternehmensausrichtung auf den Punkt. Evotec konzentriert sich dabei auf Entwicklungspartnerschaften, die es ihr erlauben, das finanzielle Risiko zu reduzieren, aber weiter anteilig an der Wertschöpfung der bestehenden Programme teilzuhaben.

Zu den jüngsten Highlights solcher Allianzen zählt Lanthaler die im Vorjahr eingegangene exklusive weltweite Lizenzvereinbarung mit Roche zur Entwicklung und Kommerzialisierung von Evotecs MAO-B-Inhibitor, einer niedermolekularen Substanz zur Behandlung der Alzheimer’schen Erkrankung. Die größte Studie in dieser Indikation soll noch in diesem Jahr in Phase IIb gehen und 2014 Daten liefern. Bei Erfolg würden Evotec bis zu 820 Millionen Euro Meilensteinzahlungen plus zweistellige Umsatzbeteiligung winken.
Im Bereich Diabetes hat Evotec bereits vier Allianzpartner an der Hand: Die Kooperation mit Andromeda/Teva in Phase III zielt auf eine Verbesserung der Betazell-Funktion bei Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes ab, um die Zeit zwischen Diagnose und Insulinbehandlung zu verzögern. Partner Boehringer Ingelheim forscht an einem Insulin Sensitizer und zielt auf Insulinresistenz bei Typ 2 Diabetes ab. MedImmune/Astra Zeneca beschäftigen sich mit einem therapeutischen Protein zur Erhaltung der Betazellmasse für Typ 1 und 2 Diabetes-Patienten. Besonders stolz ist Lanthaler auf das Betazell-Regerationsprogramm „CureBeta“ mit den Partnern Havard Universität und Howard Hughes Medical Institute (HHMI), „ein völlig neues Kooperationsmodell zwischen akademischer Forschung und Industrie und somit der beste Ansatz für Effizienz.“ Inzwischen ist auch die Johnson & Johnson-Tochter Janssen Pharmaceuticals bei diesem Projekt an Bord. Evotec hat mittlerweile ein breites Portfolio an Allianzpartnern aufgebaut, wobei Boehringer Ingelheim, Roche und CHDI Foundation zu den umsatzmäßig größten zählen. Das hybride Geschäftsmodell als Dienstleistungsunternehmer und Medikamentenentwickler schlägt sich entsprechend positiv in der steigenden Profitabilität nieder (siehe Tabelle). Lanthaler will künftig aber noch einen Zahn zulegen: „Bis 2016 wollen wir Umsatz und Gewinn verdoppeln.“
Fazit: Die Aktien sind ein Investment in eine spannende Wachstumsstory.                 emb