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Kaufkraft sichern

Zweimal Börsencrash in fünf Jahren, zugleich Bankenkrise und Euro-Schwäche. Viele Ärzte fragen sich daher völlig zu Recht: „Wie legt man sein Geld möglichst sicher für die Zukunft an und schützt es gleichzeitig gegen Kaufkraftverlust?“ ÄrzteEXKLUSIV holte die Expertenmeinung von Private Bankern, Fondsschmieden und Anlageexperten ein.


Foto: istockphoto

Wolfgang Traindl,

Leiter Private Banking & Asset Managements Erste Bank
„Mit risikofreien Einlagen ist die Inflationsrate derzeit nicht zu schlagen, insbesondere nicht nach Steuern“, bedauert
Wolfgang Traindl. Selbst längere Bindungsfristen etwa über ein Kapitalsparbuch auf 60 Monate oder zehnjährige Anleihen der Republik Österreich können diesen Wunsch nicht erfüllen. Wer sein Kapital erhalten und idealerweise auch einen realen Vermögenszuwachs erzielen will, muss in höher rentierende Finanzinstrumente veranlagen und die damit verbundenen Risiken akzeptieren – konkret: „das Kreditrisiko bei Anleihen und das Volatilitätsrisiko bei Aktien.“
Während zehnjährige österreichische Bundesanleihen derzeit nur 2,8 Prozent Rendite abwerfen, kann man mit Unternehmensanleihen zumindest rund 3,5 Prozent, mit Hochzinsanleihen etwa 7,5 Prozent und mit Schwellenländeranleihen rund fünf Prozent in Hartwährung und etwa sechs Prozent in Lokalwährung verdienen. Letztere bieten zudem Aufwertungspotenzial, haben dafür aber auch Kursrisiken. Traindl schlägt deshalb vor,
25 Prozent des Kapitals in Corporate Bonds mit guter Bonität (Investment Grade),
15 Prozent in High Yield Bonds und Emerging Market Bonds, zehn Prozent in offenen Immobilienfonds mit hoher Substanz und 20 Prozent in dividendenstarken Blue Chip-Aktien, also von Unternehmen, die wenig Konjunkturabhängigkeit zeigen, zu veranlagen. Die verbleibenden 30 Prozent werden als Cash-Reserve in Form von Spareinlagen sowie in Staatsanleihen höchster Bonität mit maximal drei bis fünf Jahren Laufzeit gehalten.

Wolfgang Matejka,

Geschäftsführer Matejka & Partner Asset Management
Wolfgang Matejka empfiehlt, angesichts des fragilen internationalen Umfelds in puncto Staatsschulden und Konjunktur auf der sicheren Seite zu bleiben. Das heißt: Am besten keine Staatsanleihen. Rund die Hälfte des Kapitals sollte man derzeit möglichst in Geldmarktinstrumenten wie Floater oder in Anleihen mit kurzer Laufzeit von maximal zwei Jahren von großen europäischen Banken wie BNP Paribas oder Deutsche Bank oder von heimischen Instituten wie Raiffeisen Bank International oder Erste Group Bank halten. Etwa 20 Prozent würde er in Corporate Bonds mit einer maximalen Restlaufzeit von fünf Jahren anlegen, wobei das Rating nicht schlechter als BBB sein sollte. Rund ein Viertel sollte man in Sachwerte investieren – konkret: in Aktien der globalen Titanen, also Unternehmen, die weltweit aufgestellt sind und durch ein nachhaltiges Geschäftsmodell überzeugen. „Dazu zählen etwa Pharma- oder Nahrungsmittelkonzerne wie Nestlé, McDonald‘s, Coca-Cola, Novartis, Gilette oder Procter & Gamble“, spezifiziert Matejka. Die restlichen fünf Prozent würde er in Gold halten. Immobilien sind für ihn derzeit kein Thema. Denn: „Sie sind möglicherweise die größte Bubble der letzten Jahre.“

Josef Falzberger,

Gesellschafter Investment Partner Wertpapierdienstleistungen
Josef Falzberger geht einen völlig anderen Weg als der Mainstream und setzt im Wesentlichen auf inflationsgeschützte Anleihen und auf strukturierte Aktienprodukte, also Zertifikate. Damit ließe sich das Portfolio gegen Kaufkraftverlust schützen. Dazu empfiehlt er, rund zwei Drittel des Kapitals in Zinspapiere zu investieren, wobei er französische inflationsgeschützte Anleihen mit acht bis zehn Jahren Laufzeit für besonders interessant hält. Denn: „Sie bringen rund ein Prozent Realrendite.“ Als weiteres Zinsinstrument gefallen ihm Floater mit einer Kuponuntergrenze. Bei den strukturierten Aktienprodukten bevorzugt er jene, die auf breit gestreute Aktienindizes begeben sind, idealerweise einen beträchtlichen Sicherheitspuffer gegen Verluste bieten und an einer Aktienrallye möglichst voll mitpartizipieren können. Nachdem man bei diesen strukturierten Aktienprodukten das Schuldnerrisiko einer Bank eingeht, hält Falzberger eine Streuung der Emittenten für besonders wichtig. „Sie sollten zumindest ein Standard & Poor’s Rating von A haben und im Idealfall zu den systemrelevanten Banken zählen.“ Emittenten wie Deutsche Bank oder Credit Suisse, aber auch Sparkassen oder Genossenschaftsbanken sind daher besonders willkommen. Ein kleiner Anteil sollte schließlich in Garantieprodukten gehalten werden, um an der Entwicklung von Rohstoffen oder Währungen teilzunehmen.
Inflationsschutzanleihen und Zertifikate sind nach Meinung von Falzberger auch in puncto steuerlicher Behandlung besonders interessant: „Bei beiden sind die Kursgewinne erst bei Verkauf oder Ablauf zu versteuern. Man hat also eine Steuerstundung.”

Christian Ohswald,

Leiter Raiffeisen Private Banking Wien
Christian Ohswald schätzt, dass man in der aktuellen Niedrigzinsphase bei vergleichsweise hoher Teuerungsrate zumindest fünf bis sieben Jahre Anlagehorizont einkalkulieren sollte, um die Inflation zu schlagen. Dazu eigne sich am besten „eine Absolute Return Strategie, die auf einer breiten Streuung über Assetklassen, Strategien und Managementstile beruht.“ Man müsse durch aktives Risikomanagement versuchen, in Stressphasen systematisch Verluste zu begrenzen und in Aufwärtsphasen konsequent an steigenden Kursen zu partizipieren.
Attraktive Investmentchancen sieht Ohswald derzeit in sicheren Anleihen mit aktivem Zinsrisikomanagement, in kurz laufenden Hochzinsanleihen und in Schwellenländeranleihen im Investment Grade Bereich, also mindestens BBB. Für Aktien sieht er die besten Chancen ebenfalls in den Emerging Markets, „speziell in Asien aufgrund der überdurchschnittlichen Wachstumsdynamik sowie in Deutschland und Österreich aus bewertungstechnischen Gründen“. Einen Anteil von rund 15 Prozent empfiehlt er in Managed Futures zu halten – „als Versicherungspolizze des Depots, um auf ungewöhnliche Kursbewegungen intelligent reagieren zu können.“

Eduard Berger,

Geschäftsführender Direktor Wiener Privatbank
Eduard Berger macht ebenfalls einen Bogen um herkömmliche Staatsanleihen. „Sichere Staatsanleihen bringen keine Rendite und solche mit höheren Renditen sind mit größerem Risiko behaftet.“ Rund die Hälfte des Portfolios wäre deshalb in Unternehmensanleihen mit guter Bonität, also mit einem Standard & Poor’s Rating von AA oder A-, gut aufgehoben. „Die meisten Emittenten aus dem Industriebereich stehen gut da, nachdem sie ihre Bilanzen saniert haben.” Er greift auch gerne selektiv zu Anleihen von Banken. „Sie sind deutlich besser aufgestellt, als sie vom Markt wahrgenommen werden.“ Denn auch sie haben ihre Bilanzen zurückgefahren. Zudem hätten die Geldspritzen der EZB, die eine günstige Refinanzierung ermöglichten, die Situation deutlich entschärft. Rund 20 Prozent des Portfolios widmet Berger Anleihen aus den Emerging Markets, wobei ihm Brasilien als Emittent besonders gut gefällt. Rund zehn Prozent sollten auf Aktien entfallen, vor allem europäische Blue Chips, weil sie seiner Meinung nach in puncto Chancen beziehungsweise Risiko günstig bewertet sind. Für weitere zehn Prozent finden Rohstoffe und Trendfolgemodelle Platz. Die restlichen zehn Prozent werden in geldmarktnahen Instrumenten beziehungsweise Cash gehalten.

Wolfgang Eisl,

Managing Director UBS-Österreich
Nachdem die Kaufkraft derzeit weder mit Sparbüchern noch mit Staatsanleihen bester Bonität erhalten bleibt, sollte man, so Wolfgang Eisl „den Mut haben, in seiner Veranlagung bewusst Risiken einzugehen.“ Die größte Herausforderung für die nächsten Jahre werde deshalb das Thema Verlustbegrenzung sein. Für einen konservativen Anleger schlägt er vor, das Portfolio möglichst breit zu streuen. Die größte Position – rund 40 Prozent – empfiehlt er in Unternehmensanleihen zu veranlagen. Staatsanleihen (10 bis 15 Prozent) sollten nur von Schwellenländern gehalten werden. Denn: „Sie haben zunehmend bessere Fundamentaldaten als die Industrieländer und ihre Bonität wird laufend hinaufgestuft.“ Um mittel- und langfristig die Inflation auszugleichen, sollte man etwa 25 bis 30 Prozent des Portfolios in Aktien halten – am besten von Unternehmen, die global aufgestellt sind und Zugang zu den Emerging Markets haben. Etwa fünf Prozent sollten auf Hochzinsanleihen entfallen und die restlichen zehn bis 15 Prozent auf Gold – je nach Sicherheitsbedürfnis physisch oder über Währungskonten –und Rohstoffe.

Alois Wögerbauer,

Geschäftsführer 3 Banken-Generali Fondsgesellschaft
Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Fondsgesellschaft, hat aus der Entwicklung der letzten zehn Jahre die Lehre gezogen, „dass man seine Veranlagung sehr breit aufstellen muss, weil klare Prognosen nicht möglich sind.“ Für eine sichere Veranlagung sollten seiner Meinung nach etwa 40 bis 50 Prozent in Zinspapieren und der Rest in Substanzwerten angelegt sein. Nachdem Staatsanleihen wenig Ertrag bringen, jedoch mit hohen Risken behaftet sind, finden sie in seinem Portfolio derzeit keinen Platz. Auch Emerging Markets Anleihen kann er nichts abgewinnen, obwohl sie höher rentieren als Staatsanleihen von Industriestaaten. Denn: „Währungsprognosen sind schwierig und daher Emerging Markets Bonds in Lokalwährung eine zweifelhafte Sache.“
Stattdessen sollten zwei Drittel der Zinspapiere in Unternehmensanleihen investiert sein. Bei internationalen Emittenten favorisiert er Bonitäten am unteren Ende des Investment Grade-Bereichs, also BBB, nachdem die Renditen von Papieren mit AA- oder A-Rating bereits stark zurückgegangen sind. Und: „Ein Mehrwert lässt sich vor allem mit Anleihen österreichischer Emittenten erzielen.“ Dass solche Papiere meist über kein Rating einer internationalen Agentur verfügen, sei keineswegs ein Nachteil. Dafür finde man zu den Unternehmen leicht einen direkten Zugang. „Die Erfahrung zeigt, dass man mit österreichischen Unternehmensanleihen – bis auf wenige Sonderfälle wie A-Tec oder Eybl – keine Ausfälle erlitten hat.“ Derzeit gibt es eine ganze Reihe von Neuemissionen. Und dieser Trend werde sich noch verstärken, weil viele Unternehmen sich nicht mehr über die Bank finanzieren wollen oder auch, weil manche Firmen wie etwa OMV oder Lenzing für einzelne Banken zu groß geworden sind. Andere erfolgreiche Emittenten – wie Novomatic – würden mit Corporate Bond Emissionen schließlich ihre erste Kapitalmarkterfahrung für einen eventuellen späteren Börsegang sammeln.
Ein Drittel der Fixzinspapiere reserviert Wögerbauer für Nischenthemen wie Inflationsschutz-, Hybrid- oder Wandelanleihen. 20 Prozent des Kapitals sollten in Substanzaktien aus defensiven Branchen wie Gesundheit oder Nahrungsmittel – wie zum Beispiel Nestlé, McDonald‘s, Procter & Gamble, Medtronik, Johnson & Johnson oder Unilever – gehalten werden, weitere zehn bis 15 Prozent in Gold und zehn Prozent in Rohstoffen.