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Iod und Auge

Die Augentherapien mit Iod haben in Bad Hall eine lange Tradition. Subjektive Besserungen von verschiedenen Augenleiden werden objektiviert und der naturwissenschaftliche Hintergrund für die Wirkungen der Behandlungen dargelegt.


Fotos: Paracelsus Gesellschaft

Autoren: Univ.-Prof. Dr. Gebhard Rieger, MedR Dr. Walter Loos
Paracelsus Gesellschaft für Balneologie und Jodforschung
www.paracelsus-badhall.at

Trotz einer Fülle von gewonnenen Erkenntnissen sind viele Fragen zur Iodtherapie des Auges bisher unbeantwortet geblieben. Dass dem Iod im Auge eine besondere Aufgabe zugeteilt ist, zeigt etwa schon die Tatsache, dass Iod physiologischerweise in den Tränendrüsen aktiv angereichert wird.

Zellschutz und Entzündungshemmung

Die antioxidative Kapazität des Iodids stellt sicher ein wesentliches Wirkpotenzial dar, das zum Beispiel bei der Therapie des Sicca Syndroms von großer Bedeutung ist. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Iodid Augen-Iontophorese die wasserlösliche antioxidative Kapazität der Tränenflüssigkeit nachhaltig erhöhen kann. Diese Verbesserung hält häufig monatelang an und korreliert mit der Dauer der als signifikant nachgewiesenen Reduktion subjektiver Beschwerden.
Man wird den verschiedenen Möglichkeiten der Iodwirkung allerdings nicht gerecht, würde man sie auf die Funktion als Antioxidans reduzieren. Wirkungen des elementaren Iods und von Iodolactonen (Verbindungen von Iod mit ungesättigten Fettsäuren) für Zellschutz und Entzündungshemmung sind von großer Bedeutung und sind somit für Erkrankungen des Auges zweifellos von Relevanz. Auch sind hemmende Einflüsse von Iodolactonen auf zelluläre Wachstumsfaktoren – zum Beispiel EGF, VEGF – im Zusammenhang mit der Therapie der altersassoziierten Makulopathie (AMD) zu nennen.

Hoher Forschungsbedarf

Viel Forschungsarbeit ist noch nötig, um aufgrund von Einzelbefunden und theoretischen Überlegungen von der Hypothese zu Nachweisen zu gelangen. Die Erkenntnisse zur Iod- und Iodolactonwirkung haben vorerst theoretisch auch Gültigkeit für den Augenbereich. Die zellulären Veränderungen der Retina unter Licht- und UV-Lichteinwirkungen gleichen denen einer Entzündung mit Erhöhung von Entzündungsmarkern, Genregulationen durch NF-κB und Kumulierung von Arachidonsäure. Diese Befunde sind in der Literatur gut belegt. Aus der Iodforschung ist bekannt, dass bei entsprechendem Iodangebot aus Arachidonsäure und Iod eben die ð-Lactone mit zellschützenden und entzündungshemmenden Eigenschaften gebildet werden können.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass es Untersuchungen gibt, die zeigen, dass die positiven Wirkungen der häufig empfohlenen Omega-3-Säuren durch Iodolactonbildung vervielfacht werden können. All diese Erkenntnisse könnten einen Beitrag zur Progressionshemmung der trockenen Makulopathie leisten. Auch könnten sie eine Erklärung für das Ergebnis unserer retrospektiven Studie darstellen, nämlich dass der Verlust der Sehschärfe bei Kurpatienten geringer ist als bei nicht behandelten Makulopathie-Patienten.
Stellt man also Überlegungen zur Iodtherapie der Augen auf molekularer Basis an, so zeigt sich nicht nur ein enormer Forschungsbedarf, sondern es wird offenkundig, dass diese Therapieform durchaus zeitgemäße moderne Aspekte aufzuweisen hat.
Literatur beim Verfasser