Hoffnung für Diabetiker: Innovative Substanz beschleunigt die Wundheilung
Die Wirksamkeit einer neuen Substanz zur beschleunigten Wundheilung wurde jetzt in präklinischen Studien belegt. Im direkten Vergleich mit Konkurrenztherapien ist der Wirkstoff bei der Behandlung chronischer Wunden eindeutig überlegen.
Gemeinsam mit einer umfassenden Kombination von Heilungseffekten bietet der Wirkstoff des österreichischen Biotechnologieunternehmens Tissue Med Biosciences eine attraktive Behandlungsalternative – und mit der Therapie diabetisch bedingter Wunden eine vielversprechende Geschäftsgrundlage. Diese wird nun mit einer Kapitalrunde ausgebaut, um rasch klinische Studien beginnen zu können.
Wundmanagement & Diabetes
Prävention und Betreuung von Diabetespatienten erhalten in Österreich schon seit Jahren die gleichen Analysen: mangelnde Betreuung, unzureichende Schulungsmaßnahmen, mehr Erkrankungen und steigende Kosten. In Österreich sind rund 600.000 Menschen an Diabetes mellitus erkrankt. Davon sind gegenwärtig nur 420.000 diagnostiziert. Das heißt, 180.000 Betroffene, rund 30 Prozent, wissen noch nichts von ihrer Erkrankung. Wird der Diabetes erstmalig diagnostiziert, bestehen in Österreich bei bereits etwa 20 Prozent der klinischen Neumanifestationen diabetische Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Schäden an der Augennetzhaut oder Diabetische Füße und chronische Wunden. Das führt oftmals zu einer monatelangen Behandlung, verschlechtert die Lebensqualität der Erkrankten und kann bis hin zur Amputation führen. Tatsächlich sind die mit der Behandlung verbundenen Kosten für die Krankenkassen enorm. Eine Therapieform, die einen rascheren Wundverschluss erlaubt, ist daher intensiv nachgefragt. Zwar existieren verschiedene Behandlungskonzepte, die einzelne Vorteile bieten, doch bleibt die Wundheilung bei Diabetikern noch immer hinter der eines gesunden Menschen deutlich zurück. Vor Kurzem ist es dem österreichischen Biotech-Unternehmen Tissue Med Biosciences gelungen einen Wirkstoff zu isolieren, der mehrere Behandlungsvorteile vereint. Eine molekulargenetisch hergestellte Form des als TMBP-3 bezeichneten Wirkstoffes wurde nun im Rahmen der präklinischen Prüfung ausführlich getestet und zeigte einen überragenden Erfolg bei der Wundheilung.
Dazu der Gründer des Unternehmens, Dr. Rudolf Berger: „Bereits nach einer Woche haben wir bei ersten Tieren, die ähnlich Diabetikern eine verzögerte Wundheilung haben, gesehen, dass die mit TMBP-3 behandelten Wunden verheilt waren. Das konnte bei der Behandlung mit anderen Therapien nicht festgestellt werden. Dass diese Heilungsbeschleunigung auch von der Dosis des Wirkstoffes abhing, ist ein weiterer, deutlicher Beleg für dessen Effizienz.“
Die nun belegte Effizienz von TMBP-3 ist auch auf die einmalige Kombination von physiologischen Prozessen zurückzuführen, die dieser Wirkstoff positiv beeinflusst. So bewirkt er eine Zellteilung von menschlichen Hautzellen und damit den Wundverschluss. Zusätzlich unterstützt TMBP-3 die Bildung von neuen Blutgefäßen und fördert auch bestimmte Immunreaktionen, die Infektionen der Wunde entgegenwirken. Weiters wurde beobachtet, dass TMBP-3 seine Wirkung sehr rasch erzielt, selbst im Wundsekret nur sehr langsam abgebaut wird und lange im Wundareal verbleibt. Dies sind drei Aspekte, die zur effizienten Wirkung der Substanz beitragen.
Einsatz nicht auf chronische Wunden beschränkt
Diese Belege kommen nicht ganz überraschend. Bereits In-vitro-Tests zeigten, dass TMBP-3 großes Potenzial hat. Die Tests ergaben einen um ein Vielfaches schnelleren Wundverschluss. Die jetzt zusätzlich erfolgte Bestätigung im Tiermodell hat das Unternehmen bestärkt, den Wirkstoff so rasch wie möglich für die notwendigen klinischen Studien vorzubereiten. Diese sind für das Jahr 2012 geplant. Zu der benötigten Finanzierung der weiteren Entwicklung meint Berger: „Erfreulicherweise ist TMBP-3 günstig in der Herstellung und der weltweite Bedarf wird mit der Alters- und Wohlstandsentwicklung der Bevölkerung und der damit verbundenen Zunahme der Patienten mit Diabetes Typ 2 rapide steigen. Der Anwendungsbereich von TMBP-3 ist auch nicht auf den Diabetischen Fuß beschränkt. Andere chronische Wunden wie Dekubitus, also das Wundliegen, oder Ulcus cruris, das offene Bein, könnten genauso behandelt werden wie Verbrennungen und Operationswunden. Das sind attraktive Einstiegsbedingungen für private Investoren in Österreich, mit denen wir in den nächsten Monaten in Gesprächen sein werden.“
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Foto: Tissue Med Biosciences
Nachgefragt bei …
... Dr. Rudolf Berger, Gründer Tissue Med Biosciences
Welche Vorteile bietet der Wirkstoff TMBP-3?
TMBP-3 stimuliert die Proliferation von dermalen Fibroblasten, fördert die Neoangiogenese und unterstützt die Immunabwehr. Dadurch besitzt der Wirkstoff das Potenzial auf die drei wesentlichen Einflussfaktoren bei der Heilung chronischer Wunden einzuwirken: den Wundverschluss, die Gefäßneubildung und die Abwehr von Infektionen.
Können Sie abschätzen, um wie viel sich die Behandlungszeit verkürzt und welche Folgen dafür für das Gesundheitssystem zu erwarten sind?
Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch keine genaue Aussage treffen, um wie viel sich die Behandlungszeit im Menschen verkürzt, da wir ja noch vor der klinischen Prüfung stehen. Wir haben allerdings eine deutliche Beschleunigung der Wundheilung in bisher durchgeführten In-vivo-Tests gesehen. Wenn Sie berücksichtigen, dass rund ein Sechstel aller Diabetiker einen Diabetischen Fuß entwickeln und sich die Behandlungen bisher über mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate ziehen, bei denen Arzt und Pfleger gefordert sind, kann man mit einer wirksamen Therapie alle Beteiligten und die Krankenkassen mit Sicherheit enorm entlasten. Nicht vergessen darf man dabei die Patienten selbst, die unter der Erkrankung leiden und sich in der Folge der Erkrankung aus dem Berufsleben und dem sozialen Umfeld zurückziehen.
Für welche Patientengruppe – außer Diabetiker – könnte diese Entwicklung noch von Bedeutung sein?
Wir konzentrieren uns in erster Linie auf den Diabetischen Fuß, weil das die größte Gruppe innerhalb der chronischen Wunden ist. In einem weiteren Schritt ist aber auch die Anwendung in anderen chronischen Wunden, wie Ulcus cruris und Dekubitus, aber auch bei höhergradigen Verbrennungen oder Operationswunden möglich.
In welcher Form wird die neue Substanz für die Anwendung konkret entwickelt?
Da TMBP-3 topisch angewendet wird, haben wir uns für eine Formulierung in einem Hydrogel entschieden. Ziel ist es, eine wirksame und einfach anzuwendende Therapie bereitzustellen.
Wann rechnen Sie mit einer Markteinführung in Österreich?
In fünf bis sieben Jahren – vorausgesetzt, dass die Entwicklung so reibungslos verläuft wie bisher.



