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Gold – die härteste Währung der Welt

Gold gilt als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten. Das edle glänzende Metall ist wegen seiner relativen Knappheit im Vergleich zu beliebig vermehrbaren Banknoten eine stabile Währung und daher ein guter Inflationsschutz. Deshalb sollte es in keinem Portfolio fehlen.


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ÄrzteExklusiv befragte Private Banker, Gold- und Anlageexperten, in welcher Form und in welchem Umfang Gold ins Portfolio gehört.

Ronald Stöferle, Rohstoffexperte in der Erste Group Bank

Ronald Stöferle ist überzeugt, dass der Goldpreis seinen bisherigen Rekord von 1.921 US-Dollar je Feinunze in absehbarer Zeit einstellen wird. Bis Mitte 2013 sollte die Marke 2.000 geknackt sein, in weiterer Folge würde er vermutlich auf 2.300 Dollar steigen. „Ich sehe Gold als Währung und somit als Form des Sparens“, erklärt Stöferle. Denn in den Währungen Euro und US-Dollar sowie in jenen der wichtigsten Goldmärkte China und Indien sind die Realzinsen negativ – das heißt, die Inflation ist höher als die Zinsen für Sparanlagen oder Anleihen. „Negative Realzinsen bedeuten ein optimales Umfeld für Gold.“ Das glänzende Metall wirft zwar keine Zinsen ab. Entscheidend ist jedoch, dass man damit keine Kaufkraft verliert. Das erklärt, warum die Nachfrage der Schwellenländer, allen voran China und Indien, ungebrochen anhält und auch die Zentralbanken weiter zukaufen.
Gold stehe somit für einen ultimativen Krisen-Hedge. Für raue Zeiten empfiehlt Stöferle, Gold physisch zu halten und sicher zu lagern. Von börsegehandelten Produkten wie ETFs (Exchange Traded Funds), ETCs (Exchange Traded Commodities) oder Zertifikaten auf Gold rät er ab – selbst wenn die Instrumente mit physischem Gold hinterlegt sind. Seine Begründung: Im Ernstfall wären sie bloß ein Anrecht auf eine Rettungsweste für die Titanic. Für erfahrene und risikofreudigere Ärzte seien dagegen Goldminenaktien interessant. „Sie stehen derzeit auf einem extrem soliden Fundament.“ Obwohl der Pessimismus ähnlich groß sei wie noch vor vier Jahren, sei die fundamentale Verfassung der Goldindustrie wesentlich gesünder als damals. „Starke Bilanzen, hohe Free Cashflows, deutlich gestiegene Margen, niedrige Verschuldungsniveaus und steigende Dividenden sprechen für den Sektor“, erklärt der Goldexperte. Insgesamt sollte man etwa fünf bis zehn Prozent seines Portfolios in Gold halten.

Josef Falzberger, Geschäftsführer der Investment Partner Wertpapierdienstleistungen

Josef Falzberger betrachtet Gold als Investment in zwei Dimensionen: „Einerseits als Portfolioabsicherung auf die Papierwährung für den Ernstfall.“ Dafür sollte man in etwa drei bis fünf Prozent seines Vermögens ausschließlich in physischer Form, also Münzen oder Barren, halten. „Andererseits sehe ich Gold als Assetklasse, die man in Form von Zertifikaten, also derivativen Instrumenten, mit günstigen Kosten abdecken sollte.“ Dabei sei die Bonität des Emittenten in einem normalen Umfeld sekundär. Falzberger konzediert zwar, dass Zertifikate im Gegensatz zum Besitz von physischem Gold den steuerlichen Nachteil der Vermögenszuwachssteuer auf die Kursgewinne haben, hält allerdings dagegen: „Im Fall von Verlusten könnte man diese zumindest mit anderen Gewinnen gegenrechnen. Bei physischem Gold ist das nicht möglich.“ Derzeit empfiehlt er, Gold nicht als Assetklasse im Portfolio zu halten. Europäische Aktien seien nämlich weitaus attraktiver.

Christian Ohswald, Leiter Raiffeisen Private Banking Wien

Christian Ohswald hält Gold für einen wichtigen Bestandteil des Portfolios, den man je nach Risikoneigung im Ausmaß von drei bis zehn Prozent beimischen sollte. „Dafür sprechen die Staatsverschuldung und der Vertrauensverlust bei Papiergeld.“ Es gebe freilich auch Argumente dagegen: „Gold ist ein hoch volatiles Asset, das von vielen Einflussfaktoren getrieben wird, die sehr unterschiedlich wirken und wenig einschätzbar sind.“
Wer ein Investment zum Angreifen suche und über eine entsprechende Lagermöglichkeit verfüge, sei mit Gold in Münzen oder Barren absolut gut bedient.
„Wer eher aus praktischen oder auch emotionalen Gründen seinen Goldwert lieber auf seinem Depotauszug sehen möchte, kann das auch mit einem virtuellen Produkt (vorbehaltlich einer entsprechenden Qualitätsprüfung) tun“ – wie zum Beispiel über den db Physical Gold Euro Hedged ETC (DE000A1EK0G3), eine Schuldverschreibung der Deutsche Bank-Tochter DB ETC Index plc., die mit physisch hinterlegten Goldbarren besichert ist und bei der das Euro-US-Dollar-Wechselkursrisiko obendrein durch einen Währungsabsicherungsmechanismus minimiert wird.

Constantin Veyder-Malberg, Vorstand der Grazer Capital Bank

Gold gehöre wegen der steigenden Währungsrisken mittlerweile in jedes Portfolio, ist Constantin Veyder-Malberg überzeugt. „Gold rostet und verdirbt nicht, behält seinen Wert, ist also nicht inflationierbar und daher wie eine Weltuntergangsversicherung.“ Im Schnitt sollte man etwa fünf Prozent in Gold halten – „und zwar physisch, jedoch nicht in einem österreichischen Banktresor.“ Sollte nämlich – wie 1933 in den USA unter Präsident Roosevelt – Privatbesitz von Gold verboten, die Tresore versiegelt und ein Zwangsumtauschkurs festgelegt werden, dann wäre alle Mühe für Wertbeständitkeit umsonst gewesen. Um sich vor solcher Gefahr zu schützen, bietet die Capital Bank eine sogenannte Treu-Gold-Lösung: Man kauft Gold zum tagesaktuellen Kurs, das bei der größten Schweizer Bank UBS in der Züricher Bahnhofstraße gelagert wird, gegen einen entsprechenden Verwahrungsschein. Der Vorteil: „Das Golddepot liegt außerhalb des Euroraums und die Abwicklung ist so bequem wie ein Wertpapiergeschäft.“ Ein weiterer Vorteil: „Der Wertzuwachs für das physische Gold ist – im Gegensatz zu ETFs oder Zertifikaten – nach zwölf Monaten Behaltezeit komplett steuerfrei.“ Gold habe jedoch auch einen Nachteil: „Es ist die höchste Risikoklasse mit einer Schwankungsbreite von 40 Prozent per anno.“ Deshalb sollte man im Schnitt nur einen kleinen Anteil von fünf Prozent als Währungsreserve in Gold halten. Für den Worst Case, wenn es kracht, einen Handvorrat von kleinen Goldmünzen zu Hause für einen Monat und Goldbarren für die nächsten sechs bis zwölf Monate.

Markus Goller, Leiter Private Banking im Bankhaus Spängler & Co

Markus Goller empfiehlt fünf bis zehn Prozent des Depotvolumens in Gold als letzte Bastion zu investieren – vorzugsweise in physisches Gold. Das Bankhaus offeriert dazu sein Spängler Gold-Depot, bei dem Goldbarren in der Größe von 500 und 1.000 Gramm zum Londoner Gold-Fixing (zuzüglich fremder Spesen und zwei Prozent Bearbeitungsgebühr) angeschafft, im Tresorraum der Salzburger Privatbank gelagert (0,3 Prozent Verwahrungsgebühr) und gegen Diebstahl, Brand und Wasser versichert sind. Die Bestände, zu denen man jederzeit Zutritt hat, werden mittels eigener Identifikationsnummer auf dem Wertpapierauszug aufgelistet. Den Vorteil gegenüber einer Verwahrung im Ausland sieht Goller darin, „dass man jederzeit auf sein Gold zugreifen kann und die Kosten vergleichsweise günstig sind.“ Als Alternative rät er zu Gold-ETFs beziehungsweise ETCs mit physischer Hinterlegung wie ZKB Gold (CH0047533523), Lyxor Gold Bullion Securities (DE000A0LP781),
Xetra Gold (DE000A0S9GB0) oder ein verbrieftes Papier der der kanadischen Münzprägestelle (CA7799211056).

Wolfgang Eisl, Managing Director UBS Niederlassung Österreich

Wolfgang Eisl hält im Hinblick auf die Unsicherheit im Euroraum rund zehn Prozent Goldanteil im Portfolio für vernünftig. Besonders vorsichtigen und pessimistischen Anlegern würde er etwa 15 Prozent empfehlen. Bis zu zehn Prozent sollte man als Notgroschen langfristig in Barren und Münzen halten. Dafür müsse man allerdings höhere Kosten in der Anschaffung, Verwahrung sowie beim Verkauf in Kauf nehmen. „Münzen sind schon allein wegen der Prägeaufschläge das teuerste Instrument.“ Wesentlich kostengünstiger sei man dagegen mit einem Edelmetallkonto bedient, „bei dem man die Unzen Gold eins zu eins in US-Dollar kauft und keine Haltekosten hat.“    emb

Goldstücke

Beim Schoeller Münzhandel ist die Nachfrage nach Goldanlageprodukten ungebrochen. „Am beliebtesten ist die Unze Philharmoniker, gefolgt vom Unze-Goldbarren der Schweizer Argor Heraeus, einer 26-Prozent-Tochter der Münze Österreich. An dritter Stelle liegt der 1/10 Unze Philharmoniker“, berichtet Geschäftsführer Gustav Mayer. Generell gilt: Je größer das Goldstück, umso günstiger ist der Preis und je kleiner, umso teurer: „Der 1-Gramm-Barren wird gerne als Geschenkprodukt gekauft, eignet sich aber kaum für Anlagezwecke“, konzediert Mayer und hat auch gleich eine Erklärung für die große Diskrepanz zwischen Kauf- und Verkaufskurs parat: „Der Aufwand für die Herstellung ist der gleiche wie für ein größeres Stück Gold.“ Für Anlagezwecke sollte man zumindest zu einem 50- oder 100-Gramm Barren greifen, empfiehlt er. Am günstigsten ist man daher mit einem 500- oder 1.000-Gramm-Barren dran.