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Gestalten mit Glas: Durchsicht im Trend

Glas punktet als Werkstoff für zu Hause, für Ordination, Fassade und eine Reihe von Details, denn es ist pflegeleicht, ästhetisch und wandelbar. Und einer der Lieblinge der Design- und Architekturszene.


LightGlass Color für Gestaltung und Wohlfühl-Atmosphäre sowie als gezielter Blickschutz. www.lightglass.net

„Beim Hausbau wurde lange Zeit lediglich bei Fenstern auf den Werkstoff Glas gesetzt. Nicht zuletzt aufgrund seiner positiven Eigenschaften bis hin zur hervorragenden Energiebilanz nutzen Architekten und Produzenten nun aber immer häufiger Glas für Türen, Möbel, Dächer, Wände sowie Wand- und Fassadenschutz. Als Baustoff der modernen Architektur gewinnt Glas an Bedeutung, denn es gilt, transparent, licht­durchflutet und großzügig zu bauen. Architekten, Planungsbüros und ausführende Betriebe stehen dabei allerdings mehr und mehr vor der Herausforderung, gesetzliche Anforderungen wie beispielsweise den Brandschutz zu erfüllen. Der Werkstoff Glas wird dadurch immer hochwertiger und sicherer, erreicht Spitzenwerte bei der thermischen Isolierung und kann besonders leicht und schonend gereinigt werden. Im Jahr 2007, lange vor der verheerenden Wirkung der Bombe von Anders Behring Breivik, wurden im Regierungsviertel von Oslo Glasfassaden mit einer sprengwirkungshemmenden Hochsicherheitsfolie versehen, die sich nun als hilfreich herausstellte. Die Folie hat den Splitterflug reduziert und eine noch größere Katastrophe verhindert. Nachdem Glasfassaden einen unübersehbaren architektonischen Trend darstellen, werden nach und nach Innovationen entwickelt, die dem Baustoff eine erhöhte Sicherheit, bessere Energiesparwerte oder auch innovative Pflegeeigenschaften verleihen. Neben der Nutzung von Sicherheitsfolien für bessere Brucheigenschaften werden auch die Wärme- und Kühleigenschaften von Glas neuartig genutzt. Hervorragendes Beispiel dafür ist etwa das Swarovski-Verwaltungsgebäude in Form eines Hufeisens mit Aussicht auf den Zürichsee. Das vom Architekturbüro Ingenhoven entworfene Gebäude bietet einen fast Rundum-Seeblick. Die Niedrigenergietechnik mit Seewassernutzung und dreifach-verglasten Fassaden-Elementen gilt als richtungsweisende Neuerung mit zahlreichen durchdachten Features. Das betrifft im Speziellen die Anforderungen an Luftdichtigkeit, Tageslichtnutzung, Heizwärmebedarf, Wärmedämmung, Wärmeschutzverglasung, Wärmeverteilung und kontrollierte Lüftung.

Innovatives Designelement

Eine ganz andere Innovation brachte das österreichische Start-up LightGlass auf den Markt, genauer gesagt sind es zwei Neuerungen. LightGlass Color ist ein neues Verfahren zur Farbglasherstellung und ermöglicht durch seinen Schichtaufbau eine neue Materialität von Glas. LightGlass Luminis ist eine neue Technologie für beleuchtbares Glas, mit der erstmalig Glasebenen mit vollkommener Transparenz gleichmäßig durchleuchtet werden können. Für den Architekturraum ergeben sich differenzierte Anwendungen für die Lenkung von Tageslicht oder den Einsatz künstlicher Beleuchtung. Einfallendes Licht erzeugt – beim Einsatz von transparentem Material – exakte farbige Schatten und eine interessante Stimmung. Bei transluzentem Material wird Durchsicht und Lichttransmission vermindert, bei opakem ganz verhindert. Die Kombination der Materialien Glas und Kunststoff schafft durch die sich berührenden, durch Laserschnitt glatt schimmernden Kanten einen auffallenden Effekt, der in der Nacht durch die Möglichkeit integrierter LEDs im Glasverbund verstärkt hervortritt.
Die beleuchteten oder farbigen Glaselemente passen als Stilelement hervorragend in Arztpraxen, das sie überall dort gut eingesetzt werden, wo Glas Funktionen wie Beleuchtung, Beschattung oder Lichtlenkung übernehmen soll oder wo Glas sichtbar sein soll – also auf repräsentativen Gebäudefassaden oder als Leitsysteme in Gebäuden mit Publikumsverkehr. Lichtdurchlässigkeit und gezielter Blickschutz bilden so eine neuartige Symbiose.

Glas statt Fliesen

Ein weiterer Trend greift in Windeseile um sich: In Küche, WC, Bad oder Ordination – überall dort, wo früher Wände gefliest wurden – ist derzeit Glas im Trend. Für diesen Zweck wird Sicherheitsglas auf der Rückseite lackiert, auf der Wand aufgebracht und die Ränder abgedichtet. Die Glasverkleidung vermittelt eine besonders saubere, klare Optik, ist außergewöhnlich pflegeleicht, da keine Fugen verwendet werden, und bietet unzählige Möglichkeiten, mit Farbe Stilelemente zu setzen, ohne unruhig zu wirken. Selbst die Auslässe für Steckdosen und Ähnliches sind kein Problem – sie werden vom Glasprofi in das Glas gebohrt bzw. geschnitten.
Glasscheiben können lackiert oder emailliert werden, wobei Email nicht abgekratzt werden kann. Das Glas wird durch die Behandlung blickdicht und kann als Wandverkleidung statt Fliesen, als Teil von Möbelstücken, für Türen oder sogar als Geländer eingesetzt werden.

Warm und kühl zugleich

Der Inbegriff des verglasten Raumes – der Wintergarten – liegt nach wie vor im Trend. Das Licht, das über die großen Glasflächen eindringt, durchflutet auch angrenzende Räume und macht aus einem Haus eine Lichtoase. Im Idealfall wird im Winter Wärme gebündelt – Glashauseffekt –, im Sommer wird gekühlt oder weit geöffnete Glasflächen lassen frische Luft ins Innere. Besonders Pflanzen danken die zusätzliche Lichtdosis und machen den Wintergarten zum idealen Rückzugsort.
Die meisten Wintergärten werden mit Aluminium-Glaskonstruktionen errichtet, da Aluminium formstabil ist und dennoch schlanke Konstruktionen erlaubt. Es ist wetterbeständig und pflegeleicht und in vielen Farben erhältlich. Aber auch Holz boomt derzeit und verdrängt Stahl oder Kunststoff auf die hinteren Plätze.
Einfachglas reicht für den sogenannten Wohnwintergarten, den Wintergarten, der ganzjährig bewohnt wird, längst nicht mehr aus, um eine brauchbare Wärmedämmung zu erzielen. Heute werden Isoliergläser neuerer Technik verwendet, sogenannte Funktionsgläser, die guten Wärmeschutz bieten. Wärmeschutzgläser werden als Zwei- und Dreifachglas mit Luft oder isolierendem Edelgas gefüllt. In Kombination mit Rahmenmaterialien wie beispielsweise Holz bieten sie eine perfekte Wärmedämmung und helfen Energie zu sparen. Je hochwertiger die Wärmeschutzverglasung gearbeitet ist, desto geringer ist die Wärmeleitfähigkeit und desto größer die Energieeinsparung. Wämeschutzglas verhindert einen zu großen Energieverlust beim Heizen, doch auch gegen Überhitzung muss vorgesorgt werden.
Eingefärbte oder reflektierende Gläser blocken Sonnenwärme zum Teil ab, lassen aber auch weniger Tageslicht herein. Mechanische oder elektrisch betriebene Abschattungssysteme oder Markisen werden daher meist bevorzugt. Noch wirkungsvoller arbeiten freilich Belüftungssysteme.

Pflege für Langlebigkeit
Der Baustoff Glas gilt als besonders pflegeleicht. Grundsätzlich ist er das auch tatsächlich, Verschmutzungen mit Beton- oder Zementschlamm, Putz und Mörtel sind jedoch hochalkalisch, verätzen das Glas und machen es blind. Derartige Verschmutzungen sollten sofort mit viel Wasser entfernt werden. Staubige und körnige Ablagerungen sollten keinesfalls trocken entfernt werden, um Verkratzungen zu verhindern. Im Zweifelsfall kann Glas mithilfe von Schutzfolien geschützt werden. Handelsübliche Glasreinigungsmittel sind jedenfalls für die laufende Reinigung geeignet. Alkalische Laugen, Säuren und fluoridhältige Mittel sollen generell nicht angewandt werden. Vorsicht mit Poliermaschinen bei veredelten und beschichteten Glasflächen – sie können die Glasmasse abtragen und dadurch optische Verzerrungen hervorrufen.
Relativ neu sind nanotechnologische Versiegelungen, die als Beschichtung auf Glas aufgetragen werden und ein gutes Abperlverhalten – den sogenannten Lotuseffekt – erzeugen. Besonders wässrige und ölige Flüssigkeiten können einfach und rasch entfernt werden. Reinigungsmittel werden gespart, Schmutz findet keinen Haftungsgrund mehr und kann einfach mit Wasser und einem weichen Tuch entfernt werden. Zudem erfordert die Reinigung einen weitaus geringeren Kraftaufwand und die Umwelt wird geschont.
Glas punktet als enorm wandelbares Baumaterial, das seinen Platz innen wie außen findet und durch neue Technologien eine beeindruckende Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten aufweist. In Arztpraxen wird Glas zudem mit Sauberkeit, Transparenz, Helligkeit und dadurch einer einladenden Atmosphäre assoziiert – ein Material, das mehr und mehr an Attraktivität gewinnt.                        bw

glasstech 2012

Von 23. bis 26. Oktober 2012 findet in Düsseldorf die internationale Messe für Glas statt.
Spannende Features umfassen beispielsweise das Thema „Solar Meets Glass“, eine Konferenz, die einen Tag vor der Messe stattfindet. Auch Architekten, Statiker, Klimaingenieure und Fassadenplaner treffen einander am Architekturkongress unter dem Motto „Ansichten + Perspektiven“ im Rahmen der glasstec. Besonders Glas als Gebäudehülle erregt Aufsehen und punktet als ästhetisch-kreatives wie auch nachhaltiges Baumaterial, das auch in Sachen Energiebilanz punkten kann. Unverkennbar: Fassaden sind das Top-Thema der glasstech 2012. www.glasstech.de