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Geldanlage in turbulenten Zeiten

Auf der Suche nach Fonds, die immer wieder ansprechende Renditen liefern, in schlechten Jahren nicht enttäuschen und das veranlagte Geld in Summe stetig vermehren.


Erst Bankenkrise, jetzt die Staatsverschuldung – und zwischendurch Überraschungen wie das Japan-Beben und die Unruhen in den wichtigsten Erdöl-Förderregionen der Welt. Kein Wunder, dass Anleger ratlos sind wie selten zuvor: Die Verunsicherung über die Bonität von Staatsanleihen nimmt zu, gleichzeitig mag sich auch niemand mit Aktien die Finger verbrennen. Was bleibt, ist das Sparbuch, mit dem sich die Kaufkraft nicht erhalten lässt, und natürlich die Notwährung Gold.

In guten wie in schlechten Tagen

Sinnvolle Geldanlage sieht freilich anders aus. Wer sich vor der Zukunft fürchtet, sollte nicht verängstigt abwarten, sondern ein Portfolio aufbauen, mit dem sich gute wie schlechte Zeiten meistern lassen. Konkret heißt das: So breit wie möglich streuen, damit im schlimmsten Fall noch immer genug übrig bleibt für einen Neustart in bessere Zeiten.
Ein diversifiziertes Portfolio enthält nach wie vor Anleihen – auch wenn sie momentan wenig Freude machen. Und selbstverständlich gehören auch Aktien solider und ertragreicher Unternehmen dazu, von denen erfahrungsgemäß viele auch größere Katastrophen überleben – was übrigens auch meist für Gold und Immobilien gilt.
Das große Problem ist die richtige Gewichtung – und die ausreichend breite Diversifikation innerhalb der wichtigsten Kategorien, wie zum Beispiel Aktien. Zur optimalen Aufteilung fehlt vielen Privatanlegern das Know-how, zur breiten Streuung mit Einzeltiteln mitunter das nötige Kapital.
Fonds bieten sich da durchaus als sinnvolle Lösung an: Sie werden von professionellen Asset-Managern geführt, investieren in der Regel in 50 bis 150 Einzeltitel und sollten damit die Forderung nach ausreichender Streuung erfüllen.

Tückische Benchmarks

Ganz so einfach funktioniert das aber leider nicht. Viele Fonds enttäuschen durch schwache Performance. Wenn man für alle Wetter gerüstet sein will, bleibt nichts anderes übrig, als nach wirklich verlässlichen Fonds zu suchen und sich vom Anlageberater nicht primär bankeigene Produkte aufschwatzen zu lassen. Im Klartext: Gefragt sind Fonds, die immer wieder ansprechende Renditen liefern, in schlechten Jahren nicht enttäuschen und die veranlagten Gelder in Summe stetig vermehren.
Doch das schaffen leider nur ganz wenige Fonds. Und das liegt daran, dass sich die Fondsbranche angewöhnt hat, den Erfolg gerne im Vergleich zu so genannten Benchmarks zu messen, also in der Regel an mehr oder minder gängigen Marktindizes. Zum besseren Verständnis: Solche Indizes geben die durchschnittliche Wertentwicklung aller im Index enthaltenen Titel wieder. Das Ziel der Fonds lautet dann: Eine bessere Performance (= Wertsteigerung) abzuliefern, als die Benchmark vorgibt.
Doch dieses Ziel wird – je nach Jahr – von 80 bis 90 Prozent der Fonds verfehlt. Die verblüffende Erklärung: Für ihre – großteils vergeblichen – Bemühungen kassieren die Fondsmanager Gebühren, die zumeist zwischen zwei und vier Prozent vom Depotwert liegen – bisweilen sogar fünf Prozent oder mehr. Doch die meisten Fondsmanager sind in ihrer Entscheidungsfreiheit stark beschnitten: Sie müssen sich, was Titelauswahl und Gewichtung betrifft, ziemlich eng an die gewählte Benchmark halten und dürfen einzelne Positionen nur minimal über- oder untergewichten. Das scheint vielen vorderhand zu gelingen, doch nach Abzug der Gebühren rutscht das Nettoergebnis in den roten Bereich.
Das hat den Ruf der Fonds über die Jahre schwer beschädigt. Doch dabei wird leicht übersehen, dass es einer Reihe von Fondsmanagern gelingt, in ihrer Liga regelmäßig überdurchschnittlich zu performen – in guten Zeiten genauso wie in schwierigen. Und bei näherer Betrachtung zeichnen sich mehrere Gemeinsamkeiten ab, die offenbar erfolgsentscheidend sind: Es handelt sich in der Regel um Fondsmanager mit langjähriger Erfahrung. Und: Sie sind nicht gezwungen an irgendeiner Benchmark zu kleben, sie nützen ihre Freiheiten in der Portfolio-Konstruktion geschickt aus, um ihre Investmentideen entsprechend umzusetzen. Außerdem kommen sie mit relativ schlanken Fondsportfolios aus: Statt 100 bis 200 Titel halten sie oft nur zwischen 20 und 80 im Portfolio – die besten Ideen eben und basta.

Fonds mit Top-Performance

Nigel Bolton, Fondsmanager bei Blackrock, ist einer von denen, die freie Titelwahl und konzentriertes Portfolio in Outperformance umsetzen. In der Kategorie „Aktien Europa“ glänzen gleich drei Blackrock-Fonds – BGF European Focus Fund, der BGF European Growth Fund und der BGF European Fund. Ähnlich erfolgreich ist hier auch der UniDynamicFonds Europa der Union Investment, die ihren Fondsmanagern ebenfalls recht freie Hand lässt.
Im Sektor „Aktien global“ fallen vor allem zwei Produkte der britischen Edel-Fondsschmiede M&G auf, die Jahr für Jahr überdurchschnittlich performen. Zum einen der Global Growth Fund, der sich auf Aktien von Unternehmen konzentriert, deren fundamentaler Wert langfristig wächst. Dabei ist Fondsmanager Greg Aldridge vor allem auf Unternehmen mit wertvollen Stärken fokussiert, die nur schwer replizierbar sind. Und: Er mag es, wenn die Investitionen von Unternehmen hohe Erträge liefern und diese ihr Cash auch weiterhin in profitables Wachstums investieren. Damit unterscheidet sich der Fonds sehr deutlich von üblichen Wachstumsfonds, die gerne auf starke Kursbewegungen spekulieren.
Auch der zweite M&G-Fonds tanzt unter den global investierten Fonds aus der Reihe. Der Global Basics Fund setzt auf den wachsenden Wohlstand der Menschen in den Emerging Markets. Fondsmanager Graham French folgt damit soliden Trends mit voraussehbaren Chancen für Lieferanten passender Produkte: „Es geht um Dinge wie sauberes Trinkwasser, gesunde Lebensmittel, sichere Babynahrung, um Körperpflege und leistbare Bekleidung“, sagt er.
Als dieser Fonds im Jahr 2000 gegründet wurde, wurde French eher belächelt, denn damals zählten nur IT-, Telekom- und Internet-Themen. Heute schaut die Sache anders aus: Der Fonds lieferte acht Prozent Durchschnittsertrag pro Jahr. Und das Fondsthema dürfte seine Aktualität nicht so bald verlieren.
Auch zwei Dachfonds aus der C-Quadrat KAG (mit acht bis zehn Prozent Durchschnittsertrag) zählen zu den verlässlichsten Ertragsbringern: Der Arts Best Momentum und der Arts Total Return Global zeichnen sich durch Freiheit in der Portfolio-Komposition aus – der Fonds passt die Aktienquote flexibel an Marktgegebenheiten an, er darf im Extremfall sogar ganz aus dieser Anlageklasse aussteigen. Allerdings werden die Entscheidungen hier von emotionslosen, Software-basierten Handelssystemen getroffen, die von Fondsmanager Leo Willert ständig weiter entwickelt werden.

Erfolgreiche Rentenfonds

Die couragierte Umsetzung eigener Ideen statt sklavisch an der Benchmark zu kleben, gilt auch unter Rentenfonds-Managern als Erfolgsrezept. Mit nachhaltiger Outperformance fällt in der Gruppe der globalen Anleihenfonds vor allem der Templeton Global Bond auf, in der Europa-Liga haben sich neben dem DWS Global Strategie Renten in den letzten Jahren auch zwei österreichische Rentenfonds bewährt – der Vorsorge Rentenfonds der Ringturm KAG und der mündelsichere Hypo-Rent.
Dass Privatbanken und Vermögens­verwalter in letzter Zeit Kundenportfolios vermehrt mit Renten-ETFs bestücken
(= Exchange Traded Funds), also mit passiven Fonds, die nur den Durchschnitt ihres Sektors kopieren, mag auf den ersten Blick überraschen. Der Hintergrund: ETFs ziehen bloß wenige Zehntelprozente an Verwaltungskosten ab, aktive Rentenfonds zwischen 1,5 und 2,5 Prozent – und das wirkt sich angesichts des niedrigen Zinsniveaus günstig auf den Nettoertrag aus.
Privatanleger, die ihr Geld in Aktienfonds stecken wollen, sind freilich gut beraten, sich nicht mit dem Durchschnitt zufrieden zu geben. Kein Problem, denn es gibt sie ja doch, die aktiven Fondsmanager, die sich von ihren Konkurrenten regelmäßig durch Outperformance absetzen. Und das in guten Zeiten genauso wie in schlechten.

rb