Garagen-Gold
Geld macht glücklich, aber derzeit nicht unbedingt auf der Bank. Kein Wunder, dass das Interesse an alternativen Anlagemöglichkeiten ständig steigt. Wer Fahr- und Sparspaß kombinieren möchte, liegt mit alten Autos gar nicht so falsch, wie die ständig steigenden Preise zeigen.
Die Idee scheint bestechend, zumindest dann, wenn man sich für Old- bzw. Youngtimer begeistern kann: Denn wer außer Oldie-Fahrern kann schon von sich behaupten, mit dem Lieblingshobby gleichzeitig auch noch Geld zu verdienen? Seit circa zehn Jahren ziehen die Preise für mobiles Alteisen stetig nach oben. Renditen von 16 Prozent waren in der Vergangenheit mit bestimmten Marken und Modellen jederzeit möglich. Noch ein Argument für scharfe Rechner: Konjunkturelle Schwankungen schlagen in der Klassiker-Szene interessanterweise eher weniger durch. Die Kundschaft ist durchwegs solvent, weiß was sie will und investiert dementsprechend.
Die Marke macht’s
Ein Paradebeispiel und eine verlässliche Größe für die Stimmung im Markt ist der Porsche 911. Vor zehn Jahren waren schöne Ur-Elfer aus den 1970er-Jahren (F-Modell) für rund 25.000 Euro zu haben. 2016 steigt man bei knapp 70.000 Euro ein und zahlt 120.000 bis 150.000 Euro (!) für ein restauriertes Topteil. G-Modelle aus den 1980ern liegen mittlerweile bei 60.000 und darüber, auch die nachfolgenden Baureihen 964 und 993 haben preislich völlig abgehoben.
Aber Achtung: Diese Entwicklung spült jetzt natürlich jede Menge Autos mit zwielichtiger Provenienz zu den Händlern, die die Preise nach oben hin ausreizen. Nicht nur deshalb stagnierte in letzter Zeit die Entwicklung auf Auktionen etc. etwas. Vielleicht die letzte Chance, sich doch noch einen Jugendtraum zu erfüllen?
Hausverstand statt Emotion
Wer einige einfache Regeln befolgt, hat dennoch eine gute Chance, mit dem Objekt seiner Begierde viele Jahre wertstabil glücklich zu sein. Die wichtigsten diktiert ohnehin schon der Hausverstand: 1. Kopf einschalten und nicht aus der Emotion heraus (weil die Farbe so schön ist ... etc.) kaufen. 2. Immer gemeinsam mit einem sachkundigen Experten (die jeweiligen Markenclubs helfen mit Informationen, Daten und Sachverstand meist gerne aus) zur Besichtigung gehen. 3. Vor dem Autoanschauen und der Probefahrt erst mal den verfügbaren Papierkram durchgehen: Denn anhand von Typenscheinen, Serviceheften, Reparaturnachweisen bzw. Rechnungen, Pickerlprüfberichten und anderen Dokumenten lässt sich die Historie eines gebrauchten Autos recht gut nachvollziehen. Fehlen diese Dinge, steigt die Chance, sich eine „geschminkte Leiche“ in die Garage zu holen, zum Quadrat. Am Ende ist so ein „Schnäppchen“ oft bei Weitem teurer als ein vermeintlich teures Auto in gutem Zustand. So ein Ding können sich nur begnadete Selberschrauber leisten ... Alle anderen müssen für teures Geld in die Werkstatt. Und bei den derzeitigen Kosten einer Mechanikerstunde gleicht selbst eine Teilrestaurierung sehr häufig einem wirtschaftlichen Bauchfleck.
Fazit: Wer sich vorher ausreichend Know-how anliest (es lebe das Internet), sich beim Besichtigen in Geduld übt und den Habenwollen-Reflex im Griff hat, hat gute Chancen, mit einem alten Auto glücklich zu werden. Und spätestens dann, wenn in China das Importverbot für „gebrauchte“ Fahrzeuge fällt und sich ein riesiger Markt für Klassiker öffnet, wird das Grinsen im Gesicht jener, die rechtzeitig zugeschlagen haben, hinter dem Lenkrad noch ein bisschen breiter. ck
- Der Blue Chip: Alte Porsche 911 sind wertbeständig und bei guter Fürsorge quasi nicht umzubringen. Die Zeit der Schnäppchen ist allerdings schon seit zehn Jahren vorbei. Preis: 55.000 Euro bis jenseits von Gut und Böse.
- Der Bulle von Stuttgart: Der spezielle Reiz der Über-E-Klasse liegt in ihrem Understatement. Außen Taxi, innen üppige Vollausstattung mit Materialien für die Ewigkeit samt 5.0-l-V8 aus dem SL. 326 PS reichen für jede Lebenslage. Rost kann ein Thema sein, die Motoren halten locker mehrere Hundertausend Kilometer. Die Preise für gute Exemplare heben gerade in den Bereich über 30.000 Euro ab.
- Der Erste seiner Art: Klassischer geht’s ja schon fast gar nicht mehr. Bayrische Power-Limousine BMW M5 (E 34) lehrte in den 1980ern jeden Sportwagen das Fürchten. Genialer Reihensechser mit 315 PS. Schwer zu finden, aber unfassbar spaßig.
- Gar nicht matt: Der jüngste in unserer Runde – der Ford Focus RS 500 – wurde 2010 nur kurz als Sondermodell gebaut. 350 PS werden auf die Vorderräder losgelassen. Ein irres Erlebnis mit Kult-Potenzial zum Sparpreis von ca. 40.000 Euro.