„Ethik ist unteilbar“
Univ.-Doz. Dr. Ernst Agneter, MBA, Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie, geschäftsführender Gesellschafter der Agneter PharmaConsulting GmbH und Chief Editor des österreichischen Gesundheitsökonomie-Journals „Ökonomie & Gesundheit“ im Wordrap
Für ein Medizinstudium und die Spezialisierung auf Pharmakologie und Toxikologie habe ich mich entschieden, weil ... Medizin für mich Wissenschaft bedeutet und Gott sei Dank keine „Heilkunst“ mehr. Und insbesondere in der Pharmakologie wird sichtbar, wie sehr Wissenschaft eine Auswirkung auf das Überleben und die Lebensqualität von Patienten hat.
Pharmaökonomie ist für mich, ... soferne die Reihenfolge in diesem Wort eingehalten wird, okay. Zuerst geht es um Pharmakologie und Gesundheit und dann in zweiter Linie um Ökonomie.
Ökonomie und Gesundheit sind ... etwas, das man nicht gegeneinander ausspielen darf. Ethik ist unteilbar und Menschenleben sind nicht wiederbeschaffbar.Für die Schnittpunkte zwischen Gesundheitswesen und Pharmaindustrie würde ich mir wünschen, dass ... diese nicht als Schnittpunkt, sondern als Bestandteil eines dem Patienten dienenden Gesamten gesehen werden.
Qualitätsmanagement in der Medizin ... kann vieles bewirken, wenn man dies zulässt und nicht als Werkzeug für Partikularinteressen missbraucht.
Was sich das Gesundheitswesen von der Pharmaindustrie abschauen kann (und umkehrt), ist ... die wissenschaftlich hochprofessionelle und hochqualifizierte Vorgangsweise bei der Analyse und Bewältigung von Aufgabenstellungen. Umgekehrt gibt es vieles und auch daraus kann man lernen.
Recht und Ethik in der Pharmakologie sind ... eine Verpflichtung für die in der Wissenschaft arbeitenden Menschen, aber nicht in der Wissenschaft – also der Pharmakologie als Fach – per se.
Ökonomisch ausgerichtete Verschreibungsrichtlinien können ... sparen, aber nur medizinisch ausgerichtete Verschreibungsrichtlinien können heilen.
Was ich in der aktuellen Gesundheitsreform vermisse, ist ... eine ehrliche und vor allem menschliche Art des Umgangs der Akteure miteinander, es sollten sich alle Proponenten für die Patienten genauso engagieren, wie für ihre Partikularinteressen.
Die wichtigsten Entwicklungen der Pharmakologie der letzten zehn Jahre ... sind jene, die von denjenigen Patienten benötigt werden, die gerade vor einem sitzen und mit denen man ihnen das Leben retten oder verlängern kann.
Für die kommenden zehn Jahre erhoffe ich mir, dass ... mithilfe der Medizin und der Gentechnik die Lebenserwartung und vor allem die Lebensqualität deutlich gesteigert werden können und dass die Solidarität im Gesundheitssystem wieder größer wird.
Von ELGA verspreche ich mir ... einen Anstoß zur Bewusstseinsbildung, wie wir in Zukunft mit Gesundheitsdaten umgehen (und das ist unabhängig von der Funktion derselben).
Zur Person
Nach dem Medizinstudium und der Assistenzarztausbildung in Wien absolvierte Ernst Agneter seine Facharztausbildung am Pharmakologischen Institut der Universität Wien, die er 1996 abschloss. Im Jahr 2000 erhielt er die Lehrbefugnis als Universitätsdozent für Pharmakologie und Toxikologie, 2004 schloss er den Master of Business Administration im Bereich Health Service Management ab. Agneter war als Medical und
Marketing Direktor in einem internationalen Pharmaunternehmen sowie als externer Gutachter des Bundesministeriums für soziale Sicherheit und Generationen tätig, war Mitglied der von Österreich benannten EMEA-Experten sowie Fachgutachter im Bereich Arzneimittelzulassung und Universitätsassistent am Pharmakologischen Institut. Er war unter anderem 2000 bis 2004 Vorsitzender des Fachausschusses für
Forschung und Entwicklung der PHARMIG und des Fachausschusses für Gesundheitsökonomie und Kassenerstattung und Mitglied und Vorsitzender der Jury „Life Sciences Vienna“.
Heute ist er geschäftsführender Gesellschafter der Agneter PharmaConsulting GmbH, die 2001 mit den Schwerpunkten Erstellung präklinischer und klinischer Expert Reports, Evaluierung von Arzneimitteln sowie Preisbildung und Erstattung von Arzneispezialitäten gegründet wurde. Agneter leitet den Fachausschuss für Gesundheitsökonomie und Erstattung der PHARMIG, ist Vorstandsmitglied der Karl Landsteiner Gesellschaft und Chief Editor des österreichischen Gesundheitsökonomie-Journals „Ökonomie & Gesundheit“ (Recht der Medizin im Manz Verlag).
www.pharmaconsulting.at