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Erfolgreich durch Themenschwerpunkte

Neben einer guten Lage und exakten Kostenschätzung kann unter anderem die Wahl eines thematischen Schwerpunktes hilfreich für den Erfolg einer Ordinationsgründung sein. Chancen ergeben sich etwa im Bereich der Prävention.


Für viele Ärzte ist es ein großer und bedeutender Schritt: Die Gründung der ersten eigenen Ordination. Doch nicht immer gelingt dieses Vorhaben einwandfrei. Eine sorgfältige Planung und überlegte Herangehensweise können hier etwaige Hürden aus dem Weg räumen. „Ganz am Anfang sollte die einfache Überlegung stehen, ob die zukünftige Praxis alleine oder als Gruppenpraxis mit einem oder mehreren Geschäftspartnern betrieben wird. Auch ob die Ordination hauptberuflich oder neben einer Tätigkeit im Spital geführt wird, muss geklärt sein“, so Eva Pöschl, Spezialistin für Ordinationseinrichtung und Geschäftsführerin von Pöschlmed.

Lage maßgebend

Bei der Auswahl einer geeigneten Ordination sollte vor allem auf die Lage geachtet werden. Diese ist laut Sanierungsexpertin Michaela Gruber ebenso wichtig wie die räumliche Aufteilung: „Optimal befindet sich die potenzielle neue Ordination in einem Ärztehaus oder in der Nähe eines Ärztezentrums mit guter Infrastruktur und Verkehrsanbindung. Im direkten Umfeld sollte es sowohl eine Apotheke als auch genügend Parkplätze geben.“ Zu bedenken gilt, dass die Ordination barrierefrei zugänglich sein muss und im Idealfall daher im Erdgeschoss liegt. Ist dies nicht möglich, sollte das erste oder das zweite Stockwerk gewählt werden. Die Expertin rät, vor Beginn der Umbauarbeiten Kontakt mit der Behindertenbehörde und dem Arbeitsinspektorat aufzunehmen. Denn für das Einrichten einer Ordination müssen räumliche Grundvoraussetzungen gegeben sein. So müssen etwa die Arbeitsräume in der Ordination eine vorgeschriebene Raumhöhe von 280 Zentimetern erfüllen, die Eingangstür muss sich nach außen öffnen lassen und pro 30 m2 Ordinationsfläche muss ein Parkplatz vorhanden sein. Behindertenparkplätze müssen individuell mit der Behörde geklärt werden. „Kommt es zu einer Nutzungsänderung, weil etwa eine Wohnung zu einer Ordination umfunktioniert werden soll, muss diese umgewidmet werden. Dazu wird Kontakt mit der Baubehörde aufgenommen und ein Umwidmungsplan erstellt. Mit diesem Plan müssen allerdings die Eigentümer des ganzen Hauses einverstanden sein“, erklärt Gruber.

Alle Anschlüsse bedenken

Sobald die passenden Räumlichkeiten gefunden und eine eventuelle Umwidmung durchgeführt wurde, wird vom Planer ein Vorentwurf und ein funktionelles Raumkonzept entwickelt. Dieses sollte alle medizintechnischen Anschlüsse beinhalten, um einen ordentlichen Ordinationsablauf zu ermöglichen. Dieses Konzept dient als eine Art Fahrplan für den kommenden Aus- oder Umbau und sollte unbedingt auch die Fixkosten enthalten, um die Frage nach der Kostenübernahme im Vorfeld zu klären. Ein besonders heikles Thema kann das der Wasseranschlüsse sein, wie Pöschl erklärt. Denn neben den Elektroanschlüssen und Stromkreisen müssen auch die Installationsanschlüsse für Wasser und die Sanitäranlagen fixiert werden. „Wichtig ist es hierbei abzuwiegen, wo im späteren Ordinationsbetrieb wirklich Wasser benötigt wird. Außerdem muss geklärt werden, ob es getrennte Sanitäranlagen für Arzt und Mitarbeiter geben soll. Auch an ein behindertengerechtes WC muss an dieser Stelle gedacht werden, oftmals sind dazu Umbauarbeiten nötig“, so Pöschl. Wird zu einem späteren Zeitpunkt festgestellt, dass Anschlüsse fehlen, kann die Nachrüstung von Elektroinstallationen und Wasserleitungen enorme Kosten verursachen. Erst wenn die gesamten Investitionskosten und der Grundriss mit allen Anschlüssen festgelegt sind, sollte daher der Mietvertrag unterzeichnet werden. Die Expertin empfiehlt, den fertigen Mietvertrag von der zuständigen Rechtsabteilung der Österreichischen Ärztekammer überprüfen zu lassen. „Auf keinen Fall darf ein Vorvertrag unterschrieben werden! Zuerst müssen auf jeden Fall der Grundriss und die Kosten fixiert sein, sonst drohen hohe Investitionen“, so Pöschl. Dabei sollte der Arzt auf einen unbefristeten Mietvertrag achten, der ihn aber nicht länger als drei bis fünf Jahre an die Immobilie bindet. Von Bindungen, die darüber hinausgehen, rät die Spezialistin ab.

Schwerpunkt setzen

Grundsätzlich wird das Wohlfühlambiente in Ordinationen immer wichtiger. Die Patienten sollen sich entspannen und wohlfühlen können. Einem bestimmten Trend nachzujagen, lehnt Pöschl aber ab: „Das Design der Ordination soll in erster Linie der Immobilie, der Umgebung, der Architektur und natürlich dem Arzt und seinem Fach per se angepasst werden.“ Einen neuen Trend meint die Spezialistin im Zusammenschluss vieler Ärzte zu kleinen Versorgungszentren und Gruppenpraxen zu erkennen. Diesbezüglich rät Pöschl, einen Themenschwerpunkt in der Ordination zu setzen, um eine gewisse Klientel an Patienten anzuziehen. Im Bereich der Gynäkologie könnte so ein Schwerpunkt etwa ein Brustzentrum sein. Ein besonderer Trend geht hier in die präventive Richtung, wie Pöschl erklärt: „Ich empfehle Ärzten, die eine Ordination gründen, sich nicht nur auf Krankheit, sondern auch auf Prävention einzustellen. Gerade in Gruppenpraxen kann so etwas sehr gut gelingen.“ Stressexperte Dr. Philip Janda betreibt bereits eine Praxis mit Schwerpunkt Prävention und Stressbelastung in München und bestätigt diesen Trend: „Prävention wird gesundheitspolitisch stark diskutiert, weil man glaubt, damit Kosten sparen zu können. Es werden zukünftig wahrscheinlich mehr Kassenleistungen im präventiven Bereich übernommen werden. Hier sehe ich gute Chancen für Ärzte, die sich als Neugründer orientieren.“ Janda bietet sein Konzept interessierten Ärzten zur Übernahme an.         bo

In zehn Schritten zur Ordination

  1. Einzel-, Gemeinschafts- oder Gruppenpraxis
  2. Praxiskonzept mit Schwerpunkt
  3. Lage ist ebenso wichtig wie Infrastruktur – Verkehrsanbindung, Apotheke, Parkplätze, etc.
  4. Nutzungsänderung: Umwidmung berücksichtigen
  5. Grundrissplanung/schlüssiges Raumkonzept: inklusive allen Anschlüssen und Installationen als Beilage für Miet- bzw. Kaufvertrag
  6. Investitionskosten und Ausbau-  bzw. Sanierungskosten: Kostenübernahme zwischen Eigentümer bzw. Mieter festlegen
  7. Mit den gesamten Kosten zum Steuerberater
  8. Finanzierung klären
  9. Behördengänge berücksichtigen: Baubehörde, Behindertenbehörde, Arbeitsinspektorat etc.
  10. Für die Umsetzung zeitlichen Ablauf- und Bauzeitplan anfordern