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Erfolg: Glück oder Planung?

Kennzahlen und Betriebsvergleiche sind Controllinginstrumente, die helfen, Auskunft über die Leistungsfähigkeit der Ordination zu geben. Verlässliche Information soll helfen, Äpfel auch wirklich mit Äpfeln zu vergleichen.


„Der Markt für Ärzte ändert sich sehr rasch und es ist wichtig, diese Zahlen richtig zu interpretieren und aufzuzeigen, wo Effizienz verbessert werden kann.“ – Dr. Michael A. Klinger, SFÄ Steuerberatung für Ärzte

Sich mit anderen zu messen spielt nicht nur im Sport eine wichtige Rolle. Gerade bei der Führung eines Betriebes reicht es aber oft nicht, nur die eigenen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz/Patienten oder Personalkosten/Patienten zu kennen. Um wirklich zu wissen, wie eine Ordination im Mitbewerb einzuordnen ist, brauchen Ärzte Daten und Fakten, die es erlauben, den eigenen Betrieb mit Ordinationen der gleichen Fachrichtung zu vergleichen.

Wie gut bin ich?

Die Frage „Wie leistungsfähig ist meine Ordination?“ kann erst umfassend und aussagekräftig beantwortet werden, wenn Daten der Branche, der wichtigsten Mitbewerber oder der Betriebe gleicher Größe und gleichen Faches miteinander verglichen werden und in eine Analyse auch die Besonderheiten der eigenen Firmengeschichte einfließen. „Auch der Markt für Ärzte ändert sich sehr rasch und hier ist es wichtig, diese Zahlen richtig zu interpretieren und aufzuzeigen, wo Effizienz verbessert werden kann“, erklärt Steuerberater Dr. Michael A. Klinger von SFÄ Steuerberatung für Ärzte. Die Gruppe der Steuerberater vertritt rund 1.000 Ärzte in Österreich und hat damit eine Datengrundlage geschaffen, die es möglich macht, für jeden einzelnen Klienten wertvolle Kennzahlen zu errechnen. „Wir haben Jahresabschlüsse von Ärzten anonym in unsere Datenbank eingegeben. Die Datenbank wächst von Jahr zu Jahr und damit können wir immer präzisere Vergleiche liefern. Ordinationen können im Hinblick auf unterschiedliche Parameter verglichen werden, wie etwa bei Umsatz, Gewinn, Personalkosten, Praxisbedarf, Miete, Zinsen oder Schulden“, erklärt Klinger. Es nützt aber wenig, die Ordination eines Gynäkologen in der Stadt mit der eines Allgemeinmediziners auf dem Land zu vergleichen. Und nicht jedes Unternehmen hat eine idente Geschichte: Wurde bei dem einen viel investiert, renoviert oder aufgrund neuer Leistungen neues Personal eingestellt, hat sich bei dem anderen – etwa weil ein Wohnblock mit mehreren 100 Mietern nebenan errichtet wurde – das Einzugsgebiet plötzlich vervielfacht – und schon ist die Vergleichbarkeit nicht mehr gegeben. Experten können hier helfen, die Basis herauszufinden und diese „Verzerrungen“ entsprechend zu bewerten.

Aussagekräftige Werte

Über acht Monate hinweg hat SFÄ nun rund 900 Jahresabschlüsse in folgenden Kategorien analysiert: Allgemeinmediziner, Zahnmediziner und 13 Fachärzte – alle jeweils mit und ohne Kassenvertrag. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Bilanz- oder Unternehmensanalyse bezogen auf das eigene Unternehmen ist damit eine Reihe von Spielarten möglich geworden, die weit mehr über die Leistungsfähigkeit der eigenen Ordination aussagen. Die Analyse beinhaltet Daten nach Bundesländern, österreichweit oder nach Umsatz/Kosten/Gewinn über die Jahre 2007 bis 2010. Weiters wurden Kennzahlen ermittelt, wie etwa der Anteil der Kosten am Umsatz, Cashflow oder das Finanzierungsverhalten. Betrachtet wird in der einzelnen Ordination der Umsatz, die Umsatzrentabilität, der Praxisbedarf, die Personalintensität, die Zahl der Dienstnehmer im Schnitt, Mieten/Leasing, sonstiger Betriebsaufwand, Abschreibungen, Finanzierungskosten, Gewinn vor Steuern, Cashflow, Umsatz je Arbeitsstunde oder Praxisschulden.

Abweichung als Denkanstoß

Ziel jeder Unternehmensführung ist es, Gewinn zu machen und diesen Gewinn nicht nur zufällig, ab und zu oder kurzfristig zu lukrieren, sondern damit ein stabiles und nachhaltiges Wachstum zu sichern. Der Gewinn ist demnach eine Maßzahl, wie gut es einem Arzt gelungen ist, seine Ordination zu führen und wie wirtschaftlich erfolgreich im Team gearbeitet wird. Wird diese Gewinnkennzahl nun näher betrachtet, ergibt sich daraus eine Reihe weiterer Kennzahlen, die ein sehr klares Bild zeichnen, in welche Richtung das Ruder zu drehen ist, um auf Kurs zu bleiben. So kann etwa der Gewinn in mehrere Perioden aufgesplittet werden und einen guten Vergleich zwischen Monaten oder Quartalen ermöglichen. Eine Reihe weiterer aufschlussreicher Aussagen lässt sich von Kennzahlen machen, die aus der Gewinn- und Verlustrechnung abzulesen sind: So etwa der Gewinn in Abhängigkeit vom Umsatz, das Personal in Abhängigkeit vom Umsatz oder die Kosten bezogen auf den Umsatz.
Nach der Analyse dieser Daten im Hinblick auf die eigene Ordination wird mittels Ampelschema rasch deutlich, woran es krankt und wie sich die eigene Betriebsentwicklung darstellt. „Wir haben Bandbreiten festgelegt, sobald sich Zahlen außerhalb dieser Bandbreite bewegen, macht ein rotes Licht darauf aufmerksam, dass hier näher hinzuschauen ist“, beschreibt Klinger die Vorgangsweise. Ein Großteil der Betriebe liegt innerhalb dieser Norm, doch selbst wenn hier der Hinweis kommt, dass die Personalkosten zu hoch oder der Umsatz zu niedrig seien, ist das immer noch kein Grund zur Sorge, denn: Die Zahlen müssen immer im Lichte der eigenen Entwicklung gesehen werden. Dann lohnt sich aber auf alle Fälle das Hinterfragen der Ergebnisse: Warum kommt es zu Abweichungen, welche Erklärung gibt es und besteht der Wunsch, daran etwas zu ändern.

Was ein Betriebsvergleich bieten kann

  • eine generelle Branchenübersicht
  • erhöhte Kostentransparenz
  • aussagekräftige Kennzahlen
  • Vergleichswerte mit anderen Ordinationen
  • die Basis für Optimierung
  • eine Dokumentation gegenüber Externen