< vorhergehender Beitrag

Einfamilienhäuser stark nachgefragt

Sowohl in Kärnten als auch der Steiermark lebt man gern unter seinem eigenen Dach. Bei Top-Häusern und Top-Wohnungen haben sich die Preise deutlich eingebremst.


In dieser Architektenvilla in Deutschlandsberg im Ortsteil Sulz besticht das Erdgeschoß durch den schönen offenen Wohn-, Ess- und Kochbereich. Abgerundet wird dieser Wohnbereich durch die über zwei Geschoße führende Glasfront und den offenen Kamin zwischen dem Wohn-und Essbereich. Vom Wohnzimmer aus erreicht man die Terrasse mit beheizbarem Swimmingpool. Im Obergeschoß befinden sich die Schlafräume mit Schrankraum und Badezimmer/WC, Wellness-Oase mit Whirlpool, Sauna und Dusche. Foto: strabag

„Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen von Eigennutzern ist gut, wobei sie in Graz besser ist als in Graz-Umgebung“, sagt Alois Marchel, Geschäftsführer von RE/MAX Classic mit Immobilienbüros in Graz und Gleisdorf. Die Wertsteigerung in dieser Kategorie bewegt sich rund um den Verbraucherpreisindex, wobei „derzeit keine größeren Preisanstiege zu erwarten sind“. Generell sind Angebot und Nachfrage ausgewogener als im vergangenen Jahr, bei gepflegten Wohnungen in guten Lagen ortet Marchel ein zu geringes Angebot. Besonders begehrte Wohngegenden sind aufgrund der universitären Einrichtungen und der Infrastruktur die Bezirke Geidorf, St. Peter, Waltendorf und Eggenberg. Neue bzw. neuwertige kleinere Mietwohnungen sind – im Gegensatz zu durchschnittlichen bzw. großen Wohnungen – einfacher zu vermieten.

Begehrte Lagen

Bei Einfamilienhäusern herrscht in Graz und Umgebung weiterhin eine gute Nachfrage. „Gerade im Süden von Graz, also im Raum Fernitz, Hausmannstätten, Unterprem­stätten und Hart, sind wegen der ausgezeichneten Verkehrsanbindung, den Arbeitsplätzen und Infrastruktur-Einrichtungen Einfamilienhäuser im Trend“, sagt Marchel. Im Norden von Graz zählen Judendorf-Straß­engel und Frohnleiten zu den begehrten Gemeindegebieten. Im steirischen Ennstal besteht – wie in den vergangenen Jahren – eine besonders gute Nachfrage nach Einfamilienhäusern in der Preisklasse von 150.000 bis 200.000 Euro. „Dies ist der gefragteste Immobilientyp, jedoch ist das Angebot sehr begrenzt“, so Immobilienmakler Gerhard Zechmann aus Liezen. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen ist seiner Ansicht nach differenziert zu sehen: „In den Städten ist die Nachfrage sehr stark, während sie in den kleineren Orten am Land weit geringer ist. Die Neubautätigkeit in Schladming ist leider rückläufig.“

Wohnen, Urlaub und Geldanlage

Einer der wenigen, der baut, ist Georg Poppmaier von der Grazer Alpenrock Bauträger GmbH. Poppmaier realisierte ein Anlageprojekt um 8,5 Millionen Euro mit 24 Apartments in Schladming-Rohrmoos. Das Eigentumsmodell erlaube eine Verbindung aus Wohnen, Urlaub und Anlagemodell. Ist der Eigentümer nicht vor Ort, kann vermietet werden. „Renditen bis zu sechs Prozent sind zu erzielen.“ Österreicher reagieren noch zurückhaltend, eingekauft haben sich vor allem Holländer, Engländer und Slowaken. In Graz, wo Poppmaier ebenfalls tätig ist, werden die Top-Lagen zunehmend zum Problem. „Wer mit Penthouses und Top-Lagen in den oberen Etagen die unteren Stockwerke finanzieren will, weiß mittlerweile: Die Top-Lagen werden nicht gekauft.“ Das hat Auswirkungen auf die Preise für nachgereihte Wohnungen: „Leistbar werden Zentrumswohnungen immer weniger.“

Dem leistbaren Wohnen hat man sich im neu entstehenden Stadtteil Reininghaus verschrieben. Schon in ein paar Jahren wird der neue Stadtteil Graz-Reininghaus Lebensmittelpunkt für 15.000 Menschen sein, die hier wohnen, leben und auch arbeiten werden. Auf den 18 Quartieren der einzelnen Entwickler entsteht ein kluger und attraktiver Nutzungsmix, der den persönlichen Anforderungen der Bewohner gerecht wird.  
Das 52 Hektar große Reininghaus-Areal lässt zudem viele verschiedene Realisierungen von Grün- und Freiraum zu, die allerdings, wie der gesamte Entwicklungsprozess, einer Vorgabe zu folgen haben: möglichst vielfältige Funktionalität und allgemeine Offenheit und Zugänglichkeit. So soll Graz-Reininghaus zu einem der attraktivsten Teile der Stadt Graz werden.

Dorfcharakter im Stadtzentrum

Da ist man im Wohnpark Graz-Gösting von Werner Gröbl und Karin Gutschi schon einen wesentlichen Schritt weiter. Im Juni wird der Hauptplatz des Wohnparks fertiggestellt. Das ist ein wichtiger Meilenstein für den einzigartigen Dorfcharakter der Anlage. Zur gleichen Zeit wird auch der rustikale Weinkeller eröffnet, eine liebevoll renovierte Erinnerung an die einst hier ansässige Sektkellerei. Wie auch der Veranstaltungssaal steht der Weinkeller der öffentlichen Nutzung zur Verfügung. Was die Wohnungen angeht, macht das Projekt 2016 einen Quantensprung. Es werden ab Juni und bis Ende des Jahres vier ganze Häuser und damit rund 120 Wohnungen übergeben. Von den nun insgesamt 170 Wohnungen sind nur noch 37 Stück zu haben. „Der Verkauf läuft noch besser als gedacht“, bestätigt Werner Gröbl: „Wir hatten eine gesamte Umsetzungszeit von sieben Jahren geplant, wie es nun ausschaut, wird es eher maximal fünf Jahre dauern. Das heißt, in zwei Jahren sollte unser komplettes Dorf Wohnpark Graz-Gösting fertig sein.“
Doris Scarpatetti-Matheis, Immobilienmaklerin in Velden, berichtet von weniger Transaktionen bei Kärntner Luxus- und Ferienwohnsitzen im Jahr 2015. „Die Kunden sind vor allem beim Kauf von Ferienimmobilien kritischer geworden und blicken auch vermehrt auf die Betriebskosten“, erläutert Scarpatetti-Matheis. Potente Käufer, die um 700.000 Euro und mehr Immobilien kaufen wollen, investieren jetzt vermehrt in zwei bis drei Wohnungen, die durch die Vermietung entsprechende Renditen bringen. „Generell ist der Verkauf von Ein- und Mehrfamilienhäusern ab 400.000 Euro noch immer gut, aber es dauert etwas länger, selbst in einigermaßen guten Lagen.“ Die Preise für neue Eigentumswohnungen bewegen sich – lageabhängig – zwischen 3.000 und 4.000 Euro pro Quadratmeter.

Überzogene Preisvorstellungen

In Klagenfurt herrscht aktuell ein großes Wohnungsangebot. Bei Neubau-Eigentumswohnungen ist in der Landeshauptstadt mit rund 3.000 Euro pro Quadratmeter zu rechnen. Die Immobilien-Expertin merkt an, dass derzeit viele Verkäufer aufgrund der Angebotspreise im Internet zu hohe Preisvorstellungen haben: „Die Preisvorstellungen der Kunden sind häufig um 20 bis 25 Prozent und auch mehr überzogen, liegen also weit über dem, was dann tatsächlich auch erzielt werden kann.“ Die Käufer kommen im Luxusbereich überwiegend aus Österreich, gefolgt von Deutschland und Italien. Unter den Käufern von Eigentumswohnungen mit rund 70 Quadratmetern und einem Kaufpreis von bis zu 200.000 Euro, finden sich weiterhin vor allem Österreicher, die einen Ferienwohnsitz erstehen, aber auch Italiener und Deutsche, „die in Kärnten ihren Ruhestand verbringen wollen, also dort, wo sie auf Urlaub waren“.
„Die Nachfrage nach sehr guten Lagen und vor allem nach Seeliegenschaften in 1A-Lagen ist unvermindert extrem stark“, sagt Scarpatetti-Matheis. Die Preise für Seewohnungen am Wörthersee bewegen sich bei exklusiven Neubauten zwischen 9.000 und 11.000 Euro pro Quadratmeter. Die Immobilien-Expertin gibt für den Faaker See durchschnittliche Wohnungspreise von 300.000 bis 500.000 Euro an, während für den Wörthersee mit rund 800.000 Euro zu rechnen ist. Angezogen haben auch die Preise am Ossiacher See. mn

Steiermark – Prognose 2016

Steirische Eigentumswohnungen in Top-Lagen sollen nach den Prognosen der RE/MAX-Experten um 4,1 Prozent im Wert steigen, jene am Stadtrand um 2,4 Prozent, wohingegen jene in Landgemeinden bei -0,9 Prozent stagnieren. Einfamilienhäuser werden aufgrund der guten Nachfrage um +3,9 % zulegen. Steirische Mietwohnungssuchende hingegen werden sich freuen. Die Preisentwicklung für frei vereinbarte Mietzinse bleibt moderat: mit einem leichten Plus von 2,6 Prozent in Top-Lagen, 0,5 am Stadtrand und in den Landgemeinden sogar -0,9 Prozent.

Kärnten – Prognose 2016

Generell steigende Immobiliennachfrage (1,9 Prozent), aber auch ein wesentlich stärker steigendes Immobilienangebot (+3,0 %) werden die Kärntner Immobilienpreise mit minus 0,8 Prozent unter Druck bringen. Einfamilienhäuser sollen – aufgrund einer wesentlich größeren Nachfrage (+5,3 Prozent) als 2015 – um 2,0 Prozent im Preis steigen. Für Eigentumswohnungen in Top-Lagen wird ein Plus von 5,1 Prozent prognostiziert, dagegen werden Eigentumswohnungen in Landgemeinden um 6,8 Prozent verlieren, wohl ein Indiz für Abwanderungstendenzen vom Land in die Stadt. Stadtrand-Wohnungen liegen mit der Preisdynamik dazwischen, nämlich bei 3,4 Prozent.