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Eigenheim trotz Innenstadt

Auf sparsamer Grundfläche liegt die Großzügigkeit in der Vertikalen. Lichthöfe, Atrien und Dachterrassen bieten Einblick, geschützte Bezüge ins Freie.


Unter dem Namen „frei:raum21“ entstehen in der Floridsdorfer Karl-Nieschlag-Gasse 140 freifinanzierte Eigentumswohnungen zwischen 54 und 82 Quadratmetern, die Einheiten werden zwei bis vier Zimmer haben und jede der Wohnungen wird über einen Balkon oder eine Terrasse mit Eigengarten verfügen. Das gesamte Projekt ist besonders grün angelegt – neben den vielen Freiflächen, Relaxzonen und einem Jugend- und Kinderspielplatz ist auch eine Dachterrasse mit einem Urban-Gardening-Bereich geplant. Foto: buwog

Ein neuer Trend bietet eine Alternative zum Haus mit Garten im Speckgürtel einer Stadt oder zur innerstädtischen Wohnung mit Balkon oder Loggia: das Townhouse. Es ist ein Konzept, das unterschiedlichen Ansprüchen gerecht wird. Es vereint innerstädtisches Leben mit dem Prinzip Eigenheim. Bei Townhouses handelt es sich um meist mehrgeschossige Häuser mit einem Kellergeschoss. Sie sind jedoch mehr als verdichtete Reihenhäuser in einem innerstädtischen Kontext. Während ihre historischen Vorläufer aus dem frühen 20. Jahrhundert unscheinbar waren, wollen die aktuellen Bauprojekte weg vom Einheitsimage ihrer Vorstadtpendants. Moderne Townhouses orientieren sich an Lofts oder Ateliers. Gefragt sind offene und helle Ambiente durch möglichst bodentiefe Fensterfronten sowie eine hochwertige Ausstattung. Der Traum von der häuslichen Idylle, der Wunsch nach eigenen vier Wänden mit Garten und Garage, das Erbe der Vorstadt wird so auch für Stadtbewohner greifbar. Meist bilden mehrere Townhouses eine dörfliche Struktur, es gibt gemeinsame Räume, die sich die Bewohner teilen, einen Spielplatz, die Straße ist verkehrsberuhigt oder gleich autofrei. Townhouses bieten damit alle Vorteile von Ruhe und Komfort, die ein Häuschen im Grünen auch bietet, mit dem Unterschied, dass auch hier die Wege zu Arbeit und Freizeitvergnügen kurz sind.
Stadthäuser sind Stadtbausteine für Hinterhöfe, Zwischenräume und Nachverdichtungen. Auf sparsamer Grundfläche liegt die Großzügigkeit in der Vertikalen. Lichthöfe, Atrien und Dachterrassen bieten Einblick, geschützte Bezüge ins Freie. Brach- und Restflächen, Baulücken oder Innenhöfe, einst gewerblich oder ehemals militärisch genutzte Gebiete werden so zu attraktiven Baugrundstücken.
Sicher sind Townhouses kein städtebauliches Allheilmittel. In dichtbebauten Städten wie Wien, Innsbruck oder Salzburg liegen die Bodenpreise so hoch, dass die wenigen Baulücken mit Stadthäusern zu gering ausgenutzt würden. Der Geschosswohnungsbau ist zudem für Investoren viel rentabler. Doch schon heute sind die Großstädte vom sprichwörtlichen „Speckgürtel“ umgeben. Sollen diese nicht endlos ausufern, könnten bei dem zu erwartenden Wachstum der Metropolen Stadthäuser eine Lösung sein, Menschen in den Zentren zu halten oder den Rückzug in die Zentren zu forcieren. Das ist nicht nur ökologisch vernünftig, da es den Pendlerverkehr verringert. Es ist auch ökonomisch sinnvoll, da die Städte die teure Infrastruktur für die Vorortsiedlungen sparen könnten – und vor allem: Es bringt das entscheidende Mehr an Lebensqualität. Inmitten städtischer Dichte wird das Wohnen über mehrere Geschosse, eine eigener Eingang, der direkte Bezug zum privaten Außenraum als besondere Qualität erlebt.

Luxus trifft Exklusivität

Eines der besonders erfolgreichen Projekte ist die „Pfarrwiesengasse 23“: In Wien 19 entstehen bis Frühjahr 2017 sieben Stadtvillen mit drei bis fünf Zimmern und Eigentumswohnungen, die sich in Zwei- bis Vier-Zimmer-Apartments und -Maisonetten aufgliedern. Jede Wohnung verfügt über eine sonnige Terrasse, einen Balkon, eine Loggia oder einen Eigengarten. Die sieben Stadtvillen neben dem Apartmenthaus verfügen alle über Eigengärten mit großer Terrasse, genauso wie über stilvolle Dachterrassen und eigene private Zugänge auf dem Gelände. Diese Townhouses, die die BUWOG in den Kategorien „Luxury“ und „Exklusive“ errichtet, bieten Wohnflächen bis 230 Quadratmeter. Aber es sind die Extras, die dieses Projekt auszeichnen: So wird ein Concierge im Eingangsbereich des Apartmenthauses für eine Fülle an Services zur Verfügung stehen. Ein Außenpool, ein Fitnessraum sowie ein Spa- und Wellnessbereich sind ebenso Teil des Wohnkonzepts wie ein Multimedia & Entertainment Room, in dem sich die Bewohner zu gemeinsamen Filmabenden treffen können. Hundebesitzern wird mit der in der Anlage integrierten „Doggy Wash Station“ die Pflege ihres vierbeinigen Lieblings leicht gemacht.

Alte Substanz neu nutzen

Die dichte Bebauung, gerade in Großstädten, lässt aber nicht endlos viel Platz für Neubauprojekte. Umnutzung oder Erweiterung alter Bausubstanz lautet die Devise. Das dafür auf höchstem Niveau. Historische Bausubstanz, wie ein altes Palais beim Projekt „Palais Wessely“ oder wie beim Projekt „Der Rosenhügel“ auf dem Gelände der alten Filmstudios, gepaart mit einem Schuss Exklusivität, darauf setzen die Stadtplaner ebenso wie das Wohnen am Wasser. Ein alter, aber aktuell neu interpretierter Luxustrend. Wenn es kein See sein kann, dann eben ein Fluss, und sei es ein Bach, wie die Liesing („ParkFlats 23“ oder „Rivus – Wohnen am Liesingbach“) oder der Wienfluss („Wohnen an der Wien“), der zwar Fluss heißt, wohl aber eher die Bezeichnung Bach verdienen dürfte.
Diese Areale erobert sich eine gehobene Gesellschaftsschicht, die früher gerne im Speckgürtel gewohnt hätte, die aber den tagtäglichen Stau auf den Ein- bzw. Ausfahrtsrouten leid ist. Dazu gehören auch zunehmend ältere Menschen, die den Anschluss an die kulturellen und sozialen Angebote der Stadt nicht verlieren wollen. Dafür verkaufen einige sogar ihre Häuschen im Grünen, die wiederum von „Stadtflüchtlingen“ stark nachgefragt werden.
Das Wohnprojekt „Der Rosenhügel“ schafft mit freifinanzierten Eigentumswohnungen, Nahversorger Markt und attraktiven Grünflächen ein neues lebendiges Stadtquartier mit hoher Wohnqualität und vielfältigem Angebot. Auf der Liegenschaft der ehemaligen Filmstadt Wien wird als Ergebnis eines Architekturwettbewerbs ein Wohnbauprojekt der Architekten Berger+Parkkinen & Christoph Lechner sowie des Pariser Architekten Beckmann/N´Thepe, umgesetzt. In einem parkartigen Areal werden sieben Stadtvillen so situiert, dass der grüne Westhang des Rosenhügels durch das Projektareal bis hin zur Speisinger Straße verlängert wird. Sämtliche Wohnungen werden entweder über großzügige Terrassen oder Eigengärten verfügen. Der Pkw-Verkehr wird gänzlich in die Tiefgarage verlagert. Somit werden die zukünftigen Bewohner des Rosenhügels in einer grünen Oase und einer der beliebtesten Wohngegenden Wiens leben, ohne die Vorteile der Stadt missen zu müssen.
Beim Projekt „Palais Wessely“ werden das bestandsfreie Palais Wessely und das hofseitige Bürogebäude unter Wahrung der historischen Substanz in hochwertige Wohnungen umgewandelt und in ihren ursprünglichen Zweck als Wohngebäude mit einer bemerkenswerten Ausstrahlung zurückgeführt. Es entstehen insgesamt 22 Einheiten mit Wohnflächen bis 267 Quadratmeter. Hofseitig und am Dach des Palais erhalten die Wohnungen Loggienvorbauten, große Balkone und ausgedehnte Terrassenflächen. Der parkähnliche Garten verleiht dem Projekt das gewisse Etwas.

Baulicher Hintergrund: die Gründerzeit

Doch auch in den Landeshauptstädten ist der Trend angekommen. In Geidorf – einem der attraktivsten Bezirke in Graz – ist es nicht nur die moderne Architektur, die die „Rosenhöfe“ zu etwas Besonderem macht. Es ist vor allem auch die Idee des Gründerzeitbaus, die hier aufgegriffen wurde und das Bauprojekt sowohl thematisch als auch gestalterisch auf gelungene Weise in den Bezirk Geidorf einbindet. So verstehen sich die beiden neuen Wohnhäuser als Vervollständigung der teils gründerzeitlichen Bebauung sowie der städtebaulichen Struktur des Rosenberggürtels.
Das Prinzip Townhouse wird klar umgesetzt. Eine Abgrenzung vom öffentlichen Straßenraum zum privaten Hofraum sowie eine hochwertige Gestaltung der Vorzone mit Hecken, Zaunfragmenten und einem Brunnen tragen dem baulichen Hintergrund der Gründerzeit Rechnung. Ebenso die repräsentative Eingangshalle, in der sich klassische Elemente wie ein diagonal verlegter Boden aus schwarzen und weißen Platten sowie eine halbhohe Wandverkleidung wiederfinden. Auch die Fassade bleibt der Thematik treu: Streng gegliedert, aber in der Tiefe strukturiert, hält sie sich in Gestaltung und Farbgebung dezent zurück und begeistert mit eleganter Zeitlosigkeit.
Wechselseitig vorspringende, großflächig verglaste Erker als Ecklösung des Gebäudes ermöglichen einen freien Ausblick auf den Straßenraum. Ganz anders im Hofinneren: Hier stehen großzügige Grünflächen sowie die Nutzung der angebotenen Freiräume im Vordergrund. Die unregelmäßigen Vorsprünge lassen geschützte Außenbereiche entstehen, während die Loggien als zusätzliche Wohnräume in den Sommermonaten genutzt werden können. Die Verbindung zwischen Wohn- und Grünraum wird dabei durch großzügige Verglasungen erreicht, die für viel Licht und eine angenehme Atmosphäre sorgen. mn