Die Zukunft des Lichts
Was im Gewerbebau längst Standard ist, hält auch in Arztpraxen immer häufiger Einzug. LED-Leuchten sind ökonomisch wie ökologisch sinnvoll. Ob sie derzeit schon alle individuellen Bedürfnisse abdecken können, sollten Ärzte im Vorfeld abklären.
Nicht nur der Aspekt der Dekoration und Optik, sondern auch Funktionalität und Lichtstärke sind bei der passenden Beleuchtung von Räumen zu berücksichtigen. Was für den privaten Wohn- und Wohlfühlbereich zutrifft, gilt für den funktionalen Geschäftsraum umso mehr. Für Arztpraxen ist Licht somit maximal an zweiter Stelle ein Designthema. Das Hauptaugenmerk bei der Planung der richtigen Beleuchtung gilt den medizinischen Anforderungen. Aber auch ökonomische Überlegungen sind für den Unternehmer Arzt von wesentlicher Bedeutung.
Mit dem Siegeszug der LED-Technologie ist viel frischer Wind in die Beleuchtungslandschaft gekommen. Sie ist dadurch vielfältiger, bunter und facettenreicher – gleichzeitig aber auch komplexer und unübersichtlicher geworden. Zu dieser gegenwärtigen Unübersichtlichkeit am Markt tragen fehlende Qualitätsstandards auch noch ihr Scherflein bei.
Die Marktentwicklung verläuft im Moment derart rasant, dass es selbst für Experten mit jahrzehntelanger Branchenerfahrung mitunter schwer ist, den Überblick zu bewahren. Für Laien, die ausschließlich auf die Werbebotschaften der Produzenten vertrauen müssen, ohne das „Kleingedruckte“ dahinter zu sehen, ist das ohnehin kaum möglich.
Die Komplexität des Themas beginne schon bei der verwirrenden Begrifflichkeit, die es den Konsumenten erschweren würde, das Thema zu bewerten, meint Petra Breith, die mit ihrer Firma LichtErleben seit vielen Jahren Beleuchtungskonzepte für ihre Kunden, darunter auch zahlreiche Ärzte, erstellt und umsetzt. „Wenn ich mit Kunden über LED spreche, muss ich erst einmal heraushören, worüber mein Gegenüber tatsächlich spricht, ob über LED-Leuchten oder doch die heute weit verbreiteten LED-Retrofit-Lampen, die einfach als Ersatz für Glühbirnen in die vorhandenen Beleuchtungskörper geschraubt werden.“
Retrofit bedeutet also nichts anderes als: Die Leuchte bleibt gleich, nur das Leuchtmittel ist ein anderes. Das ist zwar arbeits- und kostensparend, aber nur bedingt anwendbar.
Bei LED-Lampen hingegen müssen die kompletten Leuchten durch neue LED-Systeme ersetzt werden. Ob ein bloßer Retrofit-Austausch aufgrund der Anforderungen möglich ist oder es eines vollkommen neuen Beleuchtungskonzepts bedarf, müsse im Einzelfall, am besten unter Einbeziehung eines Beleuchtungsexperten, abgeklärt werden.
Niedriger Energieverbrauch, geringe Wartungskosten
So oder so, betrachtet man allein die Einsparungspotenziale bei Energieverbrauch und Wartung, dann ist der LED-Einsatz in jedem Fall empfehlenswert. Wie viel man sich im Einzelfall dadurch tatsächlich ersparen kann, ist zwar nicht so einfach zu beziffern, aber in jedem Fall beträchtlich.
Ob die von vielen Herstellern angekündigten 80 bis 90 Prozent Einsparung realisierbar sind, hängt nicht zuletzt von der Ausgangssituation als Vergleichswert ab. Bezogen auf die gute alte Glühbirne sei dies wohl möglich, meint Breith. Im Vergleich zu Leuchtstofflampen ist das Sparpotenzial hingegen deutlich geringer. Ähnliches gelte für die Lebensdauer: Herkömmliche Glühlampen erreichen üblicherweise rund 1.000 Brennstunden, LED-Leuchtmittel laut Verpackungsangabe zwischen 15.000 und 40.000 Stunden.
Trotz dieser unbestreitbaren Vorteile sei aber nicht alles optimal, was in LED strahlt, schränkt Breith ein. Gerade in einer Arztpraxis sollte man sich im Vorfeld genau überlegen, ob das einzusetzende Leuchtmittel die Anforderungen auch erfüllen kann. „Ersparnis bringt nichts, wenn ich nachher ein schlechteres Licht habe als vorher oder als ich einfach für meine Arbeit benötige. Für viele der Anforderungen gibt es heute schon einen sehr guten LED-Ersatz, um die gewünschte Ausleuchtung und Stimmung zu erzielen, aber nicht für alle.“ Die wahre Kunst eines Beleuchtungskonzepts sei es jedenfalls, eine Licht-Lösung zu finden, die den individuellen Anforderungen bestmöglich entspricht. Das wird in den meisten Fällen inzwischen LED sein, aber eben nicht zwingend.
Nicht alles ist möglich
Was die Expertin derzeit zum Beispiel noch nicht unbedingt empfiehlt, ist der 1:1-Tausch von LED-Tubes als Ersatz für Leuchtstoffröhren. Denn damit könne bisher noch nicht die gleiche Lichtausbeute erzielt werden, auch deshalb, weil LED-Tubes nicht 360 Grad rundum leuchten, sondern vorwiegend nach unten.
Problematisch ist derzeit auch noch das Dimmen von LED-Leuchten, meint Breith. Es gäbe zwar sowohl dimmbare LED-Leuchten als auch Dimmer am Markt, die LED-Leuchten entsprechend steuern können. Viele der Angebote seien aber technologisch noch nicht ausgereift. „Das Dimmen von LED hängt derzeit noch ein wenig in der Luft. Die Chance, dass ein System funktioniert, beträgt aktuell vielleicht 50 Prozent.“
Zu bedenken sei bei der Beleuchtungskonzeption auch die Tatsache, so Breith weiter, dass es bei manchen LED-Produkten nach einer gewissen Betriebszeit zu einem Leistungsverlust kommt, der bis zu 30 Prozent ausmachen kann. Dem sollte schon in der Planungsphase entsprechend Rechnung getragen werden, indem die Lichtstärke etwas über dem erforderlichen Mindestmaß dimensioniert wird.
Und weil der soeben diskutierte Leistungsverlust ebenso von der Qualität der LED-Leuchte abhängt – „Je schlechter und billiger das Produkt, desto schneller der Leistungsabfall!“ – wie ihre Lebensdauer und ihr Energiesparpotenzial, rät Breith in jedem Fall zum Griff nach einem renommierten Markenprodukt. Kurzfristige Einsparungen durch Billigprodukte aus Fernost könnten nämlich andernfalls rasch zum Bumerang werden. vw