Diagnose per Videokonferenz
Jede medizinische Behandlung bedarf der Zustimmung des Patienten. Damit wirksam eingewilligt werden kann, muss der Patient über die Bedeutung der Behandlung informiert werden – eine Herausforderung gerade bei fremdsprachigen Patienten.
Kommunikation ist die Grundlage für eine zielführende Behandlung und für die Information der Patienten über ihre Krankheit und geplante therapeutische Maßnahmen. Sie ist aber auch wichtig, damit der Arzt Informationen über den Zustand der Patienten erhält und andererseits über Verhaltensweisen zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit geben kann. Zudem ist für jeden Eingriff die Einwilligung eines einsichtsfähigen und urteilsfähigen Patienten notwendig. Das setzt eine entsprechende Aufklärung voraus, in der sich der Arzt dem Patienten verständlich über geplante medizinische Eingriffe und ihre Folgen artikulieren muss. Dazu reicht es nicht, Aufklärungsbögen auszufüllen oder Informationsbroschüren auszuhändigen. Die verständliche Information über die Behandlung in einem persönlichen Gespräch ist ein Patientenrecht und kann Haftungsfolgen bei Verletzung der ärztlichen Aufklärungspflicht und damit des Behandlungsvertrages nach sich ziehen.
Luxus oder Notwendigkeit?
Lediglich bei Vorliegen eines Notfalls erfolgt eine Ausnahme von der Aufklärung und es darf ohne Einwilligung behandelt werden. Bisher haben sich zahlreiche, wenn auch sehr unbefriedigende Lösungen etabliert, wenn kein Notfall vorliegt, aber Behandlungspflicht besteht. So werden nicht-deutschsprachige Patienten aufklärt, indem eine Sprache gesucht wird, die sowohl Arzt als auch Patient beherrschen, wie beispielsweise Englisch. Alternativ wird ein sprachkundiger Mitarbeiter des Spitals oder eine Vertrauensperson des Patienten herangezogen. In diesen Fällen besteht die Gefahr des Informationsverlustes, aber auch der falschen oder gefilterten Weitergabe von Information. Werden sprachkundige Kinder etwa bei der Behandlung der Eltern als Übersetzer beigezogen, so ist die emotionale Belastung oft besonders hoch und es kann – etwa aus Angst um die Mutter – sehr rasch zu Übersetzungsfehlern kommen. Professionelle Dolmetscher sind hier sicher die beste Form, um die Kommunikation zu verbessern und Konflikte sowie Haftungsfolgen einer unzureichenden Aufklärung zu vermeiden.
Pilotprojekt startet in Kürze
„Migranten oder Menschen mit Hör- bzw. Sprachbehinderungen fällt es oft schwer, an Leistungen im Gesundheitswesen heranzukommen, da sie sich ihren Gesprächspartnern nur eingeschränkt vermitteln können. Eine Reihe von Beispielen aus der Vergangenheit haben das Problem sehr deutlich gemacht und zu teils dramatischen Konsequenzen geführt: von der falschen Behandlung bis hin zum Tod mehrerer Menschen“, weiß Dr. Maria Kletecka-Pulker, Geschäftsführerin der Plattform Patientensicherheit. Damit unzureichende Verständigung zwischen Patienten und Behandelnden bald der Vergangenheit angehört, werden ab Herbst in elf Krankenhäusern und bei zehn niedergelassenen Ärzten auf Knopfdruck per Videoeinspielung ausgebildete Fachdolmetscher zur Verfügung stehen, wenn es für das Arzt-Patienten-Gespräch notwendig ist. Spezielle für den Gesundheitsbereich geschulte Dolmetscher werden für die Sprachen Türkisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch und Gebärdensprache jeweils von Montag bis Sonntag in der Zeit von 6.00 bis 22.00 Uhr über Videozuschaltung erreichbar sein.
Wie wichtig das Dolmetschangebot gerade in der Pflege ist, betont auch Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes: „Die Sprache ist das einzige Mittel, in dem Patienten ihre Nöte, Symptome und Ängste ausdrücken können.“ In dieselbe Kerbe schlägt Dr. Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte Österreichs: „Verstehen und verstanden werden muss ein zentrales Anliegen im Gesundheitssystem sein. Das Projekt ist aus rechtlicher, ethischer und humanitärer Sicht dringend notwendig. Wenn es keine qualitätsvolle Behandlung gibt, werden die Folgekosten für das System weit höher sein.“ Damit dieser Anspruch gelingt, erfordert technisch einfache Lösungen, die rasch und unkompliziert eingesetzt werden können.



