< vorhergehender Beitrag

Deutlich gesprochen – gut angekommen

Thomas Klock ist früheren Ö3-Hörern oftmals noch ein Begriff: Heute schult der Stimmexperte all jene, die beim Sprechen ein optimales Ergebnis erzielen möchten – eine Kompetenz, die Ärzte tagtäglich benötigen.


Ing. Thomas Klock

Auch Ärzte sehen sich bereits während ihres Studiums mit der Notwendigkeit konfrontiert, vor Publikum zu sprechen. Wer im späteren Berufsleben Vorträge hält, Forschungsergebnisse präsentiert oder Laien mit medizinischem Basiswissen versorgt, will naturgemäß die Informationen punktgenau platziert wissen. Um dieses Ziel zu erreichen, spielt die Sprache eine wichtige Rolle, denn sie fesselt, überzeugt, unterhält und informiert – oder eben nicht.

Das kann Stimme

„Die menschliche Stimme ist ein perfektes Musikinstrument“, beschreibt Thomas Klock, Kommunikationstrainer, Sprechcoach, Universitätslektor und Stimme, den Mittelpunkt seiner Arbeit. „Die Sprache kennt daher viele Wörter, die sich auf die Stimme beziehen: bestimmt sein, abstimmen – in mehrdeutiger Weise –, Stimmung, verstimmt sein. Denn: Stimme ist äußerer Ausdruck der inneren Befindlichkeit. Stimme ist höchstpersönlich. Jeder hat seine eigene. Unverwechselbar. Und Stimme ist dennoch anerlernt, über das Hören als (Klein-)Kind. Alles, was erlernt wird, kann auch umgelernt, professionalisiert werden.“
Die persönliche Wirkung von Menschen in einer kommunikativen Situation wird zu 38 % allein von der Stimme geprägt – 55 % entfallen auf die Körpersprache –, aber nur zu 7 % vom Inhalt des Gesagten, erklärt der Stimmexperte. Die Stimme öffnet das Ohr, sie ist ein Schlüsselreiz der Kommunikation. „Die Form des Sprechens ermöglicht erst, dass der Inhalt ankommt. Wissenschaftlich gesagt: Die Form qualifiziert den Inhalt, niemals jedoch umgekehrt!“, betont Klock. „Das heißt: Noch bevor Sie die inhaltlich relevanten Sätze fertig ausgesprochen haben, hat man Sie schon abgelehnt oder akzeptiert, hört man Ihnen zu oder nicht.“
Das bedeutet freilich, dass die richtige Stimme für jeden – auch und manchmal vor allem für Ärzte – enorm viel bewegen kann. „Gerade in Gesprächssituationen, in denen nicht ohne Emotionen miteinander kommuniziert wird oder werden kann – und das ist wohl in vielen medizinischen Gesprächen der Fall – ist ein fester Stimmsitz von großer Bedeutung“, bestätigt Klock. „Hohe Stimmen wirken enervierend, versetzen den Zuhörer in ‚Alarmstimmung‘ – deshalb haben Sirenen immer sehr hohe Töne –, während tiefe Stimmen beruhigend wirken.“ Eine schlechte Nachricht sollte daher mit einem „Brustton der Überzeugung“ überbracht werden – und die Akzeptanz und Aufmerksamkeit wird eine höhere sein, weiß der Stimmexperte.

„Schön“ sprechen

Die Verfügbarkeit unserer Stimme ist eine Selbstverständlichkeit. Wir befassen uns für gewöhnlich nur mit ihr, wenn sie einmal nicht da ist. Der Kommunikationstrainer plädiert dafür, dass wir die Stimme genauso aufwärmen wie alle Körperteile bzw. Muskeln, bevor wir sie beanspruchen. Ein spezielles Warm-up-Programm, das Thomas Klock entwickelt hat, lässt sich zum Beispiel gut in die Morgentoilette einbauen und benötigt nur wenig Zeit. Gleichzeitig lässt sich das Warm-up auch wunderbar untertags für herausfordernde Stimmeinsätze wie wichtige Gespräch oder Vorträge verwenden.
„Basis einer ‚schönen‘ Stimme ist der Atem“, erläutert Klock. „Gleichzeitig ist die richtige Atemtechnik das beste Mittel gegen Lampenfieber oder Aufregung, zum Beispiel vor einem Gespräch mit dem eigenen Chef. Drei- bis fünfmal tief in den Bauch atmen – Zwerchfellatmung – und Blockaden gehen auf, sowohl körperliche als auch geistige.“ Klocks Übungen – siehe Kasten – lassen sich hervorragend in den Alltag einbauen und reduzieren stimmliche Schwachpunkte bzw. festigen Vorteile.
„Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sprechgeschwindigkeit“, ergänzt der Sprechcoach. „Wir sind alle mehr oder weniger in Eile. Ein hohes Sprechtempo suggeriert: ‚Ich habe nicht viel Zeit für dich.‘ Sprechen Sie langsam und Sie werden Ihr Zeitschema in der Ordination besser einhalten können, weil Ihre Inhalte besser ankommen.“

Paradefehler

Manche Berufsgruppen sind für bestimmte Sprechfehler prädestiniert – auch Ärzte. „Je ‚gescheiter‘ ein Mensch, umso monotoner spricht er in der Regel“, mahnt Klock. „Fatal gerade bei Ärzten: langes Studium, lange Fachausbildung, wissenschaftliche Publikationen, Diskussionen unter Gleichgesinnten usw. Wenn Sie dann mit einfachen Menschen über deren Gesundheit sprechen, klingt das wie ein Mantra.“ So erleben viele Patienten ihre Ärzte: distanziert, weil klanglich emotionslos, und ohne Einfühlungsvermögen. Mit der entsprechenden Bereitschaft zur Intonation überwinden Sie aber diese Falle, rät Klock: Getrauen Sie sich, mit der Stimme zu spielen. Gehen Sie an den wichtigen Stellen Ihres Satzes mit der Stimme höher als gewohnt hinauf, an den anderen – und vor allem am Satzende – aber auch ganz tief hinunter. Abschließend hält der Stimmexperte noch einen Tipp bereit, der einem der häufigsten Vorurteile entgegenwirken soll: „‚Die Götter in Weiß‘: Wer kennt das Vorurteil nicht ... Für dieses Image sind vor allem Fehler in der Kommunikation verantwortlich. Bauen Sie mit Ihren Gesprächspartnern eine Beziehungsebene auf, die man sieht und hört: Augenkontakt; vermeiden Sie ‚man‘, ‚jeder‘ usw. und benützen Sie stattdessen das ‚Sie‘; trainieren Sie Ihre Empathiefähigkeit und kommen Sie so schneller auf den Punkt.“                              bw

Übungen

 

  • Feste Stimme in tiefen Bereichen: Stehen Sie vor einem großen Spiegel, halten Sie einen Arm hoch, singen Sie ein hohes „A“, dann lassen Sie den Arm langsam nach ganz unten gleiten und gehen mit der Stimme gleichzeitig nach unten, bis Sie ganz unten das A brummen wie ein Bär (Bärenmaul: Lippen nach vorne stülpen).
  • Bauchatmung: Rückenlage, eine Hand auf den Bauch legen, eine auf das Brustbein, mit Ausatmen beginnen (Bauchdecke wandert nach innen!), Mund schließen, durch die Nase mit Genuss in den Bauch einatmen (mit den Händen kontrollieren, dass nur die Bauchdecke nach außen geht, der Brustkorb sich erst am Ende des Atemholens dehnt), innehalten, Mund öffnen und Luft ausströmen lassen, verweilen und Mund schließen, wieder einatmen usw.
  • Sprechtempo: Deutliches Sprechen reduziert das Tempo! Sprechen Sie täglich mehrmals Zungenbrecher mit einem Flaschenkorken zwischen den Zähnen eingeklemmt, nach drei bis vier Wiederholungen nehmen Sie den Korken aus dem Mund und sprechen den Satz nochmals. Sie werden bemerken, dass Sie langsamer, deutlicher und „schöner“ sprechen.
  • Intonation (Betonung): Täglich beim Lesen der Morgenzeitung o. Ä. einen Artikel laut vortragen, dabei an jenen Stellen, die den Sinn des Satzes tragen, mit der Stimme ganz hoch hinaufgehen, an den anderen die Stimme tief absetzen, vor allem am Satzende beim Punkt.
  • Empathie: Das Einfühlungsvermögen ist die Kernkompetenz einer gelungenen zwischenmenschlichen Kommunikation. Die meisten verwechseln Empathie mit Sympathie. Während ich in einer sympathischen Annäherung das Gefühl des Gesprächspartners erfasse UND es unkontrolliert zu mir herüberschwappt („du tust mir leid“ – im wahrsten Sinne des Wortes!), nimmt die Empathie die Gefühlswelt des Anderen noch viel dichter wahr, belässt es aber bei ihm, während ich in meiner Handlungsfreiheit bleibe („ich kann dich gut verstehen“). Um am Abend nicht mit all den Krankheiten seiner Patienten nach Hause zu gehen und dennoch nahe am Patienten sein zu können, ist Einfühlungsvermögen ein MUSS für einen modernen Arzt. Trainieren Sie Ihre Empathiefähigkeit, indem Sie den Satz „Ich kann gut verstehen...“ oft verwenden und gleichzeitig hinterfragen, ob denn das auch so stimmt. Wenn Sie die Frage selbst nicht beantworten können, dann stellen Sie eine entsprechende Frage. Ein intensives Training der Empathiefähigkeit bietet Thomas Klock in seinen Einzelcoachings an, indem die sogenannten Spiegelneuronen trainiert werden, jener Bereich im Gehirn, der mitunter für die Empathiefähigkeit verantwortlich ist.
  • Noch ein Tipp für Vorträge oder Präsentationen: Die meisten sind mehr als langweilig ... Stechen Sie hervor, indem Sie langsam, deutlich, angemessen laut und gut intonierend sprechen. Üben Sie Ihren fertigen Text mehrmals täglich vor dem Spiegel. Betreffend Dramaturgie Ihres Inhaltes: Überlegen Sie sich in der Vorbereitung als allerersten Schritt: Was ist mir das Wichtigste? Und damit beginnen Sie dann. „Herzlich willkommen“, das Aufzählen der Ehrengäste und der diversen Danksagungen kann auch ein, zwei Minuten später kommen ...

Thomas Klock: http://klock.comsult.at