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Dem Fortschritt öffnen

Die elektronische Gesundheitsakte soll zukünftig ein integrierter Bestandteil des Gesundheits- und Krankheitslebens jedes Bürgers sein. Ohne das Committment der Ärzte wird das aber nicht gehen.


ELGA-Geschäftsführerin Dr. Susanne Herbek. Foto: ZVG

Mehr Sicherheit, mehr Qualität und mehr Effizienz sind die Vorteile, die der elektronischen Gesundheitsakte ELGA von den Befürwortern zugeschrieben werden. Ob ELGA unverzichtbar für ein modernes Gesundheitswesen in Österreich ist oder Big Data den Patienten gläsern macht, ist eine Frage, die sich eigentlich niemand mehr stellen braucht: ELGA ist da und das mehr politische als medizinisch-technische Hickhack um das elektronische Tool ist meist größer als auf den zweiten Blick tatsächlich notwendig.
„ELGA ist nur ein Werkzeug und seine Bedeutung wird überschätzt“, formuliert es beispielsweise Dr. Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM), im Rahmen der Alpbacher Gesundheitsgespräche, die kürzlich in Tirol stattgefunden haben.

Rollout läuft

Weitaus euphorischer sehen das naturgemäß jene, die ELGA aus der Taufe gehoben haben. „Die Bilanz nach einem Dreivierteljahr Betrieb kann sich sehen lassen: Mehr als zwei Millionen e-Befunde bei rund einer Million Patienten sind seit dem ELGA-Start vor neun Monaten entstanden. Mittlerweile arbeiten schon mehr als 60 Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen mit ELGA. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Anbindung weiterer Bundesländer sowie der Ordensplattform der Vinzenz Gruppe und der Barmherzigen Brüder Österreich“, gibt ELGA-Geschäftsführerin Dr. Susanne Herbek Einblick in den aktuellen Stand der Umsetzung.
Der niedergelassene Bereich folgt, ebenso die Ambulatorien und Privatkrankenanstalten. Gleichzeitig mit dem Start der Spitäler in den Bundesländern nimmt auch die ELGA-Ombudsstelle bei den jeweiligen Patientenanwaltschaften ihre Tätigkeit auf, um Bürger und Patienten unabhängig bei der Wahrnehmung und Durchsetzung ihrer Rechte in Angelegenheiten von ELGA und hinsichtlich des Datenschutzes zu beraten.

Kooperation als Wettbewerbsfaktor

ELGA wurde erfunden, um die rasche Information der am Behandlungsprozess Beteiligten herzustellen. „Genau diesen Rahmen haben wir mit ELGA geschaffen“, ist auch Mag. Ulrike Rabmer-Koller, Vorsitzende des Verbandsvorstands im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger überzeugt.
Positiv fällt auch das Urteil von Dr. Gerhard Aigner, Sektionschef im Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, aus: „E-Health nützt allen“, bringt er es auf den Punkt und ergänzt: „Die Patientensicherheit und die Behandlungsqualität werden erhöht.“ Unnötige Doppelbefunde und Mehrfachuntersuchungen können reduziert oder überhaupt vermieden werden, was dazu führt, dass sich der gesamte Behandlungsverlauf verbessert.

e-Medikation wirkt

In der e-Medikation sieht Rabmer-Koller einen Meilenstein in Bezug auf die Patientensicherheit: „Sowohl die Patientin selbst als auch die Hausärztin, die Apotheke, eine Ambulanz oder ein Spital haben damit einen aktuellen Überblick über verordnete und in Apotheken abgegebene Medikamente.“ Der Probebetrieb zur e-Medikation startete Mitte Mai im Bezirk Deutschlandsberg in der Steiermark und ist mittlerweile angelaufen: 33.000 Verordnungen sowie 12.377 Medikamentenabgaben sind erfasst. Sieben von neun Apotheken und 7.392 aktive Patienten sind derzeit eingebunden.
Steiermark und Wien waren die ersten beiden Bundesländer, die im Dezember 2015 mit ELGA in Betrieb gingen. Mittlerweile sind in der Steiermark über 740.000 ELGA-Befunde entstanden.
Die elektronische Gesundheitsakte ist in der Steiermark bereits Realität, die e-Medikation im Auf- und Ausbau. ELGA bietet auch eine wichtige Infrastruktur für zukünftige weitere E-Health-Anwendungen. So ist etwa der e-Röntgenpass in den Spitälern der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes bereits im Einsatz.

Zukunftsfitte Innovationen

Derzeit ist die Welle der ELGA-Abmeldungen abgeflacht. „Wie bei jedem System gab es Kinderkrankheiten. Die hatten wir auch“, resümiert Herbek und ergänzt: „Wir lernen aus den Rückmeldungen, auch die Softwarehersteller. Wir erkennen immer mehr, wie wichtig es ist, dass wir klare Prozesse definieren, sodass der Aufwand für den Anwender schlussendlich wirklich geringer wird. Wir werden bei den elektronischen Befunden nicht innehalten, wir haben bereits innovative Ideen, in welche Richtungen es weitergehen kann.“  rh