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Das Kreuz mit dem Kreuz

Erkrankungen der Wirbelsäule und ihre Therapien stellen kein eigenes Fachgebiet in der Medizin dar. Umso wichtiger sind Veranstaltungen wie die Wirbelsäulentagung in Bad Vigaun, die auf interdisziplinärer Basis ein Forum für State-of-the-Art-Wissen zur Wirbelsäule bietet.


Dr. Helmut Hiertz
Facharzt für Neurochirurgie
Medizinisches Zentrum Bad Vigaun
Karl-Rödhammer-Weg 91
5424 Bad Vigaun
Tel.: 06245/8999-622
helmut.hiertz(at)badvigaun.com
www.badvigaun.com

Behandlungen und Therapien bei Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates gehören zu den Schwerpunkten des Medizinischen Zentrums Bad Vigaun. Die fachliche Kompetenz wird durch die jährlich stattfindende Wirbelsäulentagung des Medizinischen Zentrums Bad Vigaun in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie unterstrichen. Neueste Behandlungsmethoden der Halswirbelsäule standen im vergangenen Jahr im Zentrum der Tagung, die wie jedes Jahr von Dr. Helmut Hiertz, Facharzt für Neurochirurgie am Medizinischen Zentrum Bad Vigaun, organisiert wurde. Namhafte Spezialisten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz präsentierten neue Trends und Behandlungsmethoden aus der Blickwarte unterschiedlicher Fachrichtungen. Etwa 100 Orthopäden, Neurochirurgen, Unfallchirurgen und Allgemeinmediziner brachten ihr Wissen zum Thema Wirbelsäule auf den neuesten Stand.

Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen

Auch 2015 findet wieder eine Wirbelsäulentagung im Medizinischen Zentrum Bad Vigaun statt. „Dieses Jahr bieten wir einen Überblick über degenerative Wirbelsäulenerkrankungen, die Abklärung von Klinik und Therapie sowie gegebenenfalls nötige Stabilisierungsmethoden“, kündigt Hiertz an. Bahnbrechende neue Entwicklungen in Diagnostik oder Therapie sind nicht das Thema. Die Tagungsteilnehmer schätzen dagegen den professionellen Überblick über ein Fachgebiet, das kein offizielles ist. Die Wirbelsäulentagung stellt eine ideale Plattform dar, um das Wissen auf den neuesten Stand zu bringen. „Seit sieben, acht Jahren ist es üblich, das Profil der Wirbelsäule in Augenschein zu nehmen, ihre Krümmung und die damit verbundene Kraftübertragung zu begutachten. Im Einklang mit der vorliegenden Erkrankung und den Beschwerden kann optimal eruiert werden, wie viel Korrektur und ob eine Operation erforderlich ist“, berichtet Hiertz.

Chirurgische Optionen

„Wenn bereits Lähmungserscheinungen bestehen, also Nerv und/oder Rückenmark betroffen sind, gilt es, umgehend zu agieren, sonst können zu erwartende Schädigungen irreversibel sein“, warnt der Wirbelsäulenspezialist. „Auch chirurgische Eingriffe können dann eine Rückbildung der Lähmung nicht garantieren.“ Mitunter führt ein Druck auf das Rückenmark nicht unmittelbar zu Ausfällen, eine nur geringfügige Erschütterung kann jedoch eine Lähmung bewirken. „Zentrale Reaktion muss rasches Handeln sein“, sagt Hiertz. Ein geübter Chirurg kann den erforderlichen invasiven Eingriff mit geringem, kalkulierbarem Risiko durchführen. „Ein normaler Eingriff an der Halswirbelsäule hat lediglich einen Risikofaktor von 0,4 %, dass es zu Problemen kommt – freilich abhängig davon, um welche Erkrankung es sich handelt, welche Komplikationen auftreten und wie erfahren der Chirurg ist“, berichtet der Neurochirurg über Erkenntnisse, die im Rahmen der Tagung zur Sprache kommen.
Minimalinvasive Eingriffe gelten zwar als moderner Standard, sind aber nicht in allen Fällen zielführend. „Im Fall der Korrektur einer Wirbelsäulendeformität wird der Chirurg mit minimalinvasiven Methoden nicht weit kommen“, sagt Hiertz. „Er nimmt den Druck vom Nerv und muss, falls notwendig, eine Fixierung vornehmen. Selbstverständlich sind Eingriffe dieser Art immer vom Befund abhängig, aber eine offene OP kann mitunter zu einem deutlich besseren Ergebnis führen und Reaktionen während der OP sind auch besser beherrschbar. Wo möglich und ausreichend, wird aber selbstverständlich minimalinvasiv gearbeitet.“

Interdisziplinäre Möglichkeiten

Chirurgische Eingriffe an der Wirbelsäule auf interdisziplinäre Beine zu stellen, wäre wünschenswert, ist aber oftmals nicht zielführend, sagt der Neurochirurg. „Etwa bei der Zusammenarbeit mit einem Schmerztherapeuten kennt der Orthopäde oder Neurochirurg die kausale Ursache, der Schmerztherapeut sieht nur das Schmerzproblem. Werden die Schmerzen beispielsweise mit Morphinpräparaten behandelt, ändert das nichts an den Ursachen. Daher legen wir das Hauptaugenmerk auf die Ursachen und erst wenn die angewandte Therapie zu keinem Ergebnis führt, werden die Schmerzen therapiert. Das ist im Alltag leider oft anders“, bedauert Hiertz. Das Ziel müsse das Erreichen einer adäquaten Lebensqualität sein und dafür sei mittel- und langfristig nicht zwingend die Schmerztherapie die Therapie der Wahl, sondern in erster Linie die Therapie der Ursache.
Die Wirbelsäulentagung in Bad Vigaun bietet seit vielen Jahren Allgemeinmedizinern, Orthopäden, Neurochirurgen oder auch Unfallchirurgen die Gelegenheit, neueste Behandlungsmethoden und Trends bei Wirbelsäulenerkrankungen kennenzulernen. „Wirbelsäulenchirurgie ist leider kein eigenes Fach und wird in der Ausbildung zu wenig thematisiert“, beklagt Hiertz. Die Tagung sei daher eine ideale Möglichkeit, um Probleme zu veranschaulichen und Möglichkeiten aufzuzeigen, damit im Fall des Falles die richtige Reaktion rasch erfolgen kann.
„Mein Ziel ist, möglichst viele niedergelassene Kollegen anzusprechen“, sagt der Tagungsorganisator. Viele Kollegen interessieren sich für neue Erkenntnisse und Forschungsergebnisse. Im Rahmen der Wirbelsäulentagung wird schlüssig aufgezeigt, welche Probleme auftreten können, welche Risiken bestehen, wie darauf reagiert werden kann und muss und wie die Therapie im Idealfall umgesetzt wird. Hiertz bemüht sich seit 20 Jahren darum, Wirbelsäulenerkrankungen auch in der Ausbildung zu verankern. Derzeit passieren erste Schritte auf EU-Ebene, die in Richtung einer Zusatzausbildung gehen, doch sie befindet sich noch in den Kinderschuhen. „Für die Zukunft hoffe ich, dass das Interesse an unserer Wirbelsäulentagung bestehen bleibt, aber auch, dass es gezielte Spezialisierungen auf das Thema Wirbelsäule in der Ausbildung geben wird, damit die Kompetenzen klar definiert sind“, meint Hiertz abschließend.                                     bw

Wirbelsäulentagung 2015

Thema: Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen Stabilisierungsmöglichkeiten
Termin: 8. Mai 2015
Ort: Medizinisches Zentrum Bad Vigaun