Damit drin ist, was draufsteht
Österreicher können darauf vertrauen, dass auf ihren Tellern nur einwandfreie Lebensmittel landen. Auch solche, die mit gesundheitsbezogenen Aussagen werben, sind streng geprüft. Experten warnen jedoch vor dem Ankauf von vorgeblich „gesunden“ Produkten aus dem Internet. Dort ist nämlich nicht immer drin, was draufsteht.
„Es gab in den letzten Jahren und Jahrzehnten europaweit zweifelsfrei in dieser Beziehung bei etwa Nahrungsergänzungsmitteln oder Functional Food einen Wildwuchs. Es gab eine Vielzahl von Aussagen der Hersteller, die der wissenschaftlichen Realität aber nicht standgehalten haben. Das ist aber vorbei“, erklärte Ingrid Kiefer, Ernährungswissenschaftlerin und Leiterin der Unternehmenskommunikation der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) im Rahmen des 29. Ernährungskongresses der Diaetologen Österreichs, der kürzlich in Wien tagte. Um das Problem zu lösen, setzte die EU auf einheitliche Regelungen und damit auf Harmonisierung. Schon 2006 wurde die „Verordnung über Nährwert und gesundheitsbezogene Angaben“ in Kraft gesetzt. Darin wird mit dem Fokus auf einen effizienten Verbraucherschutz und zur Förderung des freien Warenverkehrs und des freien Wettbewerbes geregelt, was auf der Packung selbst und in der Warenwerbung gekennzeichnet werden muss. Alle diesbezüglichen Aussagen müssen wissenschaftlich abgesichert sein und eine positive ernährungsphysiologische Wirkung nachweisen. Und: Das Endprodukt muss das, was dem Konsumenten als „Gesundheits-Goody“ versprochen wird – zum Beispiel energiearm, fettarm, zuckerfrei, enthält Omega 3-Fettsäuren – auch tatsächlich halten. Seit 2010 müssen Produktänderungen ebenfalls genauen Vorgaben und Definitionen folgen.
Health Claims – Wo sich weiter Weizen von Spreu trennt
Seit 2008 dehnt die EU ihre Bemühungen in Richtung „Health Claims“ aus. Dieses Projekt ist derzeit noch im Laufen. Eine Finalisierung wird noch 2012 erwartet. Bei den Health Claims geht es um gesundheitsbezogene Aussagen zu Lebensmitteln. Es wird also eine direkte Beziehung zwischen Gesundheit und Lebensmittel hergestellt. Aussagen wie „macht fitter“ oder „senkt den Cholesterinspiegel“ mussten sich einer strengen Prüfung durch die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA stellen. Produzenten, die ihre Produkte so kennzeichnen möchten, waren aufgerufen, diese für eine solche Analyse einzureichen, Studien beizubringen, Testverfahren offenzulegen etc. Insgesamt wurden rund 44.000 Claims an die Europäische Kommission eingereicht. Nach einem umfassenden Konsolidierungsprozess blieben davon allerdings nur mehr ca. 2.760 Claims übrig, die von der EFSA geprüft wurden. Hauptgründe für die Ablehnung von Health Claims liegen übrigens in schlechter Studienqualität, zu geringen Stichproben, nicht ausreichend langer Testung. 
Was aber, wenn sich Lebensmittelproduzenten nicht diesen Kriterien stellen und trotzdem Produkte mit gesundheitsbezogenen Aussagen auf den Markt – und damit zum Konsumenten – bringen? Die Expertin dazu: „Zum einen gibt es kontinuierliche Stichproben-Überprüfungen durch das Gesundheitsministerium via Lebensmittelaufsicht. Zum anderen sind bei Vergehen Sanktionen vorgesehen. Eine Anzeige folgt bei negativem Ausgang auf dem Fuß. Der Markt reguliert sich also selbst“. 
Nahrungsergänzungen: Hände weg vom Internet
Wie auch im Bereich der Arzneimittel stellt der Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) aus dem Internet ein großes Problem dar. Mittlerweile werden zahlreiche NEM vor Inverkehrbringen direkt aus EU-Drittstaaten bezogen. Aufgrund divergierender Rechtsbestimmungen ergeben sich somit erhöhte Beanstandungsquoten hinsichtlich der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung (LMKV), der einschlägigen Verordnungen für Lebensmittelzusatzstoffe und hinsichtlich der Novel Food-Verordnung 258/97. Lebensmittelunternehmer, die NEM direkt aus dem EU-Ausland importieren, sollten hinsichtlich der divergierenden lebensmittelrechtlichen Bestimmungen verstärkt sensibilisiert werden. Da es sich jedoch meist um kleine „Einpersonenunternehmen“ (Sportlerfachgeschäfte, „Ethno- Shops“) handelt, erscheint jedoch eine präventive Beratung schwierig. Werden Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel als Wundermittel wie „20 kg weniger in 3 Wochen“ angepriesen, muss dies kritisch hinterfragt werden und gegebenenfalls sollte objektiver Rat von entsprechenden Diätologen oder Ärzten eingeholt werden.


