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Burnout-Therapie & Kur

Das Burnout-Syndrom ist keine klinische Krankheit, sondern ein Missverhältnis zwischen Belastung und Bewältigungskapazität.


Ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Marktl

Das Burnout-Syndrom wird als Zustand ausgesprochener Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit definiert. Die physische, emotionale und psychische Erschöpfung wird auf eine berufliche Überlastung zurückgeführt und steht mit Stress in Beziehung. Nach der „Internationalen Klassifikation der Erkrankungen“ (ICD-10) handelt es sich beim Burnout um Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung. Aus dieser sehr kurzen Darstellung geht hervor, dass es sich beim Burnout-Syndrom um keine klinische Krankheit handelt, sondern um ein Missverhältnis zwischen Belastung und Bewältigungskapazität. Dieses Missverhältnis kann sich in weiterer Folge im Auftreten verschiedener somatischer und psychischer Probleme manifestieren.

Welche Therapie führt zum Ziel?

Die komplexe Natur des Burnout-Syndroms mit sehr unterschiedlichen Ausgangssituationen und gesundheitlichen Folgen führt zur Schlussfolgerung, dass Therapieansätze, wie sie in der klinischen Medizin üblich und effektiv sind, in diesen Fällen nicht zielführend erscheinen. Dem Einsatz von ganzheitlichen Konzepten in der Prävention und bei der Intervention des Burnout-Syndroms kann jedoch eine gewisse Plausibilität nicht abgesprochen werden.
In der Tradition der europäischen Medizin stellen medizinische Kuren seit Jahrhunderten Verfahren mit einem ganzheitlichen Ansatz dar. Die vielfach wissenschaftlich nachgewiesenen nachhaltigen Wirkungen von Kuren manifestieren sich auch in einer positiven und nachhaltigen Beeinflussung stressassoziierter Variabler (Abb. 1).
Auf der Basis von Ergebnissen hinsichtlich der positiven Beeinflussung negativer Stresswirkungen wurde vom mittlerweile geschlossenen Forschungsinstitut in Bad Tatzmannsdorf ein Forschungsprojekt durchgeführt, in dem untersucht wurde, welche Wirkungen die herkömmliche Kur auf Burnout-bezogene Beschwerden und Parameter hat. Dabei standen vor allem Fragen der Erholung sowie das persönliche Erleben des Kuraufenthaltes im Vordergrund. Einen Überblick über einige Details des persönlichen Erlebens des Kuraufenthalts gibt die Abbildung 2.
Kuren verbessern nachhaltig Burnout-bezogene negative Stimmungen, der Einfluss der Kur auf Burnout-bezogene Schlafqualität oder Erschöpfung kann nicht nachgewiesen werden. Kuren kompensieren Probleme beim Abschalten und damit beim Erholen. Somit konnte gezeigt werden, dass Kuren, wie sie in üblicher Weise durchgeführt werden, deutliche Effekte bei Burnout aufweisen. Es kann erwartet werden, dass Kuren, die speziell auf die Bedürfnisse der Prävention und Intervention von Burnout hin gestaltet werden, noch bessere Effekte erbringen. Es erscheint somit als ein Gebot der medizinischen Vernunft und finanziellen Ökonomie, die in den Kurorten und -betrieben ohnehin vorhandenen Möglichkeiten auch zur Prävention und Intervention des Burnout-Syndroms zu nutzen.

Foto: bildagentur waldhäusl

Die zentralen Ergebnisse der Studie

  • Die Kur wird generell als erholsam erlebt.
  • Am erholungsförderlichsten werden passive Therapien, der Aufenthalt in der Natur und die Zeit für sich selbst empfunden.
  • Personen mit eingeschränkter Erholungsfähigkeit sprechen besonders gut an. In dieser Gruppe zeigt sich auch ein deutlicher Hafteffekt.

 
AUTOREN:
Ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Marktl
Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin

Mag. Dr. Gerhard Blasche
Zentrum für Public Health, Institut für Umwelthygiene, MUW