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„Besser geht’s nicht!“

Gerade in Zeiten der zunehmenden klinischen Arbeitszeitverdichtung ist E-Learning ein adäquates Mittel, um die Mitarbeiterkompetenz zu steigern und damit die Patientensicherheit zu erhöhen.


Univ.-Prof. Dr. Norbert Pateisky, AssekuRisk Safety Management

Die E-Health-Tagung der Plattform Patientensicherheit präsentierte den knapp 100 Gästen im Festsaal des Bundesministeriums für Gesundheit neue Einsatzmöglichkeiten innovativer Informationstechnologie im klinischen Alltag. Die gezeigten Projekte wurden dabei auf ihren potenziellen Beitrag zur Erhöhung der Patienten- und Mitarbeitersicherheit bewertet.
Univ.-Prof. Dr. Norbert Pateisky, Leiter der Abteilung für klinisches Risikomanagement an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Wien und Vorstandsmitglied von AssekuRisk Safety Management, plädierte in seinem Referat für den verstärkten Einsatz von E-Health-Lösungen bei Mitarbeiterschulungen im Krankenhaus.
Dienstanweisungen, Strafandrohungen, Leitlinienflut oder Dokumentationspflichten – all diese Maßnahmen hätten sich in der Vergangenheit als nicht funktionstüchtig im Kampf gegen menschliche Fehler im klinischen Alltag erwiesen. Dabei gehe es nicht um die einzelnen großen, spektakulären und medienwirksamen Fälle, sondern um die kleinen, alltäglichen Verfehlungen, die in ihrer Breite aber doch erhebliche Schäden anrichten würden. „Das Sicherheitsproblem in unseren Häusern ist nicht das falsch abgenommene Bein oder der verwechselte Patient“, erläuterte Pateisky, „sondern ob die Mitarbeiter die Regeln kennen, ob sie also wissen, was zu tun ist, und ob sie sich auch an diese Regeln halten.“ Diese Art von Compliance funktioniere im Moment nur zum Teil, so die Analyse Pateiskys. Das habe nichts damit zu tun, dass die Mitarbeiter unwillig oder böse wären, sondern, „weil wir ein Organisationsversagen haben. Um die Compliance sicherzustellen, brauchen wir eine Art medizinische ‚Section Control‘.“
Klinische Abläufe müssten eben so abgesichert werden, dass am Ende auch tatsächlich das gemacht wird, was zu tun ist. Das sei nicht als Kritik an den einzelnen Mitarbeitern zu interpretieren, wie Pateisky nochmals betonte. „Wir müssen es ihnen organisatorisch so einfach wie möglich machen. Und dann müssen wir genau hinschauen, ob es auch tatsächlich funktioniert.“ Dazu müsse es gelingen, folgende Faktoren nachhaltig in der jeweiligen Organisation zu implementieren: Akzeptanz schaffen, Wissen und Können vermitteln, deren Anwendung aktiv begleiten und schließlich die Ergebnisse messen.

Wissen als wirksamste Waffe

Als wirksamste Waffe im Kampf gegen Fehler habe sich also Wissen und Kompetenz erwiesen. Diese Fähigkeiten gelte es daher ständig zu erweitern bzw. zu aktualisieren. Je komplexer die Aufgabenstellungen in der modernen Medizin werden und je mobiler die Personalsituation in den Krankenhäusern angesichts von Arbeitszeitbeschränkungen oder zunehmender Teilzeitarbeit, desto wichtiger werde der Faktor Weiterbildung, ist Padeisky überzeugt. Und je schwieriger die organisatorischen, personellen und finanziellen Rahmenbedingungen noch zusätzlich werden, desto mehr bietet sich der Einsatz von E-Learning-Tools und computerbasierten Trainings an. Schließlich müsse man nicht „alle Dinge ‚face to face‘ unterrichten. Es gibt vieles, was man über E-Learning-Methoden gut erklären kann – dann zumindest, wenn die Tools dafür gut gemacht sind“, plädiert Pateisky für professionelle und erprobte Angebote anstelle von „selbstgestrickten Lösungen“. Idealerweise sind die Tools dabei Internet-basiert, weil damit niemand an einen bestimmten Ort oder auch eine bestimmte Zeit gebunden ist.
E-Learning-Tools sind für Pateisky jedenfalls eine wichtige, derzeit noch viel zu wenig genützte Ergänzung für die Mitarbeiterschulung: „Unter den derzeit herrschenden Bedingungen im klinischen Alltag kann ich für viele Einsatzbereiche nur sagen: E-Learning – besser geht’s nicht.“   vw

48h-Woche in den Vorarlberger Landeskrankenhäusern

Mit 1.1. 2016 setzen die Vorarlberger Landeskrankenhäuser mit der Einführung der 48-Stunden-Woche einen weiteren großen Schritt zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit bei den Ärzten. Neben bereits umgesetzten Maßnahmen wie beispielsweise der Gehaltsreform, einem einheitlichen Tätigkeitsprofil, dem Einsatz von Arzt- und Dokumentationsassistenten, einem Lehrpraxis-Pilotprojekt und einer attraktiven Basisausbildung wird durch die Umsetzung der 48h-Woche die Attraktivität der Vorarlberger Landeskrankenhäuser zusätzlich gesteigert. Das wird durch den Einsatz von neuen Dienstzeitmodellen sowie zusätzlichen Facharztstellen ermöglicht. Die neuen Dienstzeitmodelle wurden im Rahmen eines Arbeitszeitprojektes von einer Projektgruppe bestehend aus Ärztevertretern aus allen Ebenen und Landeskrankenhäusern, Betriebsrat, Verwaltung sowie Personalmanagement und externen Beratern erarbeitet.
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