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Begleiter in ein rauchfreies Leben

In Österreich rauchen so viele Menschen wie kaum in einem anderen Land Europas. Die Initiative Rauchertelefon bietet all jenen Beratung und Hilfe an, die ihr Laster los werden wollen. Dazu wird auch dringend die Unterstützung der Ärzte benötigt, für die ein beispielhaftes Kooperationsmodell entwickelt wurde.


Ein Drittel aller Österreicher raucht. Das ist eine im internationalen Vergleich durchaus alarmierende Zahl. Laut Eurobarometer 2009 – „Die Tabakkontrollskala, Rangliste und Vergleich“ – bildet Österreich unter 30 untersuchten Ländern das Schlusslicht. Das heimische Suchtverhalten ist nicht nur für eine Vielzahl von Erkrankungen haupt- bzw. mitverantwortlich, sondern schlägt sich auch mit enormen Kosten volkswirtschaftlich nieder. Laut einer IHS Studie aus 2008 belaufen sich die gesellschaftlichen Kosten des Rauchens auf über 1,6 Milliarden Euro, welchen ein wirtschaftlicher Ertrag aus der Tabaksteuer von etwa 1,1 Milliarden gegenübersteht. Nur einer von 10 Versuchen, ohne Hilfe mit dem Rauchen aufzuhören, ist erfolgreich. Zur Unterstützung gibt es eine Vielfalt an Tabakentwöhnungsprogrammen – je nach Bevorzugung oder Abhängigkeit. Das Angebot reicht von telefonischer Beratung über ambulante und stationäre Programme. Die WHO hat bereits 2004 als eine der sinnvollsten Maßnahmen zur Bekämpfung der Tabakabhängigkeit – neben entsprechenden Apellen, Ratschlägen und Aufklärung durch Ärzte sowie dem Einsatz von Pharmakotherapien – die Etablierung von Rauchertelefonen vorgeschlagen. In Österreich gibt es ein entsprechendes Angebot seit Mai 2006.

0810 810 013

Das Rauchertelefon ist eine Initiative der Sozialversicherungsträger, der Länder und des Bundesministeriums für Gesundheit. Der telefonische Dienst zur Tabakentwöhnung steht österreichweit zur Verfügung und wird von der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse betrieben. Der Erstkontakt kostet je nach Handyanbieter maximal 10 Cent pro Minute, die weiterführenden und ausführlichen Beratungsgespräche sind kostenfrei.
Das Angebot dient der Begleitung auf dem Weg in ein rauchfreies Leben. Im Rahmen von individuell vereinbarten Beratungsgesprächen werden aufhörwillige Raucher bei der Vorbereitung, direkt am ersten rauchfreien Tag und an den ersten Tagen und Wochen der Rauchfreiheit unterstützt. Die Beratung erfolgt somit über den Zeitpunkt des Rauchstopps hinaus und trägt entscheidend zum Abstinenzerfolg bei. Als kompetente Gesprächspartner stehen Klinische- und Gesundheitspsychologen zur Verfügung, die in der Tabakentwöhnung und Telefonberatung speziell geschult sind.
Telefonische Raucherentwöhnung unterscheidet sich nur geringfügig von jener, die persönlich in Einzel- oder Gruppengesprächen durchgeführt wird. Auch hier ist eine regelmäßige Betreuung über mehrere Wochen hinweg vorgesehen. Das erste Gespräch dient dazu, das Angebot zu erklären und die individuell passende Entwöhnungsstrategie bzw. -methode zu finden. Dabei werden bisherige Erfahrungen besprochen und individuelle Ziele, Erwartungen und die Motivation zum Rauchstopp erfragt sowie wichtige Themen wie der Umgang mit Verlangensattacken, Ernährung, Bewegung und medikamentöser Unterstützung besprochen.

Schlusspunktmethode

Als erfolgversprechendste Methode zur Raucherentwöhnung hat sich die Schlusspunktmethode entwickelt. Dabei wird innerhalb der nächsten Wochen gemeinsam ein Datum festgesetzt, ab dem der Klient rauchfrei sein möchte. Für diesen Termin kann dann der Rauchstopp schon im Vorfeld gut vorbereitet werden. Dazu zählt unter anderem das Entfernen von Raucherutensilien, das Finden von Alternativ-Handlungen, Ablenkungsbeschäftigungen und sportlichen Aktivitäten, eventuell auch eine medikamentöse Unterstützung. Bei einer erfolgreichen Raucherentwöhnung müssen immer beide Aspekte der Abhängigkeit berücksichtigt werden – die körperlichen und die psychischen. Infolge der körperlichen Abhängigkeit kommt es oft zu Entzugserscheinungen, wo die Klienten auf die Unterstützung ihrer Ärzte bzw. der Apotheker zugreifen können. In der Arztpraxis gibt es aber in der Regel zu wenige Ressourcen, um sich auch mit den Folgeerscheinungen der psychischen Abhängigkeit auseinanderzusetzen, die bis hin zu regelrechten Konditionierungen reichen können, zum Beispiel, wenn allein der Geruch nach Kaffee den Wunsch nach einer Zigarette auslöst. Und genau darin wollen Initiativen wie das Rauchertelefon die Ärzte unterstützen.
Wichtig ist dabei eine möglichst frühzeitige interdisziplinäre Kooperation zwischen Ärzten und Psychologen. Als zielgerichtetes Angebot für niedergelassene Ärzte, Spitäler und Reha-Einrichtungen bietet das Rauchertelefon seit 2008 zwei spezielle Kooperationsmodelle an. Ein Modell dient zur Begleitung beim Rauchstopp, das andere zur Nachbetreuung bei erreichter Abstinenz.

„Fax to Quit“

Das Modell „Fax to Quit“ gilt als international empfohlenes und zukunftsträchtiges Modell in der Tabakentwöhnung, zur Begleitung des Rauchstopps oder zur Rückfallprophylaxe.
Der betreuende Arzt faxt mit ausdrücklichem Einverständnis seines Patienten ein vorgefertigtes Formular direkt an das Rauchertelefon. Dieses nimmt innerhalb der folgenden Tage telefonischen Kontakt mit dem Klienten auf. Der Vorteil für Ärzte, die über knappe zeitliche Kapazitäten bzw. mangelnde Spezialisierung verfügen, liegt dabei in der ökonomischen, jedoch sehr direkten Vermittlungsmöglichkeit an eine professionelle,  kostenfreie Beratungsstelle, die eine langfristige Betreuung anbietet.
Betreut werden einerseits Klienten, die mit dem Rauchen endlich aufhören wollen – Modell „Rauchfrei werden! Per Fax.“ –, und solche, die eine professionelle Nachbetreuung nach bereits erfolgtem Rauchstopp suchen: „Rauchfrei bleiben! Per Fax.“
Das Modell ist in Österreich im europäischen Vergleich sehr erfolgreich. Das heißt die Kooperation funktioniert mit vielen Institutionen langfristig; die Zuweisungszahlen und die Zahlen der Beratungen aufgrund der Zuweisungen steigen. Seit Beginn der Kooperation wurden bereits 1.300 Faxanmeldungen verzeichnet, allein 2010 langten 464 Faxe beim Rauchertelefon ein. 41 Prozent der Faxe waren Anmeldungen zur Beratung zum Rauchstopp, 59 Prozent waren Anmeldungen zur Nachbetreuung. 85 Prozent der angemeldeten Personen wurden telefonisch erreicht und vom Rauchertelefon informiert und beraten.
Insgesamt wurden 2010 über das Rauchertelefon weit mehr als 3.100 Informations- und Beratungsgespräche mit 2.330 Klienten geführt. Bezüglich der Erfolge des Services wurden bisher zwei Evaluationen in Form von Nachbefragungen durchgeführt. Ein Drittel derjenigen, die Beratung beim Rauchertelefon in Anspruch genommen haben, war zum Zeitpunkt der Befragung noch rauchfrei, ein weiteres Drittel hat den Zigarettenkonsum immerhin reduziert.

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Kontakt:
Mag. Melanie Stulik, Klinische- und Gesundheitspsychologin, Fachliche Leiterin Raucher-telefon; 05/0899-6222
info(at)rauchertelefon.at

0810 810 013
Montag bis Freitag, 10:00 bis 18:00 Uhr
info(at)rauchertelefon.at
Fax: 05 0899 – 6262

Materialien des Rauchertelefons (Broschüren, Faxunterlagen, Poster etc.) können jederzeit unter 0810 810 013 oder info@rauchertelefon.at kostenlos bestellt werden.

www.rauchertelefon.at: Informationen, Tipps und Tricks zur Raucherentwöhnung sowie ein Forum, in dem sich Interessierte mit anderen Gleichgesinnten und Experten zum Thema Tabak und Nikotin austauschen können. Weiters steht ein Online-Entwöhnprogramm zur Verfügung.

Rauchfrei werden! Per Fax

Aufgaben des Arztes
Kurzintervention:

  • Rauchverhalten ansprechen
  • Zum Rauchstopp motivieren
  • Aufhörmotivation erheben

Information Rauchertelefon (Broschüre, Visitenkarte übergeben)
Erhebung von Grobdaten (Patienten füllen Faxformular aus)
Faxformular ans Rauchertelefon schicken: 05 0899 6262

Aufgaben des Rauchertelefons
Kontaktaufnahme
Erstgespräch mit Anamnese
Folgegespräche umfassen u. a.:

  • konkrete Zielsetzung vereinbaren
  • Raucherstopptag fixieren
  • Handlungsalternativen erarbeiten
  • Unterstützungsmöglichkeiten

 

Rauchfrei bleiben! Per Fax

Aufgaben des Arztes
Raucherentwöhnung: Patienten haben ambulantes oder stationäres Entwöhnprogramm absolviert

Information Rauchertelefon – Nach-betreuungsangebot (Broschüre, Visitenkarte übergeben)
Erhebung von Grobdaten (Patienten füllen Faxformular aus)
Faxformular ans Rauchertelefon schicken: 05 0899 6262

Aufgaben des Rauchertelefons
Kontaktaufnahme
Beratungsgespräche umfassen u. a.:

  • Stabilisieren der Abstinenz
  • Entzugsmanagement
  • Ressourcen aktivieren
  • Rückfallprophylaxe