Auf Hertz & Nieren getestet
Das Coupé im klassischen Sinne ist ein geschlossener zweitüriger Pkw mit sportlichem und elegantem Erscheinungsbild. (©Wikipedia). Wer aber nun daraus schließt, ein viertüriges Coupé sei ebenso ein Anachronismus wie der schwarze Schimmel, die runde Ecke oder die quadratische Kugel, der irrt gewaltig ...
Bereits vor einigen Jahren verließen die ersten viertürigen Coupés die Werkshallen der Autofirmen. Seit Kurzem gibt es diese besondere Form des Automobils nun auch für jene Menschen, die das Besondere lieben, für die (Life)Style nicht nur ein Modewort ist, die einfach etwas mehr als nur Durchschnitt wollen – und zwar von der bayrischen Premium-Marke BMW in Form des 6er Grand Coupé.
Expertentest
ÄrzteEXKLUSIV hat das Auto von einem besonders profunden Experten unter die Lupe nehmen lassen: Univ.-Prof. Dr. Harald Hertz, Unfallchirurg, Notfallmediziner, Chefarzt des Wiener Roten Kreuzes und Präsident der OSK (Oberste Nationale Sportkommission für den Motorsport).
Auch ein verregneter Sommertag konnte den bekennenden Auto-Enthusiasten nicht davon abhalten, das neue 6er Grand Coupé einige Stunden lang über die Wiener Höhenstraße zu jagen und wirklich auf „Hertz & Nieren“ zu testen.
Fünf Meter lang, aber nur 1,40 hoch – die alte „Katze“ – unter Insidern der „Kose-Name“ des 6ers der ersten Generation – schnurrt wieder... und wie!!! Was der neue 6-Zylinder-Benziner in seinem eleganten Blechkleid leistet, ist einfach grandios. Die 320 PS-Kraft – ohne Ende – seines neu entwickelten 3-Liter-Motors katapultiert das Zwei-Tonnen-Raubtier in weniger als 5,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und auch danach scheinen dem Vorwärtsdrang bis zur elektronischen Abriegelung praktisch keine Grenzen gesetzt – aber das alles mit einer Eleganz und Geschmeidigkeit, wie es nur eine Katze vermag.
Viele Bonuspunkte
Der im Prospekt angegebene Verbrauch von 7,8 Liter/100 km ist wohl eher ein Fall für die Statistik, aber mit deutlich unter zehn Litern lässt sich die zum wahren Tiger mutierte Katze mehr als flott vorantreiben. Und das in einem Ambiente, das wirklich seinesgleichen sucht. Feinstes Leder, perfekte Verarbeitung, ästhetisch, cool und doch mit einer eleganten Note präsentiert sich das Innere des BMW 6er Grand Coupé.
Allerdings: Weder die Außenfarbe noch das Interieur unseres Testwagens trafen bei Prof. Hertz wirklich ins Herz: „Bei solchen Autos halte ich Farbexperimente für verwegen – vor allem, wenn man sich eines Tages schweren Herzen von so einem Liebling wieder trennen sollte – da ist das klassische ‚Schwarz-Schwarz’ vermutlich immer noch die beste Option.“ Generell sollte man bei der Wahl heller Innenfarben vorsichtig sein – das creme-ziegelfarbige Lederkostüm des Testautos jedenfalls verursachte recht unliebsame Spiegelungen in der Windschutzscheibe. Aber dort bleibt der Blick ja ohnedies auf dem Head-Up Display oder dem futuristischen, ausgefahrenen Hochtöner der B&O-HiFi-Anlage hängen.
Auch längere Ausritte mit dem Tiger werden in den ergonomisch perfekt geformten Komfortsitzen zum Vergnügen. Und wer meint, dass es drei Golfbags oder mehrere Paar Ski sein müssen, für den lassen sich die Rückenlehnen im Fonds im Verhältnis 40:60 umklappen – was der Raubkatze auf vier Rädern bis zu 1.265 Liter „Bauchfüllung“ beschert.
Die Zusatzliste dieser Coupé-Limousine lässt sich beinahe endlos verlängern: Von Spurverlassenswarnung, Spurwechselwarnung, aktive Geschwindigkeitsregelung mit Stop&Go-Funktion einschließlich Auffahrwarnung, Speed-Limit-Info, BMW Night Vision mit Personenerkennung, Rückfahrkamera und Surround View, bis zum innovativen Bang & Olufsen High End Surround Sound System, Adaptive Drive, Internet-Nutzung mit einer mit Google vernetzten Navigation u.v.m. lässt sich so ziemlich alles in dieses automobile Gustostückerl packen, was Herz bzw. Geldbörse begehren.
Edle Vorgaben
Das neue BMW 640i Grand Coupé ist also das nahezu perfekte Fahrzeug in der Premium-Klasse, das seinen Marktbegleitern wieder einiges vorgegeben hat und sicherlich für längere Zeit das Maß der Dinge bleiben wird. Eine kleine kritische Anmerkung konnte sich Sicherheitsexperte Prof. Hertz zum Abschluss eines feuchten Testtages aber dennoch nicht verkneifen: „Irgendwie ist der Sicherheitsgurt schwer zu erreichen – man muss sich ziemlich verdrehen, um ihn vor dem Wegfahren anzulegen ...“ Durchaus richtig – wer allerdings länger mit dem Wagen unterwegs sein darf, der entwickelt eine völlig neue Umdreh-Technik ... und mit der geht’s dann wieder ganz leicht...
Knapp 88.000 Euro kostet das Vergnügen BMW 640i Grand Coupé in der Grundausstattung, der Diesel ist um 2.000 Euro teurer. Allrad gibt es derzeit nur im Power-Pack mit acht Zylindern und 450 PS ab 110.000 Euro – aber wie man BMW kennt, werden auch bald die „Babytiger“ auf vier Pfoten gehen lernen ... acm